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Wenn Frauen zu sehr lieben

Wenn Frauen zu sehr lieben

Titel: Wenn Frauen zu sehr lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Norwood
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entschuldigte, so bezieht sie jetzt alles auf sich. Sie glaubt, nur sie allein würde sich für die Aufrechterhaltung der Beziehung einsetzen. Ihre Schuldgefühle wachsen, sobald sie darüber nachdenkt, woher diese Wut in ihr kommt und warum sie nicht liebenswert genug ist – denn offensichtlich liebt er sie nicht genug, um sich ändern zu
wollen
, ihr und der Beziehung zuliebe.
    Mittlerweile ist sie bereit, alles zu versuchen, was eine Änderung bei ihm bewirken könnte. Versprechungen werden ausgetauscht: Sie schimpft nicht mehr, wenn er nicht mehr trinkt, spätnachts nach Hause kommt oder sich irgendwo herumtreibt. Keiner von beiden ist in der Lage, sich an solche Abmachungen zu halten, und sie nimmt undeutlich wahr, dass sie die Kontrolle verloren hat – nicht nur über ihn, sondern auch über sich selbst. Sie kann nicht aufhören, mit ihm zu streiten, ihn zu beschimpfen, ihn zu beschwören, ihn anzuflehen. Ihre Selbstachtung sinkt immer tiefer.
    Es folgt vielleicht ein Umzug, weil beide Partner ihren Freunden, der Arbeit oder der Familie die Schuld an ihren Problemen zuschieben. Und vielleicht wird die Situation daraufhin tatsächlich erträglicher – aber nur eine Zeit lang. Schon bald treten die alten Muster wieder auf.
    Mittlerweile wird sie von diesem erbitterten Kampf dermaßen in Anspruch genommen, dass ihr weder Zeit noch Kraft für irgendetwas anderes bleibt. Wenn sie Kinder hat, werden diese mit Sicherheit in jeder Hinsicht vernachlässigt. Sämtliche sozialen Aktivitäten kommen zum Erliegen. All der aufgestaute Groll, all die Geheimnisse, die sie hüten muss, führen dazu, dass jeder Auftritt in der Öffentlichkeit für sie zur Tortur wird. Durch das Ausbleiben der sozialen Kontakte wird die Frau, die zu sehr liebt, noch mehr isoliert. Sie hat eine weitere zentrale Verbindung zur Realität verloren. Ihr gesamtes Leben reduziert sich nunmehr auf ihre Beziehung.
    Vor langer Zeit einmal waren ihr die Verantwortungslosigkeit und Bedürftigkeit dieses Mannes reizvoll erschienen; damals hatte sie fest geglaubt, ihn ändern, ihn «in Ordnung bringen» zu können. Mittlerweile hat sie eine Menge von dem übernommen, was eigentlich zu seinen Aufgaben und Pflichten gehört, und während sie deswegen einerseits sehr verbittert ist, genießt sie andererseits das Gefühl von Kontrolle über ihn, wenn sie sein Geld einteilt und die alleinige Verantwortung für die Kinder trägt.
    Wenn Sie noch einmal einen Blick auf die Tabelle werfen, werden Sie feststellen, dass wir uns schon mitten in der «kritischen Phase» befinden, der Phase also, in der sich zunächst die seelische und dann auch die körperliche Verfassung rapide verschlechtert. Falls nicht schon früher Essstörungen aufgetreten sind, können sie zu diesem Zeitpunkt hinzukommen.
    Aus dem Versuch heraus, die Wut und den Groll in ihr zu dämpfen, aber auch, weil sie sich irgendwie für ihre Anstrengungen belohnen will, beginnt sie vielleicht, Essen als eine Art Beruhigungsmittel einzusetzen. Oder sie vernachlässigt die Nahrungsaufnahme, weil sie an Magengeschwüren oder chronischer Magenverstimmung leidet; oft werden diese Beschwerden auch von einer märtyrerhaften «Ich habe keine Zeit zum Essen»-Haltung begleitet. Oder sie kontrolliert ihre Nahrungsaufnahme rigoros, um das Gefühl von Kontrollverlust zu kompensieren, das ihr Leben generell bestimmt. Zu diesem Zeitpunkt beginnt sie vielleicht auch, Alkohol oder eine andere «Freizeitdroge» zu missbrauchen. Sehr häufig setzt sie Medikamente ein, um mit der unerträglichen Situation fertig zu werden, in der sie sich nunmehr befindet. Ein Arzt, der die fortschreitenden Störungen dieser Patientin nicht richtig diagnostiziert, verschreibt ihr womöglich ein Beruhigungsmittel, welches die Angst unterdrücken wird, die durch ihre Lebensumstände und ihre Einstellung dazu aufgekommen ist und trägt damit zur Verschlechterung ihres Zustandes bei. Einer Frau in dieser Lage ein potenziell suchterzeugendes Medikament zu verschreiben, kommt dem Angebot eines kräftigen Schlucks Gin gleich. Sowohl der Gin als auch das Beruhigungsmittel betäuben den Schmerz eine Zeit lang, aber ihr Gebrauch schafft eher zusätzliche Probleme, ohne auch nur ein einziges zu lösen.
    Ist eine Frau, die zu sehr liebt, bei diesem Stadium angelangt, treten unvermeidlich nicht nur seelische, sondern auch körperliche Probleme auf. Der langanhaltende große Stress kann die verschiedensten Auswirkungen haben. Wie schon bemerkt, wird

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