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Wenn Frauen zu sehr lieben

Wenn Frauen zu sehr lieben

Titel: Wenn Frauen zu sehr lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Norwood
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darauf verwenden, sich selbst zu helfen. Leider erscheint uns die Idee, jemand anderen zu verändern, viel faszinierender, als an uns selbst zu arbeiten.
     
    Ein Großteil des Wahns und der Verzweiflung, die Sie erleben, entstammt direkt dem Versuch, das zu bestimmen und zu kontrollieren, was Sie weder bestimmen noch kontrollieren können. Denken Sie einmal an all die Anstrengungen, die Sie unternommen haben: endlose Vorträge, Flehen, Drohungen, Bestechungen, vielleicht sogar Gewalttätigkeit – die verschiedensten Versuche, von denen keiner erfolgreich war. Erinnern Sie sich daran, was Sie bei jedem Fehlschlag empfunden haben. Ihrem Selbstbewusstsein wurde ein neuer Schlag versetzt, was Sie noch ängstlicher, noch hilfloser, noch wütender werden ließ. Der einzige Ausweg besteht darin, dass Sie Ihre Versuche aufgeben, ihn und sein Leben zu kontrollieren.
     
    Sie müssen auch deshalb damit aufhören, weil er sich unter Ihrem Druck wahrscheinlich nie ändern wird. Was sein Problem sein sollte, sieht allmählich wie Ihres aus, und es bleibt an Ihnen hängen, solange Sie sich für ihn verantwortlich fühlen. Selbst wenn er Sie mit dem Versprechen beschwichtigt, sich in bestimmter Hinsicht zu ändern, wird er vermutlich irgendwann zu seinem früheren Verhalten zurückkehren und Ihnen deswegen auch noch böse sein. Denken Sie daran: Wenn Sie der Grund dafür sind, dass er bestimmte Verhaltensweisen aufgibt, werden Sie auch der Grund dafür sein, dass er sie wieder aufnimmt.
    Ein Beispiel: In meinem Büro sitzen zwei junge Menschen. Er ist gekommen, weil er im Zusammenhang mit Alkohol oder Drogen etwas angestellt hat und von seinem Bewährungshelfer an mich verwiesen wurde. Sie ist gekommen, weil sie versucht, ihn überallhin zu begleiten. Sie betrachtet es als ihre Aufgabe, darauf zu achten, dass er nicht vom «richtigen Weg» abkommt. Wie häufig in solchen Fällen stammen beide aus Familien, in denen zumindest ein Elternteil alkoholabhängig ist. Und nun sitzen sie vor mir, Hand in Hand, und erzählen, sie würden bald heiraten.
    «Ich glaube, dass die Heirat ihm guttun wird.» Diesen Satz wiederholt die junge Frau öfter, mal mit schüchternem Mitgefühl, mal mit fester Überzeugung.
    «Ja», sagt er und nickt treuherzig. «Sie sorgt dafür, dass ich nicht zu wild herumtobe. Sie ist eine große Hilfe für mich.» In seiner Stimme schwingt Erleichterung mit, und seine Freundin errötet vor Freude über sein Vertrauen und die Verantwortung, die er ihr über sich und sein Leben gibt.
    Und ich versuche – angesichts ihrer Hoffnung und Liebe so behutsam wie möglich –, den beiden folgendes klarzumachen: Wenn er Probleme mit Alkohol oder Drogen hat und sie der Grund dafür ist, dass er etwas kürzertritt oder seinen Alkohol- beziehungsweise Drogenkonsum sogar ganz einstellt, dann wird sie früher oder später auch der Grund dafür sein, dass er beides forciert oder wieder aufnimmt. Ich weise die beiden darauf hin, dass er eines Tages mitten in einem Streit zu ihr sagen wird: «Deinetwegen habe ich aufgehört, und was ist dabei herausgekommen? Ich kann dich ja sowieso nie glücklich machen, warum soll ich mich also weiterhin darum bemühen?» Bald werden sie von denselben Kräften auseinandergerissen werden, die sie auch zusammengebracht haben.
    Welche Folgen hat dieser Schritt?
    Vielleicht wird Ihr Partner sehr wütend und beschuldigt Sie, kein Interesse mehr an ihm zu haben. Diese Wut entspringt der panischen Angst, die Verantwortung für sich selbst übernehmen zu müssen. Solange er mit Ihnen streiten, Versprechungen abgeben oder versuchen kann, Sie zurückzugewinnen, führt er seinen Kampf außerhalb statt innerhalb seiner eigenen Person. (Kommt Ihnen das bekannt vor? Es trifft auch auf Sie zu, solange Sie Ihren Kampf mit ihm führen.)
     
    Vielleicht stellen Sie fest, dass es wenig Gesprächsstoff gibt, wenn in Ihrer Beziehung nicht mehr gebettelt, gestritten, gedroht, gekämpft und wieder gutgemacht wird. Das ist in Ordnung. Sprechen Sie sich Ihre Affirmationen lautlos vor.
     
    Wenn Sie wirklich damit Schluss gemacht haben, über ihn zu bestimmen und ihn zu kontrollieren, dann wird höchstwahrscheinlich eine Menge Energie in Ihnen freigesetzt. Diese Energie können Sie nunmehr darauf verwenden, sich selbst kennenzulernen, weiterzuentwickeln und voranzubringen. Sie sollten jetzt schon wissen, dass Sie versucht sein werden, sich wiederum nach einer Daseinsberechtigung außerhalb Ihrer selbst umzusehen. Halten

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