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Wenn Frauen zu sehr lieben

Wenn Frauen zu sehr lieben

Titel: Wenn Frauen zu sehr lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Norwood
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chaotischen Beziehungen verschaffen nicht nur die erwünschte Ablenkung, sondern erzeugen neues Leiden. Alkoholismus ist eine Krankheit, die immer weiter fortschreitet, und genauso kann die Abhängigkeit von einer Beziehung in ein Stadium geraten, in dem sie zu einer Sucht wird. Eine Trennung wird häufig mehr gefürchtet als die schlimmsten Qualen in der Beziehung: Denn allein zu sein bedeutet, sowohl die immer noch vorhandenen Schmerzen aus der Vergangenheit als auch das gegenwärtige Leid aushalten zu müssen.
    Die Sucht nach der Beziehung ist also auch in dieser Hinsicht mit der Sucht nach Alkohol vergleichbar – und genauso schwer zu überwinden. Die Abhängigkeit einer Frau vom Partner (oder von einer Reihe unpassender Partner) kann ihren Ursprung in den verschiedensten Familienproblemen haben. Erwachsene Kinder von Alkoholikern sind in einer günstigeren Lage als ihre Leidensgenossen aus anderweitig dysfunktionalen Familien, denn zumindest in den meisten größeren Städten gibt es Alanon-Gruppen, deren Mitglieder einander bei der Aufarbeitung ihrer Probleme mit sich selbst und mit ihren Partnern unterstützen können.
    Wir brauchen den Beistand einer geeigneten Selbsthilfegruppe, um uns aus der Abhängigkeit von einer Beziehung zu befreien: Wir müssen den Suchtkreislauf durchbrechen und lernen, unser Selbstwertgefühl und unser Wohlbefinden nicht von einem Mann negativ beeinflussen zu lassen. Wir können lernen, gesund, erfüllt und fröhlich zu leben, ohne unser Glück von einem anderen Menschen abhängig zu machen.
    Diejenigen, die in Abhängigkeit von einer Beziehung oder einer chemischen Droge leben, sind leider häufig davon überzeugt, ihr Problem allein lösen zu können. Sie verzichten auf Hilfe von außen und berauben sich damit der Chance, ihre Sucht zu überwinden.
    Für viele Menschen, die mit der einen oder anderen Form von Sucht kämpfen, hat diese Überzeugung – «Ich kann es allein schaffen» – zur Folge, dass ihr Leben erst schrecklich werden muss, bevor es besser werden kann. Auch Lisa musste erst in eine hoffnungslose Situation geraten, bevor sie zugeben konnte, dass sie Hilfe brauchte, um ihre Leidenssucht zu überwinden.
    Für Menschen wie Lisa ist es besonders schlimm, dass Liebesleid und Abhängigkeit von Beziehungen in unserer Kultur romantisch verklärt werden. Vom Schlager bis zur Oper, vom Groschenroman bis zur klassischen Literatur, von der täglichen Fernsehserie bis zum hochgelobten Film und Theaterstück – wir sind umgeben von zahllosen Beispielen dafür, wie perspektivlose, unreife Beziehungen verklärt und verherrlicht werden. Ständig reden uns diese kulturellen Vorbilder ein, die Stärke der Liebe ließe sich am Grad des durch sie verursachten Leidens messen, und nur wer wirklich leide, liebe auch wirklich. Wenn ein Sänger wehmütig klagt, dass er nicht aufhören kann, jemanden zu lieben, obwohl es doch so wehtut, dann reagieren wir auf diese Botschaft. Vielleicht liegt die eigentliche Kraft in der ständigen Wiederholung dieser Ansicht; jedenfalls glaubt irgendetwas in uns, der Sänger beschreibe die Liebe, wie sie sein soll. Wir akzeptieren den Schmerz als einen natürlichen Bestandteil der Liebe und begreifen die Bereitschaft zum Leiden um der Liebe willen als einen positiven Charakterzug.
    Es gibt nur wenige Vorbilder dafür, wie einander ebenbürtige Menschen auf gesunde, reife, ehrliche, weder manipulative noch ausbeuterische Art miteinander umgehen. Das hat vermutlich zwei Gründe: Erstens gibt es solche Beziehungen im wirklichen Leben tatsächlich nur selten. Zweitens ist der Wert des emotionalen Austausches in solch guten Beziehungen oft viel unaufdringlicher als in deren Gegenstück; deshalb wird ihr dramatisches Potenzial gewöhnlich übersehen und findet keinen Eingang in Literatur, Theater, Film und Popmusik. Wir sehen und kennen also fast nur schädliche Formen von Beziehungen.
    Weil es in den Medien kaum Beispiele für reife Liebe und gesunde Kommunikationsformen gibt, habe ich jahrelang mit dem Gedanken gespielt, das Drehbuch für jeweils eine Folge der erfolgreichen «Seifenopern» im Fernsehen zu schreiben. In meiner Sendung würden alle Figuren ehrlich, selbstbewusst und fürsorglich miteinander umgehen. Keine Lügen, keine Geheimnisse, keine Manipulationen, niemand, der sich zum Opfer machen lassen, und niemand, der einen anderen zum Opfer machen würde. Stattdessen könnten die Zuschauer einmal Menschen sehen, die gewillt sind, auf der

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