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Wenn Frauen zu sehr lieben

Wenn Frauen zu sehr lieben

Titel: Wenn Frauen zu sehr lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Norwood
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vier und Peter zweieinhalb Jahre alt. Ich habe eine Teilzeitarbeit als Stationshilfsschwester, bereite mich auf mein Krankenpflegeexamen vor und versuche, zu Hause alles in Ordnung zu halten. Normalerweise passt Sean auf die Kinder auf, das heißt, wenn er nicht in der Kunstakademie oder ganz weg ist.» Das sagte sie ohne jeden bitteren Unterton.
    «Wir haben vor sieben Jahren geheiratet. Ich war siebzehn und hatte gerade die Schule abgeschlossen. Er war vierundzwanzig, arbeitete ein bisschen als Schauspieler und ging zur Abendschule. Er wohnte mit drei Freunden zusammen. Jeden Sonntagabend besuchte ich sie und kochte die tollsten Festessen für alle. Ich war Seans Mädchen für sonntags. Freitags und samstags stand er entweder auf der Bühne oder traf sich mit einer anderen. Jedenfalls mochten mich auch seine Freunde sehr gern. So gut wie bei mir schmeckte es ihnen die ganze Woche nicht. Sie haben Sean immer aufgezogen, ihm gesagt, er solle mich doch heiraten und sich von mir versorgen lassen. Der Gedanke muss ihm gefallen haben, denn genau das tat er. Er bat mich, ihn zu heiraten, und ich sagte natürlich ja. Ich war begeistert. Er sah so gut aus. Schauen Sie!» Sie öffnete ihre Brieftasche und holte ein paar Fotos heraus. Das erste Bild zeigte Sean: dunkle Augen, hohe Backenknochen und ein gespaltenes Kinn in einem etwas mürrischen, aber gut aussehenden Gesicht. Ich hielt es für eine auf Passformat verkleinerte Fotografie, wie sie sich Schauspieler oder Modelle für ihre Unterlagen anfertigen lassen. Melanie bestätigte meine Vermutung und erzählte mir, dass die Aufnahme von einem sehr bekannten Fotografen stammte.
    «Er sieht aus wie ein Filmstar», bemerkte ich, und sie nickte stolz. Gemeinsam sahen wir uns die anderen Bilder an, die ihre drei Kinder in verschiedenen Entwicklungsphasen zeigten: krabbelnd, bei den ersten unsicheren Schritten, beim Ausblasen der Geburtstagskerzen. Ich hatte gehofft, Sean noch einmal auf einem weniger gestellten Foto zu sehen, entdeckte aber kein einziges Bild von ihm und den Kindern. Ich fragte sie nach dem Grund dafür.
    «Normalerweise macht er die Aufnahmen. Er hat ziemlich viel Ahnung von Fotografie, genauso wie von Schauspielerei und bildender Kunst.»
    «Macht er zurzeit irgendetwas in dieser Richtung?», fragte ich.
    «Nein, eigentlich nicht. Seine Mutter hat ihm etwas Geld geschickt. Er ist ja wieder nach New York gegangen, um zu sehen, welche Möglichkeiten sich ihm dort bieten.» Ihre Stimme wurde leiser.
    Bei ihrer loyalen Haltung Sean gegenüber hätte ich eigentlich erwartet, dass Melanie seiner Reise nach New York positiv gegenüberstand. Da dies jedoch nicht der Fall war, fragte ich: «Melanie, was ist los?»
    Zum ersten Mal hörte sich ihre Stimme etwas vorwurfsvoll an: «Unsere Ehe ist nicht das Problem. Es ist seine Mutter. Sie schickt ihm immer wieder Geld. Jedes Mal, wenn er endlich anfängt, sich auf unsere Familie zu konzentrieren, oder wenn er bei einer Arbeit bleibt, dann kommt wieder ein Scheck von ihr und schwupps! ist er weg. Sie kann nicht nein zu ihm sagen. Wenn sie aufhören würde, ihm Geld zu geben, dann könnten wir es schaffen, endlich eine richtige Familie zu werden.»
    «Und wenn sie nie damit aufhört?», fragte ich.
    «Dann wird Sean sich ändern müssen. Ich werde ihm zeigen, wie sehr er uns wehtut.» Sie begann zu weinen. «Er wird nein sagen müssen, wenn sie ihm Geld anbietet.»
    «Melanie, nach allem, was Sie mir da erzählt haben, klingt das nicht sehr wahrscheinlich.»
    Ihre Stimme wurde lauter und klang entschlossener. «Sie kann unser Leben nicht weiterhin ruinieren. Er
wird
sich ändern.»
    Melanie stieß ein besonders großes Blatt vor sich her und beobachtete aufmerksam, wie es allmählich zerfiel.
    Ich wartete einen Moment und fragte dann: «Gibt es noch mehr Probleme?»
    Melanie antwortete: «Er ist sehr häufig nach New York gefahren. Dort trifft er sich immer mit jemand anderem.» Ihr Ton wurde wieder sachlich.
    «Eine andere Frau?», fragte ich. Melanie sah weg, als sie nickte. «Wie lange geht das schon?»
    «Na ja, seit ein paar Jahren.» Melanie zuckte die Achseln. «Die Sache begann während meiner ersten Schwangerschaft. Ich konnte es ihm auch nicht verübeln. Ich fühlte mich so krank und elend, und er war so weit weg.»
    Erstaunlicherweise übernahm Melanie sowohl die Schuld für Seans Untreue als auch die Last, ihn und ihre Kinder zu unterhalten, während er an verschiedenen Karrieren herumbastelte. Ich fragte sie,

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