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Wenn Frauen zu sehr lieben

Wenn Frauen zu sehr lieben

Titel: Wenn Frauen zu sehr lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Norwood
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ihr, mir eine solche Frage zu stellen. Aber sie sah mich so verständnisvoll an, dass ich keinen Sinn mehr darin sah, mich weiterhin zu verstellen.
    Wir sprachen sehr lange miteinander. Sie erzählte mir von ihrer Therapiegruppe. All den Frauen in dieser Gruppe wäre eines gemeinsam: Sie alle fühlten sich von «neurotischen Beziehungen» angezogen und würden nun gemeinsam lernen, sich so etwas nicht mehr anzutun. Sie gab mir ihre Telefonnummer, und nachdem ich zwei weitere Monate lang die reinste Hölle mitgemacht hatte, rief ich sie an. Sie brachte mich dazu, mit ihr zu dieser Gruppe zu gehen. Manchmal glaube ich fast, dass sie mir das Leben gerettet hat. Diese Frauen waren genauso wie ich. Fast alle hatten schon in ihrer Kindheit gelernt, die allergrößten Schmerzen hinzunehmen.
    Allerdings hat es noch ein paar Monate gedauert, bevor ich ihn verlassen konnte, und trotz der Unterstützung durch die Gruppe fiel es mir sehr schwer. Ich hatte ein unglaublich starkes Bedürfnis, ihm zu beweisen, dass er liebenswert war. Ich glaubte, wenn ich ihn nur genug liebte, würde er sich ändern. Gott sei Dank habe ich diesen inneren Drang überwunden, sonst wäre ich sicher wieder mit ihm oder einem ähnlichen Mann zusammen.
    Warum sich Chloë von Roy angezogen fühlte
    Als Chloë Roy kennenlernte, war es, als träfe sie in ihm auf die Synthese zwischen ihrer Mutter und ihrem Vater. Roy war aggressiv und hasste Frauen. Seine Liebe zu gewinnen hieß für sie, die Liebe ihres Vaters zu gewinnen, der sich ja auch aggressiv und destruktiv verhielt. Roy durch ihre Liebe zu verändern hieß, ihre Mutter zu verändern und zu retten. Chloë betrachtete Roy als Opfer seiner eigenen Hassgefühle, die sie durch ihre Liebe positiv beeinflussen wollte. Und wie jede Frau, die zu sehr liebt, wollte sie auch den Kampf mit ihm und um ihn gewinnen, so wie sie den Kampf um ihre Mutter und ihren Vater, die er symbolisierte, gewinnen wollte. Deshalb fiel es ihr so schwer, sich aus dieser unbefriedigenden und destruktiven Beziehung zu lösen.
    Mary Jane: seit dreißig Jahren mit einem arbeitssüchtigen Mann verheiratet
    Wir lernten uns auf einer Weihnachtsparty kennen. Sein jüngerer Bruder, der etwa so alt war wie ich und mich sehr gern mochte, hatte mich dazu eingeladen. Und da war auch Peter. Er rauchte Pfeife und trug ein Tweedjackett mit Lederflicken auf den Ellbogen – er sah aus wie ein richtiger Intellektueller. Ich war von ihm sehr beeindruckt. Noch dazu hatte er etwas Melancholisches an sich, was mich genauso wie sein Aussehen faszinierte. Ich war sicher, er musste früher einmal sehr verletzt worden sein. Sofort hatte ich das Bedürfnis, ihn näher kennenzulernen. Um ihn verstehen zu können, wollte ich erfahren, was man ihm angetan hatte. Ich hielt ihn für unerreichbar, dachte aber, wenn ich mein Mitgefühl ihm gegenüber deutlich zum Ausdruck brächte, würde er vielleicht weiterhin einen Ansprechpartner in mir sehen. Es war schon eigenartig: Wir redeten an diesem ersten Abend ziemlich viel miteinander, ohne dass er sich voll auf mich eingelassen hätte. Er schien mit etwas ganz anderem, viel Wichtigerem beschäftigt zu sein, und ich versuchte ständig, seine Aufmerksamkeit ganz zu bekommen. Dadurch wurde jedes Wort, das er zu mir sagte, ungeheuer wichtig, geradezu kostbar, denn ich dachte, er hätte eigentlich etwas Besseres zu tun, als sich mit mir zu unterhalten.
    Genauso war es mir mit meinem Vater ergangen. Meine gesamte Kindheit und Jugend über bekam ich ihn buchstäblich nie zu Gesicht. Wir waren ziemlich arm. Sowohl er als auch meine Mutter arbeiteten in der Stadt und ließen uns Kinder die meiste Zeit allein zu Hause. Selbst am Wochenende hatte er irgendetwas zu tun. Eigentlich sah ich meinen Vater nur, wenn er zu Hause etwas reparierte – den Kühlschrank oder das Radio oder sonst etwas. Ich weiß noch, ich hatte immer das Gefühl, er würde mir den Rücken zudrehen, aber das störte mich nicht, weil ich es so schön fand, dass er überhaupt da war. Ich blieb ständig in seiner Nähe und stellte ihm tausend Fragen. Damit versuchte ich eigentlich nur, seine Aufmerksamkeit zu bekommen.
    Was ich nun bei Peter tat, war im Grunde genau dasselbe, aber das erkannte ich natürlich nicht. Ich weiß noch, dass ich versuchte, genau in seinem Blickfeld zu sein. Ständig drehte er den Kopf weg, um Rauch auszublasen, oder er beschäftigte sich ausgiebig damit, die Pfeife in Brand zu halten. Mit seinen zusammengezogenen Augenbrauen

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