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Wenn Frauen zu sehr lieben

Wenn Frauen zu sehr lieben

Titel: Wenn Frauen zu sehr lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Norwood
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wusch sich nur selten, arbeitete nicht und sah einer Gefängnisstrafe wegen Delikten entgegen, die im Zusammenhang mit seinem Alkoholproblem standen. Ich begleitete ihn zu einer Beratungsstelle, wo er einen Kursus für Autofahrer absolvierte, denen der Führerschein wegen Trunkenheit am Steuer entzogen worden war. Der Leiter dieses Kurses empfahl mir, einen der hauseigenen Berater aufzusuchen, weil auch ich offensichtlich Probleme hätte. Für ihn war das wohl deutlich erkennbar, für mich aber keineswegs. Ich war mitgekommen in dem Glauben, mein
Partner
habe Probleme. Auf die Idee, dass ich selbst welche haben könnte, wäre ich nie gekommen. Trotzdem ging ich zu einer Beratungssitzung, und die Therapeutin brachte mich sofort dazu, über einige Aspekte meiner Beziehungen zu Männern zu reden. Ich hatte mein Leben noch nie von diesem Blickwinkel aus betrachtet. Ich entschloss mich, weiterhin zu ihr zu gehen, und dadurch wurde mir geholfen, die Muster zu erkennen, die ich entwickelt hatte.
    Als Kind hatte ich derart viele Gefühle verdrängt, dass ich nunmehr all die Aufregung und Anspannung brauchte, die diese Männer mir boten, um mich überhaupt lebendig zu fühlen. Schwierigkeiten mit der Polizei, Experimente mit Drogen, krumme Geschäfte, gefährliche Leute, verrückter Sex – das alles war alltäglicher Bestandteil meines Lebens geworden. Und selbst dabei konnte ich nicht allzu viel fühlen.
    Ich ging also weiterhin zur Beratung und zusätzlich – auf Anregung meiner Therapeutin – in eine Frauengruppe. Dort begann ich überhaupt erst, mich selbst kennenzulernen; ich verstand beispielsweise, dass ich an kranken, gestörten, mir unterlegenen Männern interessiert war, weil ich sie mit meinen hilfreichen Bemühungen beherrschen konnte. Obwohl ich in Spanien jahrelang in Psychoanalyse gewesen war und endlos über meinen Hass auf meinen Vater und meine Wut auf meine Mutter geredet hatte, war mir doch nie klar geworden, wie viel das alles mit meiner zwanghaften Fixierung auf schwer neurotische Männer zu tun hatte. Obwohl ich immer geglaubt hatte, die Analyse würde mir sehr gut tun, hatte sie mir doch nicht geholfen, dieses Muster zu ändern. Wenn ich mein Verhalten überprüfe, muss ich sogar sagen, dass es mit den Jahren schlimmer wurde.
    Jetzt, wo es mir mit Hilfe von Beratung und Frauengruppe langsam besser geht, werden auch meine Beziehungen zu Männern allmählich normaler. Vor einiger Zeit ließ ich mich mit einem Zuckerkranken ein, der sein Insulin nicht nehmen wollte, und sofort schlüpfte ich wieder in die Helferrolle: Ich hielt ihm Vorträge darüber, wie gefährlich es war, was er da tat, und versuchte, sein Selbstwertgefühl aufzurichten. Es klingt vielleicht komisch, aber diese Beziehung bedeutete für mich tatsächlich einen Schritt
vorwärts
! Zumindest war er kein Drogenabhängiger. Trotzdem spielte ich wieder einmal meine vertraute Rolle als starke Frau, die die volle Verantwortung für das Wohlergehen ihres Partners übernimmt. Ich werde mich wohl eine Zeit lang von Männern ganz fernhalten, denn ich habe endlich erkannt, dass ich mich eigentlich überhaupt nicht für einen Mann verantwortlich fühlen will, obwohl ich nach wie vor nicht weiß, was ich sonst für Männer empfinden sollte. Sie gaben mir die Möglichkeit, mich nicht mit mir selbst beschäftigen zu müssen. Erst allmählich lerne ich, mich anzunehmen, mich zu lieben, mich zur Abwechslung einmal um mich selbst zu kümmern. Und davon würden mich Männer im Moment nur ablenken – dazu habe ich sie ja mein Leben lang benutzt. Aber dieser Prozess macht mir auch Angst, denn bisher konnte ich mich immer so viel besser um andere kümmern als um mich selbst.
     
    Auch in diesem Bericht sehen wir, wie eng Verleugnung und Kontrolle miteinander verbunden sind. In Celestes Familie herrschte emotionales Chaos, das weder in Worte gefasst noch auf irgendeine andere Weise zum Ausdruck gebracht werden durfte. Selbst Celestes Rebellion gegen die familiären Regeln und Normen deutete nur indirekt darauf hin, wie schwer, wie tiefgreifend gestört diese Familie im Grunde war. Sie schrie und brüllte, aber die anderen hörten einfach nicht hin. In ihrer Frustration und Einsamkeit verschloss sie sich vor all ihren Gefühlen – außer der Wut. Sie war wütend auf ihren Vater, weil er sich ihr nie zuwandte, wütend auf den Rest der Familie, weil sich alle zu akzeptieren weigerten, dass es Probleme gab und dass Celeste unter ihnen litt. Diese Wut

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