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Wenn Frauen zu sehr lieben

Wenn Frauen zu sehr lieben

Titel: Wenn Frauen zu sehr lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Norwood
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hatte etwas Diffuses; Celeste verstand nicht, dass sie wütend war, weil sie sich immer so hilflos fühlte – unfähig, in ihrer Familie eine Veränderung zu bewirken. Sie liebte und brauchte ihre Familie, aber in diesem Milieu konnte ihren emotionalen Bedürfnissen nach Liebe und Sicherheit unmöglich entsprochen werden. Folglich suchte sie sich später Beziehungen, die sie kontrollieren konnte: mit Männern, die weniger gebildet oder erfahren waren als sie, deren finanzielle Lage oder gesellschaftliche Stellung der ihren nicht entsprach. Wie sehr sie Beziehungsmuster dieser Art brauchte, kommt in der Wahl ihres letzten Partners krass zum Ausdruck: Er war ein Alkoholiker im Endstadium, der dem Stereotyp des «Penners» weitgehend entsprach. Und noch immer hatte die intelligente, kultivierte, gebildete und weltgewandte Celeste nicht die geringste Ahnung, wie unangemessen, wie schädlich diese Verbindung war. Die Verleugnung ihrer eigenen Gefühle und Wahrnehmungen und ihr Bedürfnis, den Mann und die Beziehung zu kontrollieren, überwogen bei weitem jede mögliche Einsicht. Gesund zu werden hieß für Celeste vor allem, sich selbst und ihr Leben nicht mehr intellektuell zu analysieren, sondern stattdessen den tiefen seelischen Schmerz zu fühlen, der die schreckliche Isolation begleitete, die sie als Kind hatte ertragen müssen. Zu ihren zahlreichen, exotischen sexuellen Abenteuern kam es überhaupt nur, weil sie so wenig echte Verbindung zu anderen Menschen und zu ihrem eigenen Körper spürte. Diese Abenteuer bewahrten sie davor, das Risiko echter Intimität mit anderen eingehen zu müssen. Dramatik und Aufregung traten an die Stelle von Nähe mit all ihrer bedrohlichen Intensität. Gesund zu werden bedeutete für sie, sich ohne die Ablenkung durch einen Mann selbst auszuhalten, ihre eigenen Gefühle zu spüren, eben auch den Schmerz über ihre Isolation. Es bedeutete, sich anderen Frauen zuzuwenden, die ihr Verhalten verstanden und ihre Bemühungen um Veränderung ernst nahmen. Celeste muss lernen, anderen Frauen nahe zu kommen und ihnen zu vertrauen, aber auch, sich selbst nahe zu kommen, sich selbst zu vertrauen.
    Celeste muss eine Beziehung zu sich selbst entwickeln, bevor sie eine befriedigende Beziehung zu einem Mann aufnehmen kann, und auf diesem Gebiet muss sie noch intensiv an sich arbeiten. Im Grunde drückte sich in all ihren Begegnungen mit Männern nur ihre eigene Wut, ihr eigenes Chaos, ihre eigene Rebellion aus, und die Versuche, diese Männer zu kontrollieren, waren auch Versuche, die inneren Kräfte und Gefühle zu bezwingen, von denen sie getrieben wurde. Sie muss sich auf die eigene Person konzentrieren; die daraus erwachsende größere innere Stabilität wird sich dann in ihren Interaktionen mit Männern widerspiegeln. Solange Celeste nicht gelernt hat, sich selbst zu lieben, sich selbst zu vertrauen, ist sie auch nicht dazu fähig, Liebe und Vertrauen einem Mann gegenüber zu empfinden oder von einem Mann anzunehmen.
    Viele Frauen begehen den Fehler, nach einem Mann zu suchen, mit dem sie eine Beziehung aufbauen können, ohne zuvor eine Beziehung zu sich selbst entwickelt zu haben: Sie laufen von einem Mann zum nächsten und hoffen, in ihm zu finden, was in ihnen selbst nicht vorhanden ist. Aber die Suche muss bei der eigenen Person beginnen. Niemand kann uns genügend lieben, um unserem Leben die Erfüllung zu geben, solange wir uns nicht selbst lieben. Wenn wir mit unserer inneren Leere losziehen, um nach Liebe zu suchen, dann können wir nichts anderes finden als noch mehr Leere. Die äußere Gestaltung unseres Lebens spiegelt das wider, was tief in uns selbst verankert ist: ob wir von unserem eigenen Wert überzeugt sind, von unserem Recht auf Glück, und was wir im Leben zu verdienen glauben. Ändern sich diese Überzeugungen, so ändert sich auch unser Leben.
    Janice: 38  Jahre alt; verheiratet, Mutter von drei noch nicht volljährigen Söhnen
    Wer wie ich so hart daran gearbeitet hat, nach außen hin den Schein zu wahren, dem wird es praktisch unmöglich sein, einem anderen Menschen zu zeigen, was wirklich in ihm vorgeht. Und außerdem: Wer kennt sich denn schon selbst gut genug? Viele Jahre lang habe ich verheimlicht, was bei uns zu Hause los war, während ich in der Öffentlichkeit eine große Show abzog. Schon als Schulkind begann ich, Verantwortung zu übernehmen, für Ämter zu kandidieren, in Führungspositionen aufzusteigen. Ich fühlte mich großartig. Manchmal glaube ich, ich

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