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Wenn Frauen zu sehr lieben

Wenn Frauen zu sehr lieben

Titel: Wenn Frauen zu sehr lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Norwood
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würde verwundet oder gar getötet werden. Aber wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass mich vielmehr der Gedanke beunruhigte, er könnte dort womöglich erwachsen werden und würde mich nach seiner Rückkehr vielleicht nicht mehr brauchen.
    Ich gab ihm deutlich zu verstehen, dass ich zur Heirat bereit war, um ihn vor dem Militärdienst zu bewahren. So kam unsere Ehe zustande. Wir waren beide zwanzig, als wir heirateten. Ich weiß noch, wie er sich beim Hochzeitsempfang so fürchterlich betrank, dass ich mich ans Steuer setzen musste; schließlich wollten wir ja in die Flitterwochen fahren. Die Leute haben sich köstlich amüsiert.
    Nach der Geburt unserer Söhne wurde es mit dem Trinken bei ihm schlimmer. Er erklärte mir, dass er den ganzen Druck nicht aushalten könne, dass er auch mal raus müsse, dass wir einfach zu jung geheiratet hätten. Er ging oft zum Angeln, auch übers Wochenende, und verbrachte viele Abende mit seinen Freunden in der Kneipe. Ich wurde darüber nie richtig wütend; er tat mir nur schrecklich leid. Wenn er wieder getrunken hatte, fand ich jedes Mal eine Entschuldigung dafür und strengte mich noch mehr an, es zu Hause gemütlicher zu machen.
    Vermutlich hätten wir eine Ewigkeit so weitermachen können; jedes Jahr wäre es eben ein Stück bergab gegangen. Aber schließlich fiel er mit seiner Trinkerei bei der Arbeit auf. Seine Kollegen und sein Chef stellten ihn zur Rede und ließen ihm nur die Wahl, entweder das Trinken aufzugeben oder seinen Job zu verlieren. Er gab das Trinken auf.
    Und damit ging der Ärger los. All die Jahre, in denen Robbie getrunken hatte und dauernd in Schwierigkeiten geraten war, wusste ich doch zweierlei: erstens, dass er mich brauchte, und zweitens, dass es niemand anders mit ihm aushalten würde. Nur deswegen konnte ich mich sicher fühlen. Natürlich musste ich mir eine Menge gefallen lassen, aber das nahm ich in Kauf. Mein Vater hatte sich damals viel schlimmer aufgeführt, als es Robbie je eingefallen wäre: Er hatte meine Mutter geprügelt und eine Affäre nach der anderen gehabt – mit Frauen, die er in Bars aufgegabelt hatte. Ein Ehemann, der nur zu viel trank, war für mich bei weitem das kleinere Übel. Außerdem konnte ich zu Hause schalten und walten, genau wie ich es wollte, und wenn er wirklich einmal verrücktspielte, dann schimpfte ich und weinte, und er riss sich ein, zwei Wochen zusammen. Mehr wollte ich eigentlich auch gar nicht.
    Aber das wurde mir erst klar, als er mit dem Trinken aufhörte. Ganz plötzlich ging mein armer, hilfloser Robbie jeden Abend zu A. A.-Meetings, schloss neue Freundschaften, führte ernste Telefongespräche mit Leuten, die ich nicht einmal kannte. Dann suchte er sich bei A. A. einen Sponsor, und an diesen Mann wandte er sich jedes Mal, wenn er ein Problem oder eine Frage hatte. Ich fühlte mich um meinen Job betrogen und war ungeheuer wütend. Ich muss gestehen, dass mir unser Leben viel besser gefallen hatte, als er noch trank. Denn vor seinem Entzug war ich es gewesen, die seinen Chef mit irgendeiner faulen Ausrede anrief, wenn Robbie wieder mal so einen Kater hatte, dass er nicht zur Arbeit gehen konnte. Ich belog seine Familie und seine Freunde, wenn er sich wegen seiner Trinkerei – ob bei der Arbeit oder als Autofahrer – wieder mal Ärger eingehandelt hatte. Im Allgemeinen war es meine Aufgabe gewesen, zwischen ihm und der Außenwelt zu vermitteln. Und damit sollte nun plötzlich Schluss sein! Jedes Mal, wenn er mit etwas Schwierigem fertigwerden musste, telefonierte er mit seinem Sponsor, der immer darauf bestand, dass Robbie Probleme direkt anging. Robbie beherzigte diese Anweisungen, ganz gleich, worum es sich handelte. Hinterher rief er wieder seinen Sponsor an, um ihm Bericht zu erstatten. Bei diesen ganzen Veränderungen geriet ich völlig ins Abseits.
    Ich hatte jahrelang mit einem verantwortungslosen, unzuverlässigen und sehr unehrlichen Mann zusammen gelebt, aber erst, als Robbie schon neun Monate trocken war und in jeder Hinsicht Fortschritte machte, mussten wir feststellen, dass wir uns häufiger und heftiger stritten als je zuvor. Am wütendsten machte es mich, dass er seinen A. A.-Sponsor anrief, um herauszufinden, wie er mit mir umgehen sollte. Es schien, als sei
ich
die größte Bedrohung für sein neues Leben ohne Alkohol!
    Ich war kurz davor, die Scheidung einzureichen, als die Frau seines Sponsors mich anrief und fragte, ob wir uns einmal treffen könnten. Nach einigem Zögern

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