Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures
berühmten Wave Hill Station, einer großen Viehzuchtfarm, weggelaufen sind. Die bisher mit Lebensmittelscheinen bezahlten Farmarbeiter forderten einen Lohn und die Rückgabe ihres angestammten Landes. 1973, in dem Jahr, als ich Mutter Teresas Orden beitrat, war Premierminister Gough Whitlam nach Daguragu gegangen und hatte in einer symbolischen Geste den roten Wüstensand aus seiner geballten Faust in die Hände von Vincent Lingari, dem Führer der Gurindji, rinnen lassen und auf diese Weise den Einheimischen einen Teil des Landes ihrer Vorfahren zurückgegeben.
»Hallo! Wen haben wir denn da?«, wollte Nora, die Klinikschwester, mit ihrer breiten schottischen Aussprache wissen, als sie mich aus dem Postfugzeug herauskommen sah. In den vielen Jahren, die sie auf der Wave Hill Station
und in Kalkaringi Dienst tat, hatte sie viele Ärzte kommen und gehen sehen. Die Patienten warteten bereits vor der Klinik, als wir eintrafen: Diabetiker, dehydriert und unkontrolliert, hinkende Farmarbeiter, kranke Kinder, Frauen mit Wunden von Unfällen und häuslicher Gewalt. Entlassene Patienten und Mütter mit ihren Neugeborenen drängten in den Transporter der Klinik, der sie in die Stadt brachte. Nora wusste von jedem, wo er wohnte.
Anfangs verhielt mich ich etwas unbeholfen unter den Aborigines, musste erst eine weitere neue Kultur kennenlernen und mich dem Alltag dort anpassen. Die Menschen vermieden Blickkontakt, und ich lernte meinen Blick zu senken und zu sprechen, während ich wegsah. Manchmal hatte jemand den Namen kulum, der nicht ausgesprochen werden durfte, weil eine Person desselben Namens gestorben war. Diese Person musste dann eine Zeit lang mit einem anderen Namen angesprochen werden.
Am zweiten Tag meines Besuchs überquerte ich den Wattle Creek, um zu einer anderen Klinik in Daguragu zu gelangen. Ein Bulle und ein Esel warteten vor der Bäckerei neben der Klinik, um sich mit Brot oder Brötchen füttern zu lassen.
Die beiden Aboriginemitarbeiter des Krankenhauses, Double R - Robert Roy - und Helen, schafften magere Kinder und andere heran, von denen sie glaubten, dass sie untersucht werden sollten, und brachten sie im Fahrzeug zur Klinik. Das einfallsreiche und robuste Klinikpersonal im Outback vermag sehr gut mit Schlangen, Überschwemmungen, Autounfällen, Schlägereien und den meisten für diese Gegend typischen Katastrophen umzugehen. Gemeinsam
führten wir regelmäßige Untersuchungen an den Kindern durch und notierten Größe, Gewicht, Hämoglobin- oder Blutwerte, ihre Blutdruckwerte und die Ergebnisse der Urintests. Wir überprüften ihre Ohren auf Perforationen, hörten ihre Herzgeräusche ab, untersuchten ihre Haut nach Wunden und übernahmen die Nachbehandlung, wenn sie zu einem Spezialisten mussten. Anhand einer Computerdatenbank ließ sich die Entwicklung der Kinder verfolgen. Benachteiligung und ein schlechter Gesundheitszustand unter den Aborigines Australiens sind ein sehr komplexes Problem. Doch das engagierte Outback-Personal mit seinen begrenzten Mitteln versuchte, dies zu ändern, auch wenn dies jahrelange Isolation und erschwerte Arbeitsbedingungen bedeutete.
Wenn ich meine Arbeit noch vor Sonnenuntergang beendet hatte, wanderte ich durch die Gemeinde, bewaffnet mit einem Stock und einem Stein, um mich vor den Hunden im Lager zu schützen, die immer auf der Suche nach einem leckeren Happen waren, und erklomm den nahe gelegenen Possum Hill, um zu verfolgen, wie die Sonne hinter dem Grasland mit seinem niedrigen Gebüsch, den kleinen Bäumen und den Schwärmen weißer Papageien unterging. Dabei hatte ich das Gefühl, hierherzugehören, vielleicht weil die Gegend den heißen, trockenen Ebenen rund um Leeton ähnelte. Vom Possum Hill konnte man kilometerweit sehen. Wegen der spektakulären Sonnenuntergänge grillten wir manchmal hier oben auf dem Kamm. Der Himmel war traumhaft schön - ein jettschwarzer Dom, geschmückt mit dem Diamantenschal der Milchstraße. Sternschnuppen trudelten vom Himmelszelt,
und das Kreuz des Südens strahlte wie ein Schlapphut vom Nachthimmel.
Am Ende des dreitägigen Besuchs kehrten wir mit einem Charterfugzeug wieder nach Katherine zurück. Patienten, die keine dringende Einweisung benötigten, flogen mit uns, für gewöhnlich wieder von einem Sonnenuntergang begleitet, der einem die Sprache verschlug. Je nach Dienstplan hatte ich manchmal sofort Bereitschaft, wenn ich wieder in Katherine war, und dann ging mein Piepser, sobald unsere Maschine auf dem Rollfeld in
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