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Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures

Titel: Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette Livermore
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und singen Weihnachtslieder, vor allem »O, Holy Night«. Die Novizinnen waren schon wochenlang davor in ihrer Freizeit damit beschäftigt, Eimer mit Fischdosen, Seife, Reis, einem Handtuch und anderen Dingen zu füllen. Wir verteilten die Geschenke am Montag und Dienstag vor Weihnachten an etwa fünfhundertfünfzig Menschen täglich, dann fanden die Kinderfeste statt. Als Erstes bekamen fünfhundert Kinder aus Binondo ihr Fest und am nächsten Tag fünfhundert aus Tondo, wovon hundertfünfundsiebzig aus Magdaragat kamen. Wir glaubten, dass es zu schwierig sei, mit allen tausend Kindern zusammen zu feiern. Die Schwestern sorgten dafür, dass jede Gruppe sich unter einem eigenen Banner zusammenfand, und die Kinder trugen ein Band von derselben Farbe, damit sie sich mit ihrer Gruppe identifizieren konnten. Auf unserem Gelände gab es ein Mittagessen, dann ging es mit Bussen in den Zoo. Es war nicht ganz einfach, den Überblick zu behalten, aber sie hatten viel Spaß und Freude.
    Am Weihnachtstag sprach Schwester Rekas Vetter, ein Neuseeländer, im Müllviertel die Messe im Freien unter
einer Zeltplane, und anstelle einer Lesung aus dem Evangelium führten die Kinder ein Krippenspiel mit Trommlerjungen auf. Nach der Messe verteilten wir Süßigkeiten und Geschenke an alle Kinder unter sechs Jahren, da die Kleinen am Weihnachtspicknick nicht teilgenommen hatten. Wir hatten noch Reste und kletterten damit hoch auf den Müllberg, um sie den Kindern zu geben, die dort wühlten. Selbst am Weihnachtstag fanden wir ein schwer krankes Kind, das wir mit seiner Mutter nach Binondo brachten. Als wir wieder zu Hause waren, beteiligten wir uns an dem besonderen Weihnachtsmahl, das es im Tahanan gab. Ich genoss dieses Weihnachtsfest und hatte noch immer das Gefühl, meinen Zweck zu erfüllen.
    Mitte 1978 musste ich ins Noviziat umziehen, um dort enger mit Schwester Gabrielle und den Novizinnen im ersten und zweiten Jahr zusammenzuarbeiten, insgesamt mit sehr vielen Menschen. Schwester Eva gehörte zu den Älteren im zweiten Jahr und würde als erste Filipina die MN-Profess erhalten. Schwester Reka, unsere Neuseeländerin, war eine starke, mitfühlende Persönlichkeit und bekam oft Schwierigkeiten, weil sie für das kämpfte, was sie für richtig hielt, aber sie steckte die Schelte gut weg. Schwester Ling aus Hongkong war fromm und gehorsam, doch sowohl sie als auch Reka schienen das Wesen der Arbeit zu verstehen und lebten gewissermaßen im Einklang mit ihrem inneren Wesen. Die anderen Novizinnen waren ähnlich gepolt, und ich konnte nur hoffen, dass sie diesen Wesenskern, der sie zu dem machte, was sie waren, nicht aufgeben würden.
    Anderswo hatte ich Schwestern erlebt, die sich wie Internatsschülerinnen ohne inneren Kompass gebärdeten. Sie
passten sich an und machten gerade genug, um keinen Ärger zu bekommen, schienen aber keine Leidenschaft für die Arbeit zu empfinden.
    Ich lehrte überwiegend religiöse Themen, aber auch Englisch für die nicht englischsprachigen Aspirantinnen. Da Mama Sprachunterricht für Erwachsene gab und mir beigebracht hatte, dass als Erstes ein grundlegender Basiswortschatz vermittelt werden sollte, bat ich sie, mir alle ihre Unterlagen zu schicken, und diese waren sehr hilfreich. Meine anderen Fächer waren Kirchengeschichte, Bibelstudium und die Satzung der Missionarinnen der Nächstenliebe. Am Donnerstag und am Samstag arbeitete ich nach wie vor im Tahanan und machte nachmittags Besuche.
    Während einer Regenzeit wurde die Straße, die zu unserem Gelände führte, überflutet, und der Bürgermeister von Manila schickte sieben riesige Lastwagen mit Straßenbaumaterial, um das Problem beseitigen zu helfen. Der Sand und die Steine wurden jedoch an einem Samstagabend vor unserem Tor abgeladen und blockierten nun die Straße. Acht Männer arbeiteten den ganzen Sonntagvormittag, ohne dass der große Haufen kleiner wurde. Dann gingen sie nach Hause, um sich am Nachmittag auszuruhen. Also machten die Novizinnen und ich uns daran, mit Schaufel, Spitzhacke und Blecheimer in der Hand, den Boden zu ebnen, damit unser Bus durchkam - ein Skandal angesichts der in der Kirche bevorstehenden Hochzeiten und Beerdigungen. Ein Besucher sagte: »Solche Nonnen sind mir noch nie begegnet. Als ich euch das letzte Mal sah, habt ihr zweitausend Packungen Milch von einem Lieferwagen abgeladen, und jetzt macht ihr eine Straße!«

    Ich hatte meine Gewohnheit beibehalten, jede sich bietende Gelegenheit zu nutzen, um an

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