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Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures

Titel: Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette Livermore
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Informationen aus der Welt vor den Klostermauern zu kommen, und Ende September 1978, als ich von einem Besuch zurückkam und erfahren hatte, dass der Papst gestorben war, verkündete ich dies beim Mittagessen. »Das ist doch nichts Neues«, erwiderte Schwester Gabrielle. »Paul VI. starb im August.«
    »Nein, es ist der neue Papst, Johannes Paul I.«, beharrte ich. »Er ist nach nur einem Monat im Amt gestorben.«
    »Das kann nicht sein.«
    »Ich bin mir aber sicher. Es war eine Schlagzeile vor dem Laden.«
    Schwester Gabrielle ging sofort hinüber zum Haus der Professen, um zu erfahren, ob es dort noch jemand anderer gehört hatte. Keiner wusste davon, also rief die Schwester im Büro des Kardinals an, um sich den Tod des Papstes bestätigen zu lassen.
    Anfang 1979 gab es in der Nachbarschaft ein schreckliches Feuer, dem der ganze Häuserblock hinter unserem Kloster zum Opfer fiel und über siebentausend Menschen obdachlos machte. Es begann abends um halb neun, und eine Stunde später drohten die Flammen auf unsere Gebäude überzugreifen. Während sich das Feuer seinen Weg durch die Baracken bahnte, entfachte es seinen eigenen Wind und brüllte wie ein Buschfeuer. Giftiger schwarzer Rauch wehte auf uns zu. Die Betonmauer hinter dem Kloster war etwa drei Meter hoch. Die Menschen, die in den Häusern hinter uns gefangen waren, schrien. Sie zerbrachen die Holzläden vor ihren Fenstern, um herauszukommen, und warfen Nähmaschinen, Kleiderbündel und
anderen persönlichen Besitz über die Mauer in unseren Hof. Doch es bestand Gefahr, dass diese Sachen von den Funken und den fliegenden Trümmern Feuer fingen, also schleppte ich sie weg von der Mauer, um die Feuerschneise freizuhalten. Feuerwehrleute standen wie Schattenrisse vor der roten Glut auf den Dächern der Häuser, aber sie arbeiteten mit sehr geringem Wasserdruck und hatten kaum eine Chance, die Lage in den Griff zu bekommen. Während die anderen Schwestern die Patienten aus dem Tahanan auf die Tayuman Street evakuierten, hörte ich einen wilden Schrei von dort, wo ich die Feuerschneise freihielt.
    »Madre! Madre!«
    Ich stellte mich auf einen Betonsockel und rief: »Was kann ich tun?«
    Eine Frau antwortete hysterisch: »Anak ko! Anak ko! - Mein Kind! Mein Kind!« Sie stand auf Kisten, die sie von der anderen Seite an die Wand gestellt hatte, und hob ihr Kind hoch. Ich bekam das Kind zu fassen und brachte den Jungen in Sicherheit. Andere Schwestern eilten zu Hilfe und nahmen mir das Baby ab. Dann half ich der Mutter, die sich hoch auf die Mauer gezogen hatte, sicher herunterzukommen. Es regnete heiße Asche auf uns, aber Erwachsene und Kinder kletterten über den Drahtzaun und sprangen auf den Hof. Wir trösteten die Kinder, die hysterisch kreischten, nachdem sie ihre Eltern in der Dunkelheit und im Rauch verloren hatten, und ließen sie bei den Schwestern auf der Straße, wo ihre Eltern sie dann suchen würden.
    Auch die Häuser entlang unserer Grundstücksgrenze fingen Feuer, und die Hitze war unerträglich. Die Männerstation
wurde an einzelnen Stellen vom Feuer erfasst, das sich aber nicht weiterfressen konnte, weil das Gebäude zum Glück weitestgehend aus Beton war. Doch die Hitze verbog die Dachrinnen und brachte die Fensterscheiben zum Platzen. Von da an übernahmen die Feuerwehrleute das Kommando.
    »Schwestern, sofort raus hier!«, schrien sie auf Tagalog.
    Wir gingen hinaus auf die Straße, von wo aus die Flammen so hoch aussahen, als würde das Kloster brennen.
    Ganz in der Nähe lebte eine Familie namens Abad, die uns auf vielerlei Weise half; so bot sie uns an, die Patienten über Nacht aufzunehmen. Die Tayuman Street war nahezu unpassierbar. Langsam zogen wir mit fünfundzwanzig unserer kränksten Patienten in das Haus der Abads um. Schwester Esther und ich blieben bei ihnen eingepfercht in zwei Räume im Erdgeschoss, während die Familie sich nach oben zurückzog. Bei unserer überstürzten Evakuierung hatten wir die Bettpfannen vergessen und standen nun vor einem schwierigen Problem. Die Nachbarn hatten unseren Patienten Sandwiches und Kaffee gegeben. Aurora, ein zurückgebliebenes Mädchen, war sehr aufgeregt, klatschte und schrie und lief in der ihr fremden Umgebung herum, wobei sie auf zwei andere trat, die zu schlafen versuchten. Es war eine lange Nacht.
    Um vier Uhr des nächsten Morgens erlaubten die Einsatzkräfte uns Schwestern, auf unser Anwesen zurückzukehren, wo wir uns sofort daranmachten, den Wasserschaden im Kloster und im

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