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Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures

Titel: Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette Livermore
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während ihre Gruppenschwestern ihren Heimaturlaub machten. Nach etwa einer Woche kam Schwester Laboni aus Papua-Neuguinea mit vielen Neuigkeiten zu uns, und Schwester Elina traf aus Australien mit Briefen von Schwester Regina und den dortigen Schwestern ein. Ein paar Wochen, nachdem wir unsere Ausbildung begonnen hatten, verkündete Mutter, sechs Schwestern unserer Gruppe sollten nach Rom gehen, um zusammen mit den elf dort lebenden Tertianerinnen ausgebildet zu werden.
    Unser Leben verlief nach dem üblichen Schema: Aufstehen um zwanzig vor fünf. Ein paar von uns schliefen auf dem Fußboden neben der Kapelle, weil es nicht genügend Betten oder Platz im oberen Schlafsaal gab. Mir machte das nichts aus, denn es war dort kühler als im stickigen Schlafsaal. Die rote Öllampe im Allerheiligsten flackerte sanft und warf Schatten an die Wände, und manchmal ging ein leichter Luftzug. Bevor die Glocke zum Morgengebet läutete, räumten wir unser Bettzeug auf und trugen es nach oben.
    War eine Schwester für die Woche zum Wecken auserkoren, musste sie die Glocke läuten und das chula anzünden, ein sehr launisches, zylindrisch angeordnetes Kohlenfeuer, das in der Höhlung eines Betonblocks in der Küche brannte. Dies musste vor dem Morgengebet erledigt werden, damit anderthalb Stunden später das kochende Wasser für den Frühstückstee fertig war. Läuteten erst einmal die fünf Glocken zum Gebet, gab es keine Chance mehr,
einen Blick auf das Feuer zu werfen, und als ich an die Reihe kam, war es mein schlimmster Albtraum, dass die Kohle nicht brennen würde und achtzig Schwestern ihren Morgentee nicht bekamen.
    Nach dem Frühstück wuschen wir rasch unsere Kleider in den Eimern und benutzten dazu das Wasser aus den großen Betontanks. Dann eilten wir hinauf aufs Flachdach, um sie dort auf die Leine zu hängen. Wir bekamen ein Stück Waschseife pro Woche und ein Stück Badeseife im Monat. Die Hocktoiletten in der Park Street hatten eine Schüssel im Boden eingebaut und wurden mit einem Becher Wasser gespült, den man aus seitlich angebrachten Tanks schöpfte. Wenn die Badezellen besetzt waren, benutzten wir die Toiletten, um unser Eimerbad zu nehmen. Schrecklich war es, wenn einem der monatliche Seifenvorrat aus den Händen rutschte und auf Nimmerwiedersehen im Toilettenloch verschwand.
    Nachdem die Wäsche aufgehängt war, schnippelten wir das Gemüse für das Mittagessen und waren dann um zwanzig vor acht bereit, mit der Arbeit zu beginnen. Wir arbeiteten einen halben Tag und kamen zum Mittagessen wieder zurück. Jeden Nachmittag nach der Ruhepause bildeten wir eine Menschenkette und reichten schweigend Wassereimer von einer zur anderen die Treppe hinauf, um die Tanks in den drei Stockwerken für das Baden und die oberen Toiletten zu füllen. Unterricht, Studium und weitere Gebete füllten den Nachmittag.
    Ich war sehr enttäuscht, als man mich für Büroarbeiten ins Mutterhaus schickte, anstatt zur Arbeit ins Kinderheim oder ins Sterbeheim. Erschwert wurde mir dies
noch durch den Neid einiger Schwestern, die diese Arbeit offenbar gern getan hätten und Gerüchte in Umlauf setzten, wonach meine Tertianer-Lehrerin mir eine Vorzugsbehandlung angedeihen ließ. Diese schien ihnen dann ihren Irrtum damit beweisen zu wollen, indem sie besonders streng zu mir war.
    Im Mutterhaus arbeitete ich an einer Namensliste der Schwestern, damit man einen Überblick über ihre Ordensnamen, Vornamen, Nummern und das gegenwärtige Missionshaus hatte, aber auch, um persönliche Informationen wie etwa Hochschulabschlüsse festzuhalten. Die wenigsten hatten einen, doch in vielen anderen Orden war dies Bedingung für einen Eintritt ins Ordensleben. Zu dieser Zeit waren wir weltweit eintausendsiebenhundertzweiundsechzig Schwestern, wovon sechshundertneunundzwanzig ihre endgültigen Gelübde abgelegt hatten und siebenhundertdreiunddreißig Junior-Professen waren, und zwar aus dreißig Ländern, darunter achtzehn ethnische Gruppierungen aus Indien, die in hundertsieben Häusern in Indien und in einundsiebzig Häusern im Ausland lebten. Dazu kamen noch mehrere Hundert Novizinnen, Postulantinnen und Aspirantinnen.
    Außerdem kümmerte ich mich um die eintreffenden Pakete mit Nahrungsmitteln, Medizin, Kleidern und anderen Spenden, listete auf, was von wo gekommen war, und schickte unseren Spendern Dankschreiben.
    Ich half, Kopien von Mutters Briefen an die Schwestern zu erstellen, die weltweit versandt wurden. Wir druckten sie auf die unbedruckte

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