Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures
zu fotografieren. Wir hatten keine Rollstühle, leisteten aber eine medizinische Grundversorgung mit Antibiotika und verabreichten mehr Infusionen, darunter oftmals Injektionen mit Vitaminen des B-Komplexes und Glukose, als in Manila, wo wir nur selten Arzneien und Lösungen gaben.
Ich half mit, die Patienten zu füttern, zu waschen und sauber zu machen, die verschmutzte Bettwäsche zu wechseln und den Schmutz aufzuwischen. An die Art und Weise, wie hier den Kranken im Liegen Essen und Flüssigkeiten verabreicht wurden, konnte ich mich nicht gewöhnen und versuchte deshalb, meine Patienten aufzusetzen.
Während ich den toten Körper einer Frau wusch, löste sich ein Stück von ihrer Haut unter meinen Händen. Eine andere Patientin starb in meinen Armen - ich hatte nicht mitbekommen, dass sie im Sterben lag. Sie war auf etwas oben an der Decke fixiert, also blickte auch ich nach oben, um zu sehen, was es war, als sie schlaff wurde. Ich half, sie in ein weißes Laken zu wickeln und auf die Vorrichtungen
im Leichenschauhaus zu legen, damit sie gemäß der Tradition ihrer Religion beerdigt werden konnte. Ein schwarzer Leichenwagen holte die Leichen ab, die Hindus, um verbrannt zu werden, die Muslime zur Beerdigung.
Etwa die Hälfte unserer Patienten erholte sich und musste uns verlassen, um Platz für andere zu machen, aber oft hatten sie keine Bleibe. Es brach einem das Herz und war ein Verrat an der ihnen entgegengebrachten Liebe, sie wieder hinaus auf die Straße zu schicken. Diejenigen, die nichts hatten und niemanden, wohin sie konnten, kehrten oft nach einigen Monaten wieder genauso krank und geschwächt nach Kalighat zurück. Ich fand, es müsste einen Weg geben, sie in eins der anderen Häuser zu verlegen, damit sie sich dort erholen konnten. Im Heim der Sterbenden war über die Möglichkeit, dass Patienten sich erholten und weiterlebten, nicht ausreichend nachgedacht worden.
In Manila kannten wir alle beim Namen und konnten uns mit ihnen unterhalten. Ich versuchte, Worte in Bengali und Hindi zu lernen, aber es war sehr schwer. Eines Tages sah ich einen Patienten, der sich wimmernd an die Füße einer Schwester klammerte, aber diese schob ihn grob beiseite und schrie ihn an, dass er gehen müsse. Dieser Anblick erschütterte mich so sehr, dass ich einfach hinaus auf die Straße rannte und verwirrt weinte. Ich fragte mich nach dem Sinn des Ganzen.
Während meiner Arbeit in Khaligat erkrankte ich eines Tages an Leibschmerzen, Durchfall und Fieber. Weiterzuarbeiten fiel mir schwer, aber ich hielt durch, bis der Kleinbus uns zur Mittagszeit nach Hause brachte, und brach dann im Badezimmer der Park Street zusammen. Auch viele
der anderen Schwestern wurden krank. Eine Weile war Naomis Gesicht rot wie ein Ampellicht, und sie musste das Bett hüten, dann stürzte sie an ihrem ersten Arbeitstag auf dem Waschplatz und verrenkte sich ihr Knie so schlimm, dass wir sie hineintragen mussten. Eine andere Schwester hatte Typhus, wieder andere hatten Malaria, und einmal litten mehrere von uns an einer Lebensmittelvergiftung. Und doch unterbrach nur ganz selten eine ihre Arbeit.
Unser Alltag wurde unterbrochen, als etwa zwanzig von uns Schwestern und Freiwilligen mit fünfhundert Kindern einen Ausfug machten. Es war ein einziger Aufruhr! Die Hölle brach los, als Freiwillige und Schwestern zuallererst all diese Kinder auf dem Waschplatz im Heim der Sterbenden mit Bechern und Wasser aus den Wassertanks wuschen. Dann zogen wir den Mädchen neue Kleider an, fochten ihre Haare und banden Schleifen hinein. Die Jungs sahen mit ihren geölten Haaren und einem neuen Hemd und Shorts schick aus. Mit den Bussen der Assembly of God transportierten wir sie zu einem Schulgelände in der Nähe des Flughafens, um dort zu picknicken und Spiele zu machen. Als wir versuchten, das Essen zu verteilen, fielen sie über uns her, weil sie gelernt hatten, dass ihr Überleben von ihrer Fähigkeit zu kämpfen oder zu stoßen abhing. Alle wollten als Erste essen, weil sie befürchteten, sonst leer auszugehen. Wir Erwachsenen kehrten in einem Zustand nervöser Erschöpfung nach Hause zurück.
Ich freute mich auf die Teilnahme an einem einwöchigen Intensivkurs für die Betreuung von Leprakranken in Titigah, aber ich konnte leider nur einen Tag daran teilnehmen, weil ich einen leichten Malariaanfall bekam. Es war
nicht die zerebrale Malaria, an der ich in Papua-Neuguinea erkrankt war, sondern eine schwächere Vivax-Erkrankung. Bruder George von den
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