Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures

Titel: Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette Livermore
Vom Netzwerk:
ihrer Rückkehr nach Australien fungierte sie als Kurier und nahm Post für eine Australierin mit nach Hause, die sie bei uns kennengelernt hatte. Darüber hinaus rief sie deren Mutter an, um ihr zu raten, sollte sie je um einen Besuch in Kalkutta gebeten werden, diesen abzulehnen.
    Ich erhielt in Kalkutta die gute Nachricht, dass ich nach Manila zurückgeschickt werden sollte. Mutter, die auf dem Weg nach Rom war und dann nach Brasilien weiterreisen würde, sagte vor ihrem Aufbruch uns: »Schwestern, denkt immer an die zärtliche Liebe Jesu und die schreckliche Sünde, die Judas am Tisch an Jesus begangen hat. Als Judas Jesus küsste, entzog Jesus sich ihm nicht, aber er wusste, dass dieser Kuss die Kreuzigung bedeutete. Ich denke, Schwestern, wenn wir uns das immer vor Augen halten, könnten unsere Gemeinschaften wunderbar sein. Wie Jesus denjenigen liebte, der ihn verriet. Es wird Missverständnisse geben, und es werden Worte gesagt werden; es wird immer jemanden geben, der Geschichten verbreitet; aber Jesus ist da, um uns zu zeigen, wie wir lieben sollen. Wie beeindruckend auch seine Reaktion, als der Mann Jesus schlug - deshalb hat er gesagt: ›Halte die andere Wange hin.‹ Wie oft
nehmen wir es übel, wenn jemand uns verletzt - wir geben es zurück -, doch da muss ich an Jesus denken. Hier fängt die Liebe an, und hier endet sie. Entweder wir handeln aus Liebe und dienen, oder wir handeln aus Hass und zerstören. Die Dornenkrone lehrt uns das Schweigen der Liebe. Lasst uns das Kreuz demütig und ohne Stolz annehmen.
    Eins von Mutters Dauerthemen war Christi Akzeptanz und Unterwerfung, und dazu äußerte sie sich dann auch, als wir zu unseren Missionshäusern aufbrachen. Jesus, sagte sie, wich nicht aus. Im Garten sagte er: »Das bin ich.« Die Passion Jesu ist eine einzige Lektion der Liebe. Als sie sagten: »Steig herab!«, hätte er vom Kreuz herunterkommen können. Sie ermutigte uns, nicht zu versuchen, der Demütigung auszuweichen, sondern die Chance zu ergreifen, wie er zu sein, ihm zu erlauben, seine Passion in uns zu leben. Wer Liebe in sich trage, trage auch das Kreuz. Wir sollten aus tiefstem Herzen darum bitten: »Lasst uns unsere Sühne verdoppeln, um diese Gnade zu erfahren, um die Passion Jesu in unserem Leben zu teilen. Wir lassen nach in unserer Opferbereitschaft. Am Kreuz hat Jesus uns die tiefste Armut gezeigt: absolute Hingabe und Auslieferung an seinen Vater.«
    Ich hatte mich ausgeliefert, meine Gelübde abgelegt und würde nun zum Dienen an jenen Ort zurückkehren, wo ich eine glückliche und bestätigende Sinnerfüllung erlebt hatte.

8
    Rückkehr nach Manila: Lehrerin der Novizinnen
    »Dies über alles: sei dir selber treu, Und daraus folgt, so wie die Nacht dem Tage, Du kannst nicht falsch sein gegen irgendwen.«
    Shakespeare, Hamlet, I, 3
     
     
    Als ich Anfang Juni 1981 nach Manila zurückkehrte, wurde ich herzlich begrüßt. Die Schwestern standen in Grüppchen vor den Flughafentüren, als ich mit meinen Kisten in der Schar der Träger und Taxifahrer auftauchte. Ich war gerührt und froh, wieder bei ihnen und an einem vertrauten Ort zu sein. In Tondo kündigte schrilles Gehupe unser Kommen an. Die Novizinnen kamen singend und klatschend heraus, und die Dauer-Patienten und Leute aus Balut hießen mich ebenfalls warmherzig willkommen.
    Während meiner Abwesenheit waren viele neue Schwestern dazugekommen, darunter Auszubildende aus Japan, Taiwan und Korea. Manche hatten große Eingewöhnungsschwierigkeiten, vor allem jene, die kein Englisch sprachen. Es war einfach überwältigend, das Land, die Kultur, das Wetter, die Lebensumstände und die Sprache auf einmal zu wechseln. Erschwert wurde das bei ein oder zweien noch
dadurch, dass sie erst kürzlich zum Katholizismus konvertiert waren.
    Auf dem Gelände standen nun noch mehr Gebäude dicht beieinander. Neben dem Tahanan war ein neuer Lagerraum errichtet worden und daran anschließend ein Kinderheim, in dem wir uns um Kinder und Kleinkinder mit Unterernährung und anderen Krankheiten kümmerten. Vor dem Kinderheim stand ein Klinikbau, worin die Schwestern Sprechstunden für die Leute aus der Umgebung abhielten und Medikamente verteilten. Außerdem hatte man ein kleines Haus für Freiwillige, die auf Besuch kamen, und Gäste gebaut.
    Bei meiner Ankunft befand sich Schwester Gabrielle, die zur Oberin von Asien geworden war, in Japan, wo sie in Tokio ein neues Haus eröffnete, aber sie wurde in wenigen Wochen zurückerwartet. Mutter

Weitere Kostenlose Bücher