Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures
bescheiden.«
Zu der Zeit, als ich bei Mutter vorsprach, weil ich den Orden verlassen wollte, hatte ich mich mit ihr auch darüber unterhalten, dass wir für unsere wohlhabenden Kinder, denen wir Religionsunterricht erteilten, ein Weihnachtsfest ausrichteten, aber nicht für die Müllsammler und Straßenkinder. Ich weiß nicht, ob es da eine Verbindung gab, aber
später erfuhr ich, dass wir in Park Street zum ersten Mal am Weihnachtsnachmittag für die Straßenkinder ein Fest geben würden. Doch ich wusste wenig darüber und war selbst nicht in die Vorbereitungen eingebunden.
Am Weihnachtsabend besuchten wir die Mette in der Kapelle des Mutterhauses. An die vierhundert Schwestern sangen, und es war schön und erhebend. Danach erteilte Mutter uns allen ihren Segen, indem sie jeder Schwester ihre rechte Hand auf den Kopf legte. Wie Kinder erhielten wir alle ein Päckchen Süßigkeiten und kehrten dann gegen zwei Uhr morgens singend in die Park Street zurück. Auf dem Gehweg vor unserem Haus schlief eine Gruppe Straßenkinder, die auf das Weihnachtsfest am nächsten Tag warteten. Einem von ihnen gab ich meine Bonbons, und es riss sie mir fast aus der Hand.
Am Weihnachtsmorgen wurden ein paar Schwestern mit einer französischen Freiwilligen, die Musikerin war, zum Singen in die Weihnachtsmesse in Fort William geschickt, eine Militärkapelle, wo eine der Schwestern eine Sonntagsschule unterhielt. Der Kaplan dort war der Sekretär des Kardinals, und so besuchten wir nach der Messe auch den Kardinal, der uns Weihnachtskuchen und Wein anbot. Ich glaube, wir aßen trotz der Ordensregeln, außerhalb des Klosters nichts zu essen, etwas von dem Kuchen. Schließlich war es beim Kardinal. Gegen neun Uhr verließen wir dann den bequemen Salon, um in Shishu Bhavan für etwa tausend Menschen Reis und Curry zu verteilen, von denen die meisten ihr eigenes Geschirr mitgebracht hatten, einige jedoch von Bananenblättern oder Plastikblechen essen mussten.
Bei unserer Rückkehr in die Park Street stellten wir fest, dass nur fünf Schwestern damit begonnen hatten, die mehreren Hundert widerspenstigen Straßenkinder auf dem Waschplatz zu versorgen. Für die ganze Operation waren viel zu wenige Kräfte vorgesehen, und alles war schlecht organisiert. Nachdem wir gerade erst in Shishu Bhavan geholfen hatten, versuchten meine Gefährtinnen, die mit mir beim Kardinal gewesen waren, und ich, das Fest für die Kinder durchzuführen. Wir ließen immer nur ein paar Kinder gleichzeitig ein und gaben jedem etwas zum Anziehen, Kuchen, Süßigkeiten und einen Luftballon. Um fünf Uhr nachmittags waren wir fertig und nach acht Stunden alle kaputt und erschöpft. Ich war mir sicher, dass meine Tertianer-Oberin mir die Schuld daran gab, eine derart dumme Idee gehabt zu haben.
Auf ihrem Weg zu einer Neugründung in Pakistan, wo sie in Zukunft arbeiten würden, kamen Schwester Hua und zwei Filipina, Rosario und Francia, die ich unterrichtet und die kürzlich ihre Profess bekommen hatten, nach Kalkutta. Wir feierten unser Wiedersehen, und sie erzählte uns vom Besuch Papst Johannes Pauls II. auf den Philippinen. Er war in seinem Papamobil die Tayuman Street hinuntergefahren, und unsere Kinder und die kräftigeren Patienten hatten auf dem Gehweg gewartet, um ihn zu begrüßen; Schwester Aloysia, die Oberin in Manila, hatte ihm eine Girlande um den Hals gelegt. Ich hörte auch Neuigkeiten von den anderen Schwestern und Patienten und vom neuen Kinderheim, das in Nähe des Tahanans gebaut wurde. Die Schwestern erzählten mir, dass es so viele kranke und
unterernährte Kinder aus dem Tondo-Gebiet gäbe, dass die Schwestern in Binondo, einem anderen Vorort von Manila, mit den vielen Einlieferungen überfordert waren, sodass man beschlossen hatte, auch in Tondo selbst ein Heim für Kinder zu errichten. Ich erfuhr auch, dass Schwester Eva, die erste Filipina, gegangen war, ebenso wie eine andere australische Nonne, die man nach Bourke geschickt hatte.
Bevor wir unsere Gelübde ablegten, bekamen wir weitere Anweisungen von Mutter.
»Das Ablegen der Gelübde ist wie die Kreuzigung. Deshalb erneuern wir unsere Gelübde auf dem Kreuz. Bei der Armut wird unsere rechte Hand aufgenagelt - sie kann nicht frei geben; bei der Keuschheit wird die linke, die Hand, die dem Herzen am nächsten liegt, aufgenagelt - sie kann die Liebe von keinem anderen als Jesus annehmen. Beim Gehorsam wird der rechte Fuß aufgenagelt - er hat nicht die Freiheit, sich zu bewegen, wie
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