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Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures

Titel: Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette Livermore
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mich ausrangiert und ausgeschlossen. Es traf mich ohne Angabe von Gründen, ohne weitere Erklärung. Als die neue Lehrerin der Novizinnen aus Indien eintraf, versuchte
ich eine ordentliche und informative Übergabe vorzunehmen, aber sie lehnte es ab und wollte nichts von mir hören. Ich selbst erklärte mir die Entlassung mit dem damaligen Konflikt, als ich das Kind an einem Donnerstag ins Kinderheim aufnehmen wollte, und mit meinen Briefen. Ich hatte mich einer Vorgesetzten widersetzt und wurde deshalb offenbar für unfähig erachtet, Novizinnen zu unterrichten.
    Man schickte mich nach Cebu, einer Insel etwa dreihundertzwanzig Kilometer südöstlich von Manila, und ich reiste dorthin in Begleitung einer anderen Schwester, die man von Binondo aus dorthin versetzte, weil sie mit ihrer Vorgesetzten, einer sehr zornigen Person, Schwierigkeiten gehabt hatte. Wir schleppten sehr viel Gepäck für die Schwestern in Cebu mit und waren in den überfüllten, schlafsaalartigen Schiffskörper eingepfercht. Wir blieben bei unseren Kisten, aber wann immer eine von uns wegen eines dringenden Bedürfnisses sich zu entfernen wagte, starrten unsere männlichen Mitpassagiere uns hinterher und pfiffen uns nach. Vermutlich waren wir ein komischer Anblick: zwei Nonnen, die vor der Autorität füchteten, eine Filipina, die andere Australierin, gekleidet in indische Saris, die neben Kisten im Frachtraum eines Filipinoschiffes schliefen. Vielleicht haben sie auch gespürt, dass wir versagt hatten und abgewiesen worden waren. Als das Boot in Cebu, der Provinzhauptstadt, anlegte, trugen wir - ungeachtet unserer zarten Schultern - sämtliche Kisten hoch zum Kai.
    Ich blieb fast drei Wochen in der Gemeinschaft von Cebu und begleitete die Schwestern mit dem Fahrrad auf ihren Besuchen in die verschiedenen Barackensiedlungen. Wir
wohnten ganz in der Nähe des Ortes, wo der portugiesische Seefahrer Magellan im sechzehnten Jahrhundert an Land gegangen war, wenn auch das Kreuz, das den Anlegeplatz markierte, sich in der Stadt befand. Wer auch immer das arme Fischerdorf am Rande von Cebu »Alaska« nannte, muss Sinn für Humor gehabt haben, denn es war heiß wie ein Backofen. Die meisten unserer Nachbarn verdienten sich ihren Lebensunterhalt in der Trockenfischherstellung und indem sie Muscheln sammelten, Holz verkauften oder Recyclingprodukte wie Bierdosen sammelten und verkauften. Der Transport wurde überwiegend auf Pferdekarren erledigt, was in Cebu viel billiger war als in Manila. Ich ging mit zum Markt und half bei den Kindern, die sehr süß waren. Bei einigen Neueinlieferungen waren die Leiber jedoch aufgebläht von der Mangelernährung. Es gab auch viele Tuberkulosefälle in Cebu. Die Schwestern waren sehr bemüht, Land für ein Tahanan zu bekommen, stießen dabei jedoch auf heftigen Widerstand der örtlichen Beamten, die behaupteten, es gäbe keine armen oder im Stich gelassenen Menschen in Cebu, obwohl mindestens zehn Obdachlose, an Tuberkulose erkrankte oder verkrüppelte Menschen jede Nacht unter dem Vordach der örtlichen Kirche schliefen.
    Die Rückreise nach Manila war weitaus angenehmer. Sechs von uns Schwestern waren die einzigen Passagiere in den Kabinen eines Frachtschiffs. Ich verfolgte den Sonnenaufgang von der Schiffsbrücke. Wir kamen an vielen hübschen kleinen Inseln vorbei und konnten Fischerdörfer sehen, die sich, gesäumt von Kokosnusspalmen, an der Küste aneinanderreihten. Ein paar Delfine schnellten vor dem Schiffskörper aus dem Wasser, als wollten sie uns jagen.

     
     
    Im Dezember 1982 kam Mutter zur Profess. Während der Klausur arbeitete ich im Tahanan und war ausgeschlossen von den Treffen der Lehrerinnen, der Novizinnen und Seniorschwestern, obwohl ich das ganze Jahr über die Novizinnen unterrichtet hatte. Mutter forderte von uns ein tägliches Gebet an den Erzengel Michael, der für gewöhnlich geflügelt und mit einer Heugabel auf dem Kopf des Teufels stehend dargestellt wird. Ich hatte Schuldgefühle, weil ich weder an den heiligen Michael noch an den Teufel glaubte, der einer meiner Hauptratgeber zu sein schien. Mein Humor schien eine dunkle und zynische Färbung angenommen zu haben. Obwohl ich mit aller Kraft versucht hatte, das zu tun, was ich für gut hielt, fühlte ich mich als Versagerin und Ausgestoßene.
    Mit nunmehr zweiundsiebzig Jahren bekam Mutter häufig einen roten Kopf und wurde kurzatmig, außerdem schwollen ihre Füße an. Diese Symptome deuteten auf eine Stauungsinsuffizienz des Herzens

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