Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures
Wäscheklammern nicht richtig packen konnte. Während der Meditation hörten wir die vielen Menschen den Hügel zum Leuchtturm hinaufströmen, wo sie ihre morgendlichen Tai-Chi-Übungen machten.
Macao besteht aus drei kleinen Inseln, die durch Brücken miteinander verbunden sind. Kirchen, Festungsanlagen und Gebäude im portugiesischen Stil schmücken das Stadtzentrum. Unser Weihnachtspicknick veranstalteten wir auf Coloane Island, wo der heilige Francis Xavier starb, als er versuchte, nach Kanton zu gelangen, und besuchten dort die Messe in einer ihm zu Ehren erbauten Kirche.
Anfang Januar zogen wir in unsere Wohnung in Kowloon. Schwester Timothy blieb in Macao, weil sie kein Visum bekam, und eine indische Schwester, Diane, übernahm ihre Stelle. Unsere Wohnung befand sich im ersten Stockwerk direkt über einem Nudelladen mit Blick auf einen offenen Straßenmarkt, auf dem Schlangen, Frösche, Schildkröten, Pelzmäntel und alle nur erdenklichen Lebensmittel und Kleider verkauft wurden. Die Besitzer der Karren riefen ständig den Preis ihrer Produkte aus. Wir warteten immer, bis die Preise am Spätnachmittag fielen, dann gingen wir hinunter und kauften unser Obst und
Gemüse. In Hongkong bettelten wir nicht um unser Essen, denn für die Menschen der Marktstände hier wäre es nicht zu verstehen gewesen, dass Leute um etwas bettelten, ohne zu bezahlen. Eine meiner ersten Aufgaben bestand darin, die chinesischen Zeichen für die Zahlen zu lernen, damit ich die Preise lesen konnte und nicht betrogen wurde, wenn ich auf den Markt ging.
Eine der Schwestern unserer Gemeinschaft, Ling, war aus Hongkong gebürtig, und ein großartiger Mensch. Sie war still und spirituell, und ich hatte sie während unserer gemeinsamen Zeit sowohl in Melbourne als auch in Manila näher kennengelernt. Die Tatsache, dass sie Kantonesisch beherrschte, ermöglichte es uns überhaupt erst, herauszufinden, worin unsere Arbeit bestehen würde, denn anfangs wussten wir gar nicht, was zu tun war. Schwester Paix und Diane trafen sich mit den vielen philippinischen Hausmädchen, die in Hongkong arbeiteten, und begannen ein Netzwerk unter ihnen aufzubauen. Schwester Ling und ich machten Besuche in der Nachbarschaft. Die meisten Wohnungen in unserer Umgebung waren während der Arbeitszeiten verwaist, bis auf ein Zimmer im Stockwerk über uns, in dem zwei gebrechliche alte Frauen wohnten, die es nicht mehr verlassen konnten. Als wir das erste Mal an ihre Tür klopften, waren sie ein wenig misstrauisch, aber als Schwester Ling erklärte, dass wir direkt unter ihnen wohnten und unsere Nachbarn kennenlernen wollten, ließen sie uns in ihr nach Räucherwerk duftendes, vollgestopftes Apartment ein. Danach durfte ich viele Gespräche auf Kantonesisch verfolgen, und wir halfen ihnen oft bei ihren Erledigungen oder beim Kochen. Keine von beiden war in der Lage, nach
unten zu gehen, und so waren sie regelrecht im zweiten Stock eingesperrt. Bischof Wu organisierte für uns Bewilligungen, das vietnamesische Flüchtlingslager Chimawan auf Lantau Island zu besuchen, was von Hongkong etwa eine Bootsstunde weit entfernt lag. Die Einwanderungsbehörde führte es wie ein Gefängnis. Es war von hohen Zäunen und Stacheldraht umgeben, und der Großteil der aus Südvietnam mit dem Boot geflohenen Menschen auf diesem überfüllten Gelände war sehr jung. Die Boatpeople hatten auf See Fürchterliches erlebt, viele von ihnen waren von Piraten gekapert und um das Wenige, das ihnen geblieben war, beraubt worden, während andere vergewaltigt und getötet worden waren. Die Menschen erzählten von der Freude und Hoffnung, die sie empfanden, wenn sie nach Monaten auf See mit Kindern an Bord und schwindenden Wasser- und Essensvorräten ein Schiff sahen - und von der unglaublichen Enttäuschung, wenn Schiff um Schiff vorbeifuhr und sie ihrem Schicksal überließ. In den Schlafsälen schliefen die Familien auf rechteckigen Plattformen, die wie Etagenbetten übereinander aufgebaut waren.
Im Lager begegneten uns viel Unsicherheit und wenig Hoffnung, obwohl die Leute sehr robust waren und praktisch ohne Hilfsmittel Schulen für ihre Kinder organisiert hatten. Ich unterhielt mich mit einem jungen Mädchen, das voller Leben und Enthusiasmus war und innerhalb von drei Monaten recht vernünftig Englisch gelernt hatte. Frankreich, Australien und England hatten sich bereit erklärt, einige der Flüchtlinge aufzunehmen, aber es wurde immer schwieriger, ein Visum zu bekommen. Vor Juli 1982
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