Wenn Ich Bleibe
beiden Wachleuten zu, während sie auf die Gruppe zurennt.
»Tut mir leid, aber sie haben versucht, in die Intensivstation einzubrechen«, erklärt einer der Sicherheitsbeamten.
»Nur weil sie uns nicht reinlassen wollten«, sagt Kim mit schwacher Stimme.
Willow hat sie eingeholt. Sie trägt noch ihre Schwesterntracht, was merkwürdig ist, weil sie normalerweise ihre »Sanitärmode«, wie sie es nennt, sofort auszieht, wenn sie nicht mehr im Dienst ist. Ihre langen kastanienbraunen Locken wirken schlaff und strähnig, als ob sie sie seit Wochen nicht gewaschen hätte. Und ihre Wangen, die normalerweise so rosig wie Apfelbäckchen sind, sind von einem bleichen Beige. »Entschuldigen Sie, ich bin eine Oberschwester aus Cedar Creek. Ich habe meine Ausbildung hier gemacht. Wenn Sie möchten, können wir die Angelegenheit direkt mit Richard Caruthers klären.«
»Wer ist das?«, fragt einer der Wachmänner.
»Der Bereichsleiter für Öffentlichkeitsarbeit«, erwidert der andere, und zu Willow gewandt: »Er ist nicht mehr da. Die Büros sind schon geschlossen.«
»Ich habe seine Privatnummer«, sagt Willow und zückt ihr Handy wie eine Pistole. »Ich bezweifle allerdings, dass er erfreut sein wird, wenn ich ihn jetzt anrufe
und ihm erzähle, wie das Krankenhauspersonal Menschen behandelt, die versuchen, eine schwer verletzte Freundin zu besuchen. Sie wissen, dass Mr Caruthers Mitgefühl genauso wertschätzt wie Effizienz, und dies ist keine Art, wie man mit besorgten Angehörigen und Freunden umgeht.«
»Wir machen nur unseren Job, Ma’am. Wir haben unsere Anweisungen.«
»Wie wäre es, wenn ich Ihnen die Arbeit abnehmen und die beiden übernehmen würde? Die Familie der Patientin ist oben versammelt. Sie erwarten diese beiden hier. Wenn Sie damit irgendwelche Probleme haben, können Sie gerne Mr Caruthers informieren. Er soll sich direkt an mich wenden.« Sie greift in ihre Kitteltasche, zieht eine Karte heraus und überreicht sie einem der Wachleute. Der schaut sie an, gibt sie dem anderen, woraufhin der mit den Schultern zuckt.
»Spart uns den Papierkram«, sagt er. Er lässt Adam los, dessen Körper wie eine Vogelscheuche zusammensackt, die man von ihrem Stecken befreit hat. »Tut mir leid, Junge«, sagt der Mann zu Adam und bürstet ihm die Schultern ab.
»Ich hoffe, deine Freundin kommt wieder auf die Beine«, murmelt der zweite. Und dann verschwinden sie in Richtung der sanft leuchtenden Snackautomaten.
Kim, die Willow erst zweimal getroffen hat, fliegt ihr in die Arme. »Danke!«, murmelt sie in Willows Hals hinein.
Willow erwidert ihre Umarmung und tätschelt ihre Schulter, ehe sie sie loslässt. Sie reibt sich die Augen und stößt ein kleines, zitterndes Lachen aus. »Was zum Teufel habt ihr euch dabei gedacht?«, fragt sie.
»Ich will Mia sehen«, sagt Adam.
Willow wendet sich Adam zu, und es ist, als ob jemand ein Ventil geöffnet hat und ihr alle Luft entweichen lässt. Sie sinkt förmlich in sich zusammen. Sie streckt die Hand aus und berührt Adams Wange. »Natürlich.« Sie wischt sich die Augen mit dem Handrücken ab.
»Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragt Kim.
Willow ignoriert die Frage. »Wir überlegen uns etwas, damit du zu Mia kannst.«
Adam horcht auf. »Meinen Sie, Sie können da etwas machen? Diese alte Schwester hat es auf mich abgesehen.«
»Wenn diese alte Schwester die ist, für die ich sie halte, spielt es keine Rolle, ob sie es auf dich abgesehen hat oder nicht. Es ist nicht ihre Entscheidung. Wir gehen jetzt zu Mias Großeltern, und dann werden wir herausfinden, wer hier in der Lage ist, die Regeln zu brechen, damit du dein Mädchen sehen kannst. Sie braucht dich jetzt. Mehr als je zuvor.«
Adam wirbelt herum und umarmt Willow mit einer solchen Kraft, dass ihre Füße vom Boden abheben.
Willow, die Rettung in der Not. Genauso, wie sie Henry gerettet hat, den besten Freund und Bandkumpanen
meines Vaters, der vor langer, langer Zeit nichts weiter war als ein versoffener Playboy. Nachdem er und Willow ein paar Wochen zusammen waren, erklärte sie ihm, er solle sich zusammenreißen und trocken werden, oder sie würde ihm den Laufpass geben. Mein Vater meinte, dass schon eine Menge Mädchen Henry ein Ultimatum gestellt hätten, um ihn zu zwingen, sesshaft zu werden, und eine Menge Mädchen hätten bei diesem Handel den Kürzeren gezogen und wären weinend am Bordstein zurückgeblieben. Aber als Willow ihre Zahnbürste einpackte und Henry erklärte, er solle gefälligst
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