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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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richtiger Schatz, auch wenn er ein geiler Bock ist. Aber so sind sie eben, die Franzosen, stimmt’s, Mrs. Flood?«
    Mrs. Flood verdrehte die Augen und nickte, als müsste sie sich genauso oft mit notgeilen Franzosen herumärgern wie mit Mrs. Butchers kräuselanfälligem Haar und Sandra Shanahan, alias Pfennigfuchser-Sandra, die nie ein Trinkgeld gab.
    »Ich sage jetzt nicht ›Viel Spaß in Paris‹«, fügte Miss Pettigrew hinzu, »denn in Paris kann man nur Spaß haben.«
    »Wer will nach Paris?« Angel kam die Treppe herunter und zog Mrs. Floods uralten Morgenmantel enger um sich. Als sie Mrs. Pettigrew erblickte, blieb sie stehen und starrte sie so ungläubig an, als wäre die alte Dame aus einem Hochsicherheitsgefängnis ausgebrochen.
    »Angel, meine Liebe! Wie schön, dich zu sehen!« Miss Pettigrews hellblaue Augen leuchteten auf, sie strahlte über das ganze Gesicht. Erst jetzt wurde Dara bewusst, dass ihre
Nachbarin Angel seit der Sache mit der gefundenen und wieder verlorenen Niere nicht mehr gesehen hatte. Angel ging es offenbar ähnlich, denn sie wirkte beschämt. Miss Pettigrew war eine alte Dame und gehörte praktisch zur Familie. Bis vor kurzem hatte Angel sie regelmäßig besucht. Aber dann war auf einen Schlag alles anders gewesen, und jetzt hatte sich stattdessen Miss Pettigrew vor die Tür gewagt, angetan mit ihrem Regenmantel, ihren Gamaschen, einem Schirm und einer Babytrage für ihren Hund. Sie hatte ihre Höhle verlassen, hatte sich vor ihre Tür gewagt, hinaus in das große Abenteuer, das man Leben nannte. Sie hatte es geschafft, nachdem sie fünf Jahre keinen Fuß vor die Tür gesetzt hatte. Sie hatte es für Angel getan.
    Zum ersten Mal seit langer Zeit schien Angel wieder körperlich anwesend zu sein. Sie war nicht mehr nur ein blasses Abbild ihrer selbst, sie war höchstpersönlich da. Voll und ganz.
    Miss Pettigrew stemmte sich mühsam vom Sofa hoch. Angel streckte ihr die Hand hin, und Miss Pettigrew ergriff sie und ließ sich von ihr auf die Beine helfen.
    »Komm her zu mir«, murmelte Miss Pettigrew. Angel rührte sich nicht von der Stelle, wehrte sich aber auch nicht, als die alte Dame sie in ihre dünnen Ärmchen schloss und an sich drückte.
    Angel sagte etwas, das Dara nicht verstehen konnte, und Miss Pettigrew schüttelte den Kopf. »Keine Sorge, Angel. Alles wird gut. Ich weiß es.« Es war eine Plattitüde, aber so, wie Miss Pettigrew es sagte, gab es Dara neue Hoffnung.
    Miss Pettigrew ließ Angel los und zwinkerte ihr zu, als wüssten sie beide um ein Geheimnis, das sonst niemand kannte. Und Angel lächelte – ein zaghaftes, mattes Lächeln,
aber eindeutig ein Lächeln. Dara bemerkte, dass sie die Luft anhielt.
    »Ich bin nur kurz rübergekommen, um Dara ihren Pass zu bringen«, sagte Miss Pettigrew zu Angel, als würde sie regelmäßig »mal kurz rüberkommen«.
    »Ihren Pass?« Angel musterte ihre Schwester fragend.
    »Das erklärt sie dir bestimmt gleich alles. Wir müssen jetzt los, wenn wir heute noch vor dem Schlafengehen die ganze Staffel sehen wollen. Komm, Edward, Schätzchen.«
    Dara griff nach ihrem Anorak. »Ich begleite Sie rüber.«
    »Nein«, sagte Miss Pettigrew. »Wir schaffen das schon.« Sie hatte Angst, Dara erkannte es am leichten Zittern ihrer Hand und an der Stimme, die höher war als sonst. Doch der Blick in ihren stahlblauen Augen und das kämpferisch vorgestreckte Kinn zeugten von ihrer Entschlossenheit.
    Dara öffnete der alten Dame die Tür und schloss sie gleich wieder, weil sie das Gefühl hatte, dass Miss Pettigrew keine Zuschauer haben wollte, wenn sie nun mit vorsichtigen Schritten den Rückweg nach nebenan antrat.
     
    »Wann kommst du zurück?«, war das Erste, was Mrs. Flood wissen wollte.
    »Am Freitag.«
    »Um welche Uhrzeit?«
    »Ich bin nicht ganz sicher. Irgendwann am Nachmittag.« Dara wusste genau, wann ihr Flieger in Dublin landen sollte, aber wenn er sich verspätete, würde sich Mrs. Flood Sorgen machen.
    Dara versuchte ihrer Schwester in die Augen zu sehen, doch Angel hatte sich wieder in sich zurückgezogen und verbarg ihre Miene hinter ihren Haaren, die in fettigen
Strähnen vor ihrem Gesicht herunterhingen wie ein schmutziger Vorhang.
    »Und dieser komische Privatdetektiv?«, fragte Mrs. Flood. »Was weißt du schon über ihn, Dara? Woher weißt du, dass du ihm vertrauen kannst? Er könnte ein Serienmörder sein. Oder ein Weiberheld.« Das klang, als wäre es weit schlimmer, ein Weiberheld zu sein als ein Serienmörder. Dara

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