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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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hielt Stanley weder für das eine noch für das andere. Es lag an seinen Augen. Daran, wie sie aufleuchteten, wenn er lächelte. Weiberhelden hatten keine solchen Augen. Was Serienmörder anging, war sie nicht ganz sicher, aber sie bezweifelte es.
    Sie schüttelte den Kopf. »Du hast ihn doch kennengelernt«, erinnerte sie ihre Mutter. »Und du auch, Angel. Weißt du noch?« Sie versuchte, ihrer Schwester ein positives Urteil abzuringen. Irgendetwas.
    »Er wirkt …« Angel überlegte, und Dara wartete ab. »Anständig«, sagte Angel. »Er scheint ein anständiger Mensch zu sein. Aber … Ich glaube nicht, dass es etwas bringen wird. Diese Reise nach Paris, meine ich. Du wirst Mr. Flood nicht finden, und selbst wenn, dann wird er nicht bereit sein zu helfen. Warum sollte er? Er hat in seinem ganzen Leben noch nie jemandem geholfen. Tut mir leid, Dara, ich weiß, du versuchst nur zu helfen.«
    Dara konzentrierte sich auf die positiven Elemente ihrer Aussage. »Hast du gehört?«, sagte sie zu ihrer Mutter. »Angel hält Stanley für einen anständigen Menschen.«
    Mrs. Flood lächelte Angel unwillkürlich an, dann besann sie sich wieder. »Ja, aber ich weiß nichts über ihn. Und du genauso wenig.«
    »Ich vertraue ihm«, sagte Dara.
    Mrs. Flood schüttelte den Kopf und schnalzte mit der
Zunge, dann goss sie sich etwas Sherry ein und führte das Glas an die Lippen.
    »Ich muss nach Paris. Das ist die erste konkrete Spur, die wir haben. Mr. Flood war dort. Er hat dort gelebt. Vielleicht tut er das noch. Vielleicht weiß diese Isabelle Dupoint, wo wir ihn finden. Es könnte sein, dass ich mich morgen um diese Zeit schon mit ihm unterhalte und er sich bereit erklärt, sich testen zu lassen, um herauszufinden, ob er als Spender in Frage kommt.« Dara wusste, sie sollte so etwas nicht sagen. Nicht, solange Angel im Zimmer war. Aber die kurze Stippvisite der alten Angel während Miss Pettigrews Besuch vorhin machte sie tollkühn.
    Mrs. Flood schnaubte verächtlich.
    »Es ist reine Spekulation«, gab Dara zu bedenken, ehe ihre Mutter ihren Zynismus in Worte fassen konnte. »Aber es ist nicht ausgeschlossen.« Sie sah zu Angel, doch die hatte sich bereits abgewandt und ging zur Tür.
    Das Telefon klingelte, und sie zuckten zusammen, alle drei, wie früher. Nach dem zweiten Klingeln hatte sich Dara den Hörer geschnappt. Aber es war bloß Miss Pettigrew.
    »Ich wollte nur Bescheid geben, dass ich gut nach Hause gekommen bin«, verkündete die Exeinsiedlerin fröhlich. »Tut mir leid, dass ich am Festnetztelefon anrufe, aber dein Handy hatte keinen Empfang.«
    Dara drehte sich zu ihrer Mutter und ihrer Schwester um und schüttelte den Kopf. Sie würde sich wohl nie daran gewöhnen, die Hoffnung aus ihren Gesichtern schwinden zu sehen. Angel drehte sich um und ging.
    »Ich werde dann mal packen«, sagte Dara, nachdem sie aufgelegt hatte.
    »Was ist, wenn das Krankenhaus anruft, während du weg bist?«, fragte Mrs. Flood leise, ohne sie anzusehen.
    »Dann rufst du mich an, und ich komme sofort nach Hause.«
    »Und wenn du keinen Flug bekommst?«
    »Es gibt jede Menge Flüge. Ich werde es schon schaffen. Versprochen.«
    Keine von ihnen erwähnte, wie unwahrscheinlich es war, dass während Daras Abwesenheit jemand vom Krankenhaus anrief.
    Mrs. Flood schüttelte den Kopf. »Diese Reise ist eine totale Geld- und Zeitverschwendung. Du wirst ihn nicht finden.«
    »Wer weiß.«
    »Und selbst wenn, wird er nicht bereit sein, Angel zu helfen.«
    »Wenn wir ihn nicht fragen, werden wir es nie wissen.«
    Mrs. Flood öffnete den Mund, doch statt weitere Gegenargumente vorzubringen, schloss sie ihn wieder und seufzte brunnentief. Sie wirkte erschöpft.
    Dara setzte sich neben sie. »Was haben wir schon zu verlieren?«
    Mrs. Flood schüttelte den Kopf. »Du wirkst so … zuversichtlich. Fast, als wärst du davon überzeugt, dass du ihn finden wirst und dass er als Spender in Frage kommt und dass er selbstverständlich bereit sein wird, Angel eine Niere abzutreten. Das ist so … untypisch für dich.«
    »Ich weiß«, sagte Dara. Sie war selbst überrascht.
    »Und, wie kommt das?«
    »Ich will einfach, dass es endlich besser wird.«
    »Besser als was?« Mrs. Flood zupfte an einem Faden ihrer Wolljacke.
    »Besser als das hier«, antwortete Dara schlicht.
    Mrs. Flood nickte nur, als gäbe es dazu nichts weiter zu sagen.



41
    Stanley war die ganze Woche über schwer beschäftigt – er stellte einige Recherchen über Ian Harte an,

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