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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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zu verleihen.
    Sie sah zu Stanley hoch. »Du siehst müde aus. Setz dich und puste auf meine Nägel, das wird dich entspannen.«
    Stanley benötigte dringend etwas Entspannung, zumal
er sich nun besorgt fragte, was Sissy wohl für seine Reise eingepackt hatte, denn ihr Kleidergeschmack durfte durchaus als eklektisch bezeichnet werden. Er setzte sich und pustete auf die Zehen, die ihm Sissy unter die Nase hielt.
    »Ich habe sechs Alben auf deinen iPod geladen, von denen ich sicher bin, dass sie Dara gefallen werden. Nur für den Fall, dass sie im Flugzeug Musik hören will. Aus dem Musikgeschmack eines Menschen kann man nämlich eine ganze Menge über seinen Charakter ableiten«, sagte Sissy.
    »Wenn das stimmt, dann gibt es bei dir aber einigen Erklärungsbedarf«, erwiderte Stanley. »Ich kann nicht fassen, dass Air Supply so viele Alben herausgebracht hat.«
    »Insgesamt 28.« Sissy nickte stolz, als hätte sie jedes einzelne selbst produziert. »Aber Dara Flood steht nicht auf Air Supply.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich weiß es einfach.«
    »Aber wie kannst du dir da so sicher sein?« Diese Frage stellte er ihr oft.
    »Ich weiß es einfach«, wiederholte Sissy, und Stanley beneidete sie um ihre Überzeugtheit. Er fand sie irgendwie beruhigend in dieser Welt voller Fragen und Zweifel.
    »Ich bin eben eine Frau«, sagte sie. »Ich mag Schaufelbaggerhände und Quadratlatschen haben, aber ich bin trotzdem eine Frau.«
    »Wie auch immer, es ist eine rein geschäftliche Reise«, erinnerte Stanley sie, und nicht zum ersten Mal.
    »Es ist Frühling, und ihr fliegt nach Paris«, widersprach Sissy gelangweilt.
    »Es ist rein beruflich«, beharrte Stanley.
    »Es ist Zeit«, sagte Sissy, und da gab Stanley auf. Gegen Sissys hartnäckige Allwissenheit kam er nicht an.
    Inzwischen war der farblich auf ihr Haarband abgestimmte jadegrüne Nagellack auf Sissys Zehennägeln trocken.
    »Ich mache dir dein Lieblingsessen«, verkündete Stanley. Er sah sich im Wohnzimmer um, ehe er aufstand, denn Clouseau hatte neuerdings die Angewohnheit, ihn von hinten anzuspringen, zu Boden zu werfen und unter sich zu begraben. Und da Stanley meist keine Gelegenheit hatte (und auch nicht die Geistesgegenwart besaß), »Bleib!« zu rufen, fühlte sich der Hund dabei auch noch völlig im Recht.
    »Würstchen mit Kartoffelbrei?«, fragte Sissy überflüssigerweise, um sicherzugehen, dass sich Stanley richtig erinnerte.
    »Natürlich.«
    »Gekaufte Würstchen? Oder diese selbstgemachten Dinger?« Stanleys hausgemachte Würstchen stießen bei Sissy auf wenig Gegenliebe – sie enthielten zu viel »Zeugs« (Kräuter und Knoblauch), das ihr nicht ganz geheuer war.
    »Gekaufte.«
    »Warum?«
    Stanley zuckte die Achseln. »Weil du meine beste Freundin bist und wir die Heilung deines gebrochenen Herzens feiern müssen, und vielleicht auch, weil deine Zehen aussehen, als hättest du dir einen Nagelpilz eingefangen.«
    Sissy wackelte mit den Zehen und betrachtete ihr Werk. »Hm, sieht wirklich nicht besonders appetitlich aus, oder?«
    »Der ist besser.« Stanley deutete auf ein Fläschchen rosa Nagellack. »Und er passt zu deinen neuen Keilsandalen.«
    Sissy nickte und griff nach dem Nagellackentferner, den Wattebällchen und dem Zehentrenner. »Du gibst mal eine tolle Ehefrau ab.«
    »Du auch«, sagte Stanley und tappte barfuß in die Küche.
    »Ha!« Sissy streckte sich wieder über die volle Breite der Couch aus. »Der Mann muss erst noch geboren werden, der Manns genug für mich ist!«
    Im selben Augenblick klingelte es an der Tür.
    »Ich geh schon«, rief Sissy.
    Stanley begann derweil die Kartoffeln zu waschen. Sissy war kein großer Fan von Gemüse, aber er hatte Zuckerschoten gekauft, weil er dachte, die könnten seiner Mitbewohnerin schmecken, schon weil in ihrem Namen das Wort »Zucker« vorkam. Er wollte sie in der Pfanne in Butter und etwas frischer Minze schwenken.
    Er hörte Sissy etwas sagen und dann eine andere Stimme. Eine Frauenstimme, hoch und hauchig. Unbeschwert. Cora.
    »Oh … Ich dachte, du bist heute beim Kickboxen.« Sie gab sich keine Mühe, ihre Enttäuschung zu kaschieren.
    »Damit habe ich aufgehört, weil ich davon so ausgeprägte Wadenmuskeln bekommen habe.« Schweigen. Stanley nahm an, dass Cora einen Blick auf Sissys Wadenmuskeln warf, die tatsächlich eine Spur zu kräftig waren, seit sie mit dem Kickboxen angefangen hatte.
    »Wie läuft’s denn mit der Planung für den großen Tag?«, erkundigte sich

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