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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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unten. »Du siehst bessär aus als sie.«
     
    Das Kleid war rot, wie versprochen. »Kein nuttiges Rot«, hatte Miss Pettigrew betont, obwohl Dara keine Ahnung hatte, wie ein nuttiges Rot aussah.
    Jedenfalls war es ein Kleid, das eher fiel als saß. Alles an ihm war weich. Der Stoff, der Schnitt, die Farbe. Ein weiches Rot.
    »Ich finde es toll«, hatte sie zu Miss Pettigrew gesagt.
    »Das wusste ich«, hatte Miss Pettigrew geantwortet, und es hatte tatsächlich kein bisschen überrascht geklungen.
    »Wie haben Sie meine Größe erraten?«
    »Das einzige Problem war der Brustumfang, weil ich gar nicht sicher war, dass du überhaupt eine Brust hast.«
    »Warum haben Sie mich nicht nach meinem, äh, Brustumfang gefragt?«
    »Ich wollte dich überraschen«, hatte die alte Dame lächelnd gesagt. Dara hatte zurück gelächelt. Die Überraschung war gelungen.
     
    Anya trat einen Schritt zurück, um ihr Werk zu begutachten. Sie hatte darauf bestanden, das Kleid etwas zu kürzen, obwohl Dara nicht der Ansicht gewesen war, dass es zu lang sei. »Du hast schöne Unterschänkel«, stellte Anya fest, als hätte sie unerwartet einen wertvollen Schatz entdeckt  – etwa einen Diamantring in einem Knallbonbon.
    Dara betrachtete ihre Beine. Sie waren schneeweiß wie Tortenguss und natürlich kürzer, als ihr lieb war.
    »Sei so gut und heb Armä«, befahl Anya.
    Dara streckte die Arme in die Luft und sagte: »Fühlt sich irgendwie komisch an.« Es klang gedämpft, weil ihr Anya gerade das Kleid über den Kopf zog.
    »Ist zu äng?«, fragte Anya und spähte durch ein Armloch zu ihr hinein.
    »Nein, nein, ich meine, es fühlt sich irgendwie … frivol an.«
    »Frivol?« Das Wort klang seltsam aus Anyas Mund. Sie hatte ja auch selten einen Grund, es zu verwenden.
    »Ja – diese Kleideranprobe … und die Reise nach Paris … Ich will seit Ewigkeiten nach Paris, wie du weißt.«
    Anya befreite Dara von ihrem Kleid, legte es zusammen und bettete es vorsichtig auf das Seidenpapier in der Schachtel. Sie schüttelte seufzend den Kopf. »Das Läben reicht dir Zitronän, du machst Limonadä. Das ist alles, Dara.«
    Daras Handy piepste, und sie spurtete zu ihrem Dufflecoat, um es aus der Tasche zu fischen.
    »Neuigkeitän?«, fragte Anya betont beiläufig, und Dara empfand tiefe Dankbarkeit gegenüber ihrer polnischen Freundin, die niemals zugegeben hätte, dass sie sich um Angel sorgte.
    Doch es war nur eine SMS von Ian Harte wegen ihrer Verabredung am Samstagabend: »Erwarte dich am Samstag 19h an unserem üblichen Treffpunkt. Trag deinen weißen Spitzenbody, und KEINEN Jogginganzug bitte! Habe etwas ganz Besonderes mit dir vor. Ixx«
    Der weiße Spitzenbody? Daras Hintern begann zu jucken, wenn sie nur daran dachte, wie die Spitze zwischen ihren Pobacken scheuerte. Und was mochte er wohl »Besonderes« vorhaben? Die Trockenfäule der Enttäuschung
hatte sich weiter ausgebreitet. Dara stellte fest, dass sie keine Lust hatte, etwas »Besonderes« mit Ian zu unternehmen. Sie führte es auf ihre Nervosität wegen der bevorstehenden Parisreise zurück. Kein sehr überzeugendes Argument.
    Sie löschte die SMS.
    »Ich gehe Lucky füttern.«
    Anya hob den Kopf. »Dara, wir müssen redän … Über Lucky.«
    »Ich weiß, ich weiß, er sollte sich allmählich mal daran gewöhnen, dass auch andere ihn füttern. Aber es wird schon besser. Gestern hat er den Rest meiner Bolognese gefressen, den Tintin ihm gegeben hat. Er liebt Bolognese-Sauce auf Knäckebrot.«
    »Das meine ich nicht, Dara«, sagte Anya, ohne ihr in die Augen zu sehen.
    Dara wusste nur zu gut, was Anya meinte. Seit Lucky bei ihnen war, hatte ihn kein einziger potenzieller Besitzer auch nur eines Blickes gewürdigt. Die Striemen waren mittlerweile einigermaßen verheilt, doch die kahlen Stellen im Pelz waren geblieben, was – von seinem bunt zusammengewürfelten Körper einmal abgesehen – wohl mit ein Grund dafür war, dass sich niemand für ihn interessierte. Dazu kam, dass er sich nach wie vor gegen seinen Käfig warf, wenn sich Tintin oder Anya näherten. Nur wenn er Dara erblickte, verhielt er sich ruhig und schob die Nase durch die Gitterstäbe wie eine Hand.
    »Es gibt da ein Hundeasyl in Stockholm, das ihn eventuell nimmt«, hatte Dara Anya berichtet, nachdem sie tagelang herumtelefoniert und unzählige Mails verschickt hatte.
    »Ob die Hunde dort wohl auf Schwedisch bellen?«, überlegte Tintin.
    »Ist weit wäg für so alten Hunt«, gab Anya zu bedenken. Zu

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