Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
Vom Netzwerk:
Sie waren sich so nahe, dass sein heißer, fruchtig süßer Atem ihre Lippen streifte. Wenn sie jetzt den Kopf nach vorn schob, nur zwei Zentimeter, dann würden sie sich wie zufällig küssen. Seine Finger berührten die ihren, und sie spürte einen Stromstoß durch ihren Körper gehen. Ihre Brust hob und senkte sich. Sie schob den Kopf zwei Zentimeter nach vorn und schloss die Augen.
    Da verstummte die Musik, so jäh, wie sie begonnen hatte, und Dara fand sich mitten auf der Tanzfläche wieder, das Gesicht verräterisch nah an Stanleys Mund. Hätte er sie gefragt, was sie im Schilde führte, so hätte es peinlich
für sie werden können, doch zum Glück tat er es nicht. Dara löste sich von ihm, und als er sanft sein Bein aus der Umklammerung ihrer Oberschenkel befreite, die ihr nun viel zu fest erschien, versuchte sie, nicht daran zu denken, wie gut es sich angefühlt hatte.
    »Ich bin total außer Atem«, keuchte sie überflüssiger weise. »Ganz schön heiß hier, nicht? Ist Ihnen nicht auch heiß?«
    Stanley nickte wie in Zeitlupe, dabei sah er nicht so aus, als wäre ihm heiß. Er sah aus wie immer.
    Die Musik setzte wieder ein, eine ruhigere, langsamere Nummer diesmal. Um sie herum bewegten sich die anderen Tänzer wie Gespenster. Dara rührte sich nicht von der Stelle. Wieder wusste sie nicht, was sie sagen sollte, und wieder streckte Stanley die Arme aus und legte ihr eine Hand aufs Kreuz. Sie waren wie für einander gemacht. Er zog sie an sich, doch statt sie auf den Mund zu küssen, drückte er die Lippen auf ihren feuchten Hals, direkt unter dem Ohr. Es war wohl der schönste Kuss, den sie je erlebt hatte. Seine Zungenspitze glitt sanft über ihre Haut, und dann schlossen sich seine Lippen um ihr Ohrläppchen. Es fühlte sich unglaublich intim an. Seine Hände lagen auf ihrem Rücken, und Dara wünschte, sie würden tiefer wandern, über ihre Hüften und ihren Po bis hinunter zu den Oberschenkeln.
    Sie vergaß alles. Sie wartete. Stanley sah sie an, ehe er sie auf den Mund küsste. Seine Augen waren dunkel, fast schwarz, seine Stirn von Besorgnis umwölkt.
    »Du … Du hast doch keinen Freund, oder?«, flüsterte er und biss sich auf die Unterlippe. Dara wurden die Knie weich vor Erregung bei dem Anblick.
    Es fiel ihr nicht leicht, ihn anzulügen. Sie antwortete
binnen einer Sekunde, aber in dieser Sekunde zog sie in Erwägung, ihm die Wahrheit zu sagen. Ihm von Ian Harte zu erzählen. Sie entschied sich dagegen, wohl wissend, dass es sonst nicht zu dem Kuss kommen würde. Denn eines war ihr klar: Stanley Flinter würde niemals eine Frau küssen, die einen Freund hatte, ganz egal, wie unverbindlich die ganze Sache auch sein mochte. Da hätte sie noch so oft betonen können, dass die Beziehung nirgendwohin führte und dass ihr das ganz recht war. Dara liebte diese Integrität an Stanley, aber sie wusste auch, was ihr blühte, wenn sie ihm später einmal von Ian erzählte. Und sie verfluchte sich selbst dafür, dass sie sich in diese Situation manövriert hatte. Dass sie der Sache mit Ian nicht längst ein Ende bereitet hatte, wie es John, der Tierarzt schon vor Monaten getan hätte, wenn es sich um einen Hund gehandelt hätte.
    In dieser Sekunde des Zögerns beschloss Dara deshalb, ihrer lahmen Liaison mit Ian Harte den Gnadenschuss zu verpassen, und zwar sofort. Nun, sobald sie wieder in Dublin war. Bei ihrer Verabredung am Samstag. Dieser Entschluss gestattete es ihr, den Kopf zu schütteln und Stanleys Frage mit einem geflüsterten Nein zu beantworten. Die Lüge senkte sich auf sie herab wie ein schwerer, kühler, feuchter Nebel und ließ sie schaudern.
    »Alles in Ordnung?«, flüsterte Stanley, und sein Mund war so nah, dass sie die Worte schmecken konnte.
    »Ja«, hauchte sie, und als er sie küsste, schloss sie die Augen und inhalierte ihn bis ins tiefste Innerste, und sie fragte sich, wie sie so lange ohne dieses Gefühl hatte leben können.



50
    Als sie irgendwann nach eins das Restaurant verließen, herrschte zwischen ihnen eine Art »Morgen-danach«-Stimmung. In den vergangenen drei Stunden hatten sie getanzt, sich geküsst und unter lauten »SALSA!«-Rufen einige weitere Gläser Likör gekippt.
    Als sie nun auf die Straße hinaustraten, erschien die Welt dort draußen seltsam still. Dara spürte, wie der Futterstoff ihres Kleides am Rücken, an den Hüften und zwischen ihren Brüsten an ihrer Haut klebte. Sie sog die kühle Nachtluft ein und kauerte sich auf den Bürgersteig, um in ihrer

Weitere Kostenlose Bücher