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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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verstecken können. Es hieß auch mal, er sei nach Paris geflüchtet.«
    »Paris?«
    »Da hätten mich keine zehn Pferde hingebracht. Diese verfluchten Franzacken reden ja nicht mal Englisch! Lauter Barbaren. Die essen übrigens Pferde, wussten Sie das?«
    Stanley schüttelte den Kopf.
    »Ich liebe Pferde. Und zwar nicht im kulinarischen Sinne, sondern reiten und so.« Con starrte ins Leere. »Ich weiß noch, als ich ein kleiner Junge war, damals in Hollyfield, sind wir ohne Sattel die Straßen rauf und runter geritten, zum Pub und wieder zurück. Hach, das waren noch Zeiten …«
    »Con?« Rosie deutete mit dem Kopf auf die Tür.
    Con erhob sich hastig, mit einem ehrerbietigen Lächeln, dann drehte er sich zu Stanley Flinter um und streckte ihm zögernd die Hand hin. Stanley ergriff sie. »Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie diesen Mistkerl finden, ja?«, bat Con. »Er steht nach wie vor in meinen Büchern. So was wie Verjährung gibt es bei Con King nicht. Ich warte immer noch auf sein Geld. Richten Sie ihm das aus.«
    Stanley nickte. Dieses Versprechen konnte er Con bedenkenlos geben, denn er hatte nicht das Gefühl, dass er Eugene Flood jemals finden würde. Je länger die Suche nach ihm dauerte, desto weiter schien er sich zu entfernen.

32
    Dara erzählte ihrer Familie nicht gleich von Stanleys Neuigkeit.
    Erstens hatte sie nicht damit gerechnet. Sie fühlte sich überrannt und war total durch den Wind, seit sie erfahren hatte, dass Mr. Flood seine Familie nicht ihretwegen verlassen hatte. Es hatte nicht das Geringste mit ihr zu tun. Dabei hatte sie genau das immer geglaubt. Sie hatte sich zwar nicht für den alleinigen Grund gehalten, aber sie hatte stets angenommen, sie hätte bei seiner Entscheidung eine wichtige Rolle gespielt. Es gab Dinge, mit denen wurden manche Menschen eben nicht fertig – die Last der Verantwortung, die Plackerei des Elterndaseins, vor allem, wenn das Geld knapp wurde, die hohe Arbeitslosenrate. Sie hatte im Laufe der Jahre viele Szenarios durchgespielt, die alle eine Gemeinsamkeit aufwiesen – sie selbst. Dara Flood. Das Baby, das er nie gesehen hatte. Auf das er nicht gewartet hatte.
    Die Erkenntnis, dass sie nichts damit zu tun hatte, kam ihr seltsam vor.
    Deshalb hatte sie ihrer Familie noch nichts davon erzählt. Sie hätte es nicht ertragen zu sehen, wie Angel gleichgültig die Achseln zuckte, wie sie es in letzter Zeit immer tat. Und was Mrs. Flood anging, wusste Dara noch nicht so recht, wie sie ihr beibringen sollte, dass ihr Ehemann sie und ihre Kinder verlassen hatte, weil ihm sechstausend Pfund gefehlt hatten.
    »Okay, aber es waren sechstausend Pfund, nicht Euro«, gab Tintin zu bedenken, um Mr. Flood zu verteidigen.
    Dara hatte das Gefühl, dass für ihre Mutter Details wie die Währung ziemlich unerheblich waren.
    »Jädenfalls weißt du jetzt, warrum.« Anya rubbelte an einem Pfotenabdruck auf ihrem blassrosa Wickeljäckchen. Heute trug sie ein Kleid von Karen Millen, das von einem Wühltisch in einem Secondhandladen in Killiney stammte.
    »Es ist nicht gerade der beste Grund zu gehen«, sagte Dara.
    »Aber auch nicht der schlechteste.« Anya holte die Tube Fleckentferner aus ihrer Tasche, die sie stets dabeihatte.
    »Du bist so ungewöhnlich gut gelaunt heute«, bemerkte Tintin, zu Anya gewandt. »Stell dir vor, Dara, sie hat heute früh das ganze Geschirr aus der Spülmaschine geräumt, und nicht nur die Teller und Tassen, die sie verwendet hat.« Er drehte sich zu Anya um. »Was ist los mit dir?«
    Anya lief rot an und wandte sich ab, aber sie konnten ihr Spiegelbild im Fenster des Containers sehen. Sie versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken.
    »Also?«, hakte Tintin nach.
    »Wir räden gerade über Mr. Flood«, erinnerte sie ihn steif.
    Tintin sah zu Dara. »Du hat doch nichts gegen eine kurze Unterbrechung, oder?« Dara schüttelte den Kopf. Seit Stanleys Anruf gestern Abend hatte sie kaum an etwas anderes gedacht als an Mr. Flood. Und an Stanley. Seine Hartnäckigkeit überraschte sie.
    Ihr Handy piepste, und sie fischte es aus der Tasche, aber es war nur eine SMS von Ian. Kann’s kaum erwarten, dich am Wochenende zu sehen, meine Schöne. Schreib mir, was du anhast, damit ich es so lange aushalte …
    Dara seufzte. Ian schickte ihr öfter mal solche Nachrichten, und sie wusste nie so recht, wie sie damit umgehen sollte. Sie schrieb zurück: Dunkelblaue Jogginghose, weißes Funktionsshirt, Kapuzenpulli, Turnschuhe. Sie drückte auf Senden.
    Sie wusste, das

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