Wenn ich dich gefunden habe
Tag gefahren.«
Stanley ließ eine Art Schweigeminute vergehen, ehe er zum Thema zurückkehrte. »Und die Schulden, die Eugene Flood bei diesem Benny Byrne hatte …«
»Benny hatte die Schuld weiterverkauft. Nur ein paar Tage vor seinem Tod, als hätte er’s geahnt.« Bat schüttelte den Kopf. »Und zwar an einen Mann namens Con King.« Er schüttelte erneut den Kopf, diesmal voller Bewunderung.
Sissy hob beeindruckt die Augenbrauen. »Warum wird er Kong King genannt?«, fragte sie ehrfürchtig.
Bat musterte sie verwirrt. »Na, so heißt er eben. Con King.«
»Oh«, sagte Sissy.
»Jedenfalls wurde der Schuldenberg immer größer, und Con wurde unruhig. Eugene hat ihn hingehalten, solange es ging, und das war ziemlich lang, wenn man bedenkt, was für ein Psychopath Con ist. Aber Eugene hatte so etwas an sich … Er konnte unheimlich charmant sein, und zwar nicht auf die schleimige Art, wenn ihr wisst, was ich meine. Es fühlte sich absolut ehrlich und aufrichtig an. Er konnte einen so richtig um den Finger wickeln, dieser Eugene Flood. Selbst der missmutige Maurice Mahon, der nicht ohne Grund ›die Miesmuschel‹ genannt wurde, musste unwillkürlich lächeln, wenn er Eugene vor sich hatte.«
Bat brach ab, um einen Schluck zu trinken, und Stanley rückte seinen Stuhl etwas näher an den Tisch heran. Er war kurz davor, etwas Wichtiges in Erfahrung zu bringen. Er merkte es daran, wie seine Nackenhaare zu Berge standen.
»Und«, sagte er, als Bat das Glas abgestellt hatte. »Wie viel hat Eugene diesem Con King geschuldet?«
»Angeblich hat Con King mit bloßen Händen eine Eiche ausgerissen, als er erfahren hat, dass Eugene untergetaucht ist. Ihr könnt es euch also ungefähr vorstellen.«
»Haben Sie eine Ahnung, wo sich Eugene versteckt haben könnte?«, fragte Stanley.
Bat schüttelte den Kopf. »Das weiß keiner. Irgendwo weit, weit weg, so viel steht fest. Con hat nie aufgehört, nach ihm zu suchen, das kann ich Ihnen sagen. Wahrscheinlich sucht er ihn immer noch.«
30
Angel reagierte mit distanzierter Ergebenheit auf Daras Bericht über die ergebnislose Fahrt nach Bailieborough. »Tja, das war’s dann wohl«, sagte sie und zog Mrs. Floods Bademantel enger um ihren mageren Körper.
»Was willst du damit sagen?«
»Na, dass es vorbei ist.« Angel schob sich die fettigen Stirnfransen aus den Augen. Sie brauchte mal wieder einen Haarschnitt. Und eine Dusche, um ehrlich zu sein.
»Du kannst doch nicht einfach aufgeben.« Dara ließ sich neben Angel auf dem Sofa nieder.
»Ich akzeptiere die Dinge nur so, wie sie sind. Wurde ja auch mal Zeit. Ich warte nicht mehr darauf, dass das Telefon klingelt. Ich zerbreche mir nicht mehr den Kopf wegen Joe und all den Möglichkeiten, die er verpasst. Und was dich angeht …«
»Ja?«
»Nun, du kannst dich wieder auf dein Leben konzentrieren. Sofern man es überhaupt Leben nennen kann.«
»Was soll denn das heißen?« Dara fühlte Wut in sich aufsteigen. Diese Seite an Angel war ihr völlig fremd. Der höhnische Unterton passte nicht zu ihr. Nicht zu der Angel, die Dara kannte.
»Du schiebst im Hundeasyl doch echt eine ruhige Kugel.«
»Ich liebe meine Arbeit.«
Angel tat ihre Worte mit einer verächtlichen Handbewegung ab. »Und dann deine Affäre mit diesem Kerl, mit dem du dich einmal die Woche triffst …«
Dara bereute es, dass sie ihrer Schwester je von Ian Harte erzählt hatte. »Er ist viel unterwegs. Geschäftlich«, murmelte sie.
»Und?« Angel griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein. »Das Ganze führt nirgendwohin, und das ist dir auch ganz recht so, stimmt’s?«
»Warum bist du so gemein?« Dara erkannte Angel nicht wieder.
»Ich bin nicht gemein, sondern ehrlich.« Angel begann durch die Kanäle zu zappen. »Du gehst nie aus, du unternimmst nichts … Du könntest genauso gut krank sein, wie ich.«
»Das ist nicht fair.«
»Hast du’s noch nicht gehört, Dara? Das Leben ist nicht fair«, antwortete Angel mit monotoner Stimme.
»Ich versuche nur zu helfen«, sagte Dara.
»Spar dir die Mühe«, sagte Angel.
Es war das erste Mal, dass sie so etwas wie einen Streit hatten, und Dara war tief getroffen. Als sie hinausging, rief Angel ihr nach: »Mach die Tür hinter dir zu, ja?«, und Dara packte den Knauf und knallte die Tür zu. Dann öffnete sie sie noch einmal und knallte sie erneut zu. Und gleich noch ein drittes Mal. Danach herrschte zwischen ihnen Funkstille.
31
Con King sah aus, als wäre er ohne
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