Wenn ich einen Wunsch frei haette
palästinensischen
Frauenorganisation geleitet. Die Frauen würden gern auch jüdische Schüler unterrichten und hoffen, dass dies eines Tages möglich sein wird. An dieser Schule machen die Kinder Musik und spielen Theater, um so etwas über Frieden und Menschenrechte zu lernen. Und durch ihre Aufführungen bringen die Schüler ihrerseits anderen Kindern etwas bei. Früher hat die Schule regelmäßig Ausflüge und Picknicks veranstaltet, aber weil die Kinder nicht durch die Kontrollpunkte dürfen, war das in den letzten Jahren nicht mehr möglich. Werden die Lehrer an den Kontrollpunkten aufgehalten, müssen manche Klassen gelegentlich auch ohne Lehrer auskommen.
An den Wänden dieser Schule hängen überall bunte, von den Schülern gemalte Bilder. Oft sind darauf Dinge zu sehen, die die Kinder vermissen, wie zum Beispiel die Picknicks oder das Spielen in Parks. Andere zeigen Panzer und Soldaten, denen die Kinder in der Nähe ihrer Elternhäuser begegnen.
Mona und Mahmood sind Schüler an dieser Schule.
Mona
I ch bin eine Palästinenserin. Ja, das bin ich. Was sollte ich auch sonst sein? Ich möchte gar nichts anderes sein, aber ich wäre froh, wenn das Leben hier in Palästina einfacher wäre. Ich weiß, dass Kinder in anderen Ländern es leichter haben, und ich wünsche mir, auch uns ginge es so, bloß mal für kurze Zeit. Ich bin all die Probleme leid. Sie hören nie auf.
Ich wohne zwischen Jerusalem und Ramallah, auf
palästinensischem |52| Gebiet. Ich habe drei Brüder und drei Schwestern. Ich bin genau in der Mitte. Manchmal nerven sie mich, und manchmal nerve ich sie, aber so ist das eben mit Geschwistern. Die älteren glauben, sie könnten mir sagen, was ich machen soll, und die jüngeren tun nie, was ich ihnen sage. Wenn die Ausgangssperre aufgehoben ist und wir nicht mehr aufeinanderhocken müssen, sondern rausgehen können, vertragen wir uns. Aber wenn Ausgangssperre ist und wir alle drinnen bleiben müssen, zanken wir uns die ganze Zeit, weil wir sonst nichts zu tun haben.
Am liebsten male und zeichne ich. Ich möchte richtig gut malen lernen. Wenn ich den ganzen Tag Bilder malen könnte, wäre ich sehr froh, und überhaupt nicht mehr wütend. Wenn ich groß bin, möchte ich eine berühmte Künstlerin werden und meine Bilder in Kunstgalerien in der ganzen Welt ausstellen. Dann wäre ich so berühmt, dass die Israelis mich durch die Kontrollpunkte lassen müssten, damit ich meine Bilder besuchen kann.
Wir wohnen nicht weit weg von der Schule, aber ich muss morgens um halb sechs aus dem Haus, um rechtzeitig durch den Kontrollpunkt und zur Schule zu kommen. Trotzdem bin ich häufig zu spät. Ich stehe nicht gern im Dunkeln auf, besonders im Winter nicht.Ich möchte lieber im Bett bleiben und gar nicht erst losgehen, weil ich weiß, dass ich am Kontrollpunkt lange warten muss. Es nützt ja nicht mal was, wenn ich gut in der Schule bin; die Israelis lassen nicht zu, dass wir erfolgreich sind. Sie möchten, dass wir uns für uns schämen.
Wenn ich morgens später zum Kontrollpunkt komme, |55| muss ich sogar noch länger in der Schlange warten, weil dann viele zur Arbeit wollen. In Palästina gibt es nicht genug Jobs. Also müssen die Palästinenser nach Israel, um zu arbeiten. Manchmal geht es schneller vorwärts als sonst. Aber manchmal zwingen die Soldaten uns auch, endlos zu warten, während sie Kaffee trinken und rauchen. Man kann am Kontrollpunkt nichts anderes tun als zu warten, bis sie einen durchlassen.
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Es gibt nicht mal eine Toilette. Ich trinke extra nichts, bevor ich aus dem Haus gehe, für den Fall, dass ich am Kontrollpunkt stecken bleibe und zur Toilette muss. Das ist mir schon passiert. Es ist schrecklich. Aber auch so tun mir die Füße weh vom Stehen, und ich langweile mich endlos. Besonders schrecklich ist es, wenn es nicht weitergeht und niemand kommt, um uns zu sagen, warum sich nichts bewegt oder wann wir vielleicht durchkommen. Die Soldaten kümmert es nicht, dass wir auch Menschen sind. Sie denken, wir sind Ziegen, denen es nichts ausmacht herumzustehen. Aber selbst Ziegen bekommen Gras, auf dem sie kauen können. Wir bekommen nichts.
Wenn es irgendwo ein Bombenattentat gegeben hat, bewegt sich die Schlange sehr langsam vorwärts. Die Soldaten filzen jeden, sogar Kinder, und überprüfen unsere Papiere, durchsuchen unsere Taschen und nerven uns mit ihren endlosen Fragen. Sie sehen mich an und fragen mich, wie ich heiße und wo ich hinwill. Ich antworte
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