Wenn ich einen Wunsch frei haette
Palästinenser, die früher freundlich waren, bewerfen unsere Häuser jetzt mit Steinen und erschießen uns, wenn sie nahe genug an uns herankommen.
In die palästinensischen Dörfer können wir gar nicht mehr fahren. Das ist viel zu gefährlich. Selbst wenn wir nur spazieren gehen, riskieren wir schon, erschossen zu werden. Die Palästinenser trauen uns nicht. Sie dürfen auch nicht in unsere Siedlung kommen. Unsere Soldaten würden sie nicht hereinlassen, und ihre Leute würden sie für Verräter halten und sie umbringen.
Wir verlassen die Siedlung nur in Bussen mit Panzerglas, sonst könnte man uns erschießen. Damit die Situation sich verbessert, brauchen wir einen richtig großen Krieg. Danach wird jeder wissen, was das Richtige ist, und dann gibt es keinen Grund mehr zu töten. Dann wäre Frieden. Wir, die Israelis, haben uns ja bemüht, aber was sollen wir denn |95| noch alles tun? Das ist schließlich unser Land. Wenn doch nur alle Juden aus der ganzen Welt nach Israel kämen und alle Palästinenser gehen und in irgendeinem arabischen Land leben würden.
Der Tod meiner Freunde hat mich sehr verändert. Er hat meinen Glauben gestärkt. Es gibt Leute, die die Existenz Gottes anzweifeln. Zu denen gehöre ich nicht. Ich wünschte, alle würden erkennen, dass Gott der Einzige ist, dass er uns leitet und sein Licht in jedes Herz schickt. Der Tod meiner Freunde hat außerdem dazu geführt, dass ich mehr Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden verbringen möchte, weil man nie weiß, was noch passieren wird und wann.
Was den Krieg mit den Palästinensern angeht, bin ich mehr denn je der Überzeugung, dass wir im Recht sind. Wenn die Palästinenser recht hätten, bräuchten sie nicht so heimtückisch und hinterlistig zu sein. Ich bin sehr wütend auf die Palästinenser. Ich kann sie nicht richtig hassen, weil es mir schwerfällt, Böses in den Menschen zu sehen, aber ich bin trotzdem wütend. Wenn ich durch die Altstadt von Jerusalem gehe und dort die Araber sehe, wäre es mir lieber, sie wären weg. Ich möchte nicht, dass sie da sind. Sie machen mich wütend.
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Hassan, 18
D as Hilfswerk der Vereinten Nationen für
Palästina-Flüchtlinge
im Nahen Osten ( UNRWA ) ist die für palästinensische Flüchtlinge zuständige Einrichtung der Vereinten Nationen. Nach der Definition dieses Hilfswerks gelten die Menschen als palästinensische Flüchtlinge, die zwischen Juni 1946 und Mai 1948 in Palästina lebten und im ersten Arabisch-Israelischen Krieg ihre Heimat und ihre Erwerbsquellen verloren. Die Nachkommen dieser Menschen werden ebenfalls als Flüchtlinge betrachtet.
Heute gibt es ungefähr vier Millionen palästinensische
Flüchtlinge. Eine Million von ihnen lebt in Flüchtlingslagern. Einige dieser Lager befinden sich im Libanon, in Syrien und in Jordanien, andere im Westjordanland und im Gazastreifen.
Ein palästinensisches
Flüchtlingslager ist ein Stück Land, das dem Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge zur Verfügung gestellt wurde, um dort Palästinenser zu beherbergen. Die Lager sehen aus wie überfüllte Städte. Betongebäude ersetzen heute die ursprünglichen Zelte. Wegen der Überbevölkerung, schlechter Straßen und mangelhafter Kanalisation herrschen dort ärmliche Lebensverhältnisse.
Ganze Generationen haben ihr Leben in diesen Lagern verbracht. Es gibt dort Schulen, Krankenhäuser und andere Einrichtungen, |99| die mit vom UNRWA unterstützt werden. Häufig werden Lager von der israelischen Armee besetzt oder sind Schauplatz von Straßenkämpfen zwischen bewaffneten
Palästinensergruppen
und der israelischen Armee. Diese Kämpfe und die andauernden Spannungen haben tief greifende Wirkungen auf die dort lebenden Kinder.
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Durch den Krieg schwer traumatisierte Kinder bringen ihren Schmerz auf verschiedene Art und Weise zum Ausdruck. Manche werden zu Bettnässern. Andere haben Schlafprobleme oder Albträume. Sie können sich in der Schule nicht konzentrieren oder werden wütend und aggressiv und sind unfähig, mit anderen Menschen auszukommen, selbst wenn alles ruhig ist. Es gibt auch Kinder, die aufhören zu sprechen – ein Zeichen von Stress, das man auch »selektiven Mutismus« nennt – oder die sich nicht mehr richtig bewegen können.
Das palästinensische
Rehabilitationszentrum im Flüchtlingscamp in Ramallah besteht aus einer Reihe von kleinen Steinhäusern in einem Hinterhof, den man über eine kleine Gasse erreicht. Es wurde von den
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