Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Titel: Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
Mrs. Cumberland sagte“, äußerte der Kommissar mit lauerndem Blick und beugte sich ein wenig nach vorn. „Können Sie nähere Ausführungen darüber machen?“
    Miß Ipswichs Gesicht verschloß sich zu kühler Abweisung.
    „Tut mir leid, Sir“, erwiderte sie. „Ich habe keine Ahnung, ob ich im Testament berücksichtigt wurde. Es interessiert mich auch herzlich wenig, obwohl ich zugebe, daß ich mit einer kleinen Rente rechne. Schließlich habe ich Mrs. Cumberland vierzig Jahre meines Lebens geopfert, und es ist bloß natürlich, daß diese Tatsache im Testament ein bißchen honoriert wird. Falls Sie jedoch wie Ihr Doktor Joyce glauben sollten, ich sei aus Habgier in diesen Fall verstrickt, so kann ich Sie beruhigen.
    Ich habe mir genug gespart, um auch ohne Rente oder Erbteil bis ans Ende meiner Tage auszukommen.“
    „Gut, Fräulein Ipswich. Sie brauchen sich deshalb nicht gleich zu erregen. Es war nur eine selbstverständliche Routinefrage.“
    Rose deutete ein leicht verächtliches Lächeln an und fragte, weshalb er einmal ,Miß‘ und einmal ,Fräulein zu ihr sage. „Lieben Sie Ihre Landessprache nicht?“
    „Oh doch“, sagte er. „Aber meine Mutter stammt aus Deutschland, und sie liebt ihre Heimatsprache so sehr, daß es jetzt noch ein bißchen auf mich abfärbt.“
    Er betrachtete seine Fingernägel, hob wieder den Kopf und blickte die Haushälterin forschend an.
    „Wann übrigens haben Sie den Schrank da unten im Keller das letzte Mal geöffnet?“ wollte er wissen.
    „Das liegt schon einige Monate zurück. Mrs. Cumberland hatte mich gebeten, in diesem Jahr nicht einzukochen, weil noch zu viele Vorräte vom letzten Sommer da sind.“
    Morry stützte das Kinn in die Hand und sagte nachdenklich zu seinen Assistenten:
    „Es ist phantastisch, aber wir müssen uns mit dem Gedanken anfreunden, daß Miß Ipswich tatsächlich rund vierzig Jahre mit einem Mann in Frauenkleidern zusammengelebt hat. Wenn es überhaupt eine Möglichkeit gibt, dieses Geheimnis zu klären, werden wir eine Unmenge Ermittlungen anstellen müssen. Die Fragestellung ist dabei ziemlich klar: Wer ist der Tote und warum lebte er als Frau Cumberland? Gab es jemals eine wirkliche Frau Cumberland? Und was ist aus ihr geworden?“
    Patrick Sullivan pflichtete ihm lebhaft bei. Der sonderbare Fall um das Haus Ogden Road Nr. 13 hatte seine kriminalistische Begeisterung wachgerufen, obgleich letzterer gewiß nichts für zimperliche Ästheten war. Er sagte zu seinem Vorgesetzten:
    „Ich werde mich mit Händen und Füßen in die Sache hineinknien!“
    Morry blickte ihn wohlwollend und mit einiger Skepsis an. Er sagte: „Zum Ekstasiertsein ist hier allerdings wenig Veranlassung. Hier sind vertrackte, schwierige Zusammenhänge bloßzulegen. Die Quellen, die Ihnen dabei helfen könnten, sind wahrscheinlich längst verschüttet, und die Zeugen, die etwas darüber auszusagen vermögen, dürften seit Jahren verstorben sein.“
    „Das ist mir klar.“
    Morry dachte wieder angestrengt nach und sagte: „Hören Sie, Patrick: bevor wir Entscheidendes unternehmen, müssen wir in Erfahrung bringen, ob der Tote tatsächlich einem Mord zum Opfer gefallen ist. Mord oder nicht Mord — auf alle Fälle war hier jemand daran interessiert, den Toten zu verbergen! Wir können kaum bezweifeln, daß es sich dabei um übelste Motive handelt.“
    Morry stand auf und wandte sich Miß Ipswich zu. Er sagte: „Sie wollen — begreiflicherweise — dieses Haus verlassen. Vorerst müssen Sie sich jedoch der Polizei zur Verfügung halten, unbedingt! Wo gedenken Sie inzwischen zu wohnen? Wo werden wir Sie in den nächsten Tagen erreichen können?“
    „Ich weiß es noch nicht, Sir. Ich rufe Sie an, oder ich komme hin zu Ihnen, sobald ich
    eine neue Anschrift habe.“
    Morry sagte: „Das muß noch heute geschehen. Vergessen Sie nicht, daß wir noch eine Menge Fragen an Sie richten müssen.“
    „Ich will Sie gern beantworten, Sir.“
    „Gut. Ich fahre jetzt zurück zum Yard. Ich muß dort auf das Resultat der Obduktion warten. Was im Augenblick hier noch zu erledigen ist, wird Mr. Sullivan übernehmen.“
    Morry zog seinen Assisten etwas beiseite und tuschelte ihm ins Ohr: „Sie lassen Röschen nicht aus den Augen, mein Junge. Ich lasse draußen getarnte Posten Spazierengehen. Was haben Sie denn, Patrick? Sie scheinen mir etwas blaß —“
    Patrick faßte sich plötzlich an die Kehle. Er sagte leise: „Mir ist kotzübel.“
    „Kopfschmerzen?“
    „Ich weiß

Weitere Kostenlose Bücher