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Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Titel: Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Flaschensammlung. Dann wandte er sich Rose wieder zu. „So, und nun möchte ich mir einmal Ihr Zimmer ansehen.“
    Rose opponierte: „Aber das hat Mr. Sullivan doch schon besorgt!“
    „Wie lange brauchte er dazu?“
    „Ha..., nicht lange, so etwa zwei, drei Minuten.“
    „Hm — ich würde mich da etwas gründlicher umtun.“
    Miß Ipswich preßte die schmalen, farblosen Lippen aufeinander und wandte sich brüsk ab. Morry folgte ihr, während die beiden Assistenten den Karton mit Mrs. Cumberlands Flaschen füllten.
    In Roses Zimmer trat der Kommissar zunächst an eine Hausapotheke heran, die über einer Kommode an der Wand hing und mit einem roten Kreuz auf weißem Grund gekennzeichnet war. Er öffnete das Schränkchen und blickte hinein.
    „Mrs. Cumberland hatte oft die eine oder andere Beschwerde“, erklärte Miß Ipswich unaufgefordert. „Sie hielt nichts von Ärzten und schwor auf homöopathische Behandlungsweisen. Alle Medikamente, die Sie in dem Schränkchen sehen, sind von naturwissenschaftlicher Art.“
    Morry nickte. Er nahm einige Schachteln heraus; fast alle enthielten ein weißes Pulver. Er studierte die Aufschriften, nickte abermals, als ob ihm einiges davon bekannt erschiene, und sah sich dann noch einige Fläschchen aus braunem Glas an.
    „Ich weiß, was Sie suchen“, bemerkte Miß Ipswich bissig. Sie stand an der Tür und schaute ziemlich düster drein. „Sie hoffen, irgendwo das Gift zu entdecken.“
    Morry war verblüfft. Er wandte sich ihr zu. „Was bringt Sie denn auf diesen Gedanken?“
    „Na, ganz einfach! Mr. Sullivan zeigte doch Vergiftungserscheinungen, nicht wahr? Da er von dem Whisky getrunken hat, glauben Sie, das Zeug wäre von mir vergiftet worden. Warum geben Sie es nicht zu? Sie hätten mir das gleich sagen sollen. Ich hätte Ihnen dann ohne Umschweife gezeigt, wo sich das Gift befindet. Aber Kriminalmenschen müssen wohl so..., so schrecklich...“
    „So schrecklich mißtrauisch sein, ja, das müssen sie“, fiel Morry ihr sarkastisch in die Rede. Er schloß das Wandschränkchen und fragte: „Nun, wo ist das Gift?“
    „Im Keller.“
    „Ah so — wohl besonders gut verwahrt?“ „Zum Teil ja, wie es sich gehört.“
    „Was heißt zum Teil?“
    „Mit wohlverwahrtem Gift können Sie keine Ratten töten“, erklärte Miß Ipswich mit sardonischem Lächeln. „Das Paket lag oder liegt in dem Schrank, wo sich... die Leiche fand.“ Sie schluckte und schien einen Schwächeanfall bekämpfen zu müssen. „Einiges davon ist natürlich immer ausgestreut.“
    „Ich nehme an, es handelt sich um potentielle Arsen-Präparate?“
    „Das dürfte genau stimmen — soweit ich mit solchem Zeug Bescheid weiß.“
    „An das Gift konnte also jeder heran, nicht wahr? Der Schrank war doch unverschlossen.“ „Mann Gottes!“ sagte Rose süffisant, „an Rattengift kann jeder heran. Sie können es in jeder Drogerie und in jeder Apotheke kaufen, ohne sich deswegen aus weisen zu müssen.“ „Halten Sie es für möglich, daß der Tote vergiftet wurde?“
    „Warum fragen Sie gerade mich?“
    „Ich lege besonderen Wert auf Ihre Meinung.“ Rose machte eine fahrige Handbewegung und nahm plötzlich Platz. „Offen gestanden“, sagte sie in deplorablem Ton, „jetzt könnte ich mich genauso erbrechen wie Mr. Sullivan, nicht, weil es mir im Magen übel ist, sondern weil ich Ihre versteckten Drohungen oder Anspielungen nicht mehr vertragen kann, als mögliche Mörderin betrachtet zu werden. Aber das ist es nicht allein. Wenn der Tote, den man wohl inzwischen genügend studiert hat, tatsächlich mit meiner Mrs. Cumberland identisch ist, muß ich
    bezweifeln, daß mein Verstand jemals einwandfrei funktioniert hat.“
    Morry zuckte bedauernd mit der Achsel, veränderte jedoch den Tonfall. Er sagte behutsam: „Haben Sie Feinde, Miß Ipswich?“
    Sie hob den Kopf und blickte ihn merkwürdig vorwurfsvoll an und sagte: „Feinde?“
    „Na ja..., jeder Mensch hat doch wohl den einen oder anderen, der ihm nicht besonders wohl gesonnen ist.“
    Rose reagierte wieder kopfschüttelnd. Es klang fast herausfordernd, als sie sagte:
    „Da sind Sie bei mir an der falschen Adresse, Kommissar. Ich bin selten oder gelegentlich nie mit Menschen in Berührung gekommen..., wenigstens nicht so intim, daß ich sie mir hätte zu Feinden machen können. Wen kenne ich schon? — Die Leute von der Bank, den Lebensmittelhändler, den Bäcker und den Fleischer. Mit keinem von ihnen habe ich mehr als das Notwendigste

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