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Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Titel: Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Kopf.“
    Morry machte eine indolente Kopfbewegung, ging zur Tür, drehte sich noch einmal kurz um und mahnte: „Also — vergessen Sie bitte nicht: wenn Sie von hier ausziehen, benötigen wir schnellstens Ihre neue Anschrift.“
    „Sie können sich auf mich verlassen.“
    Wenige Minuten später drückte der Kommissar drüben schräg gegenüber auf den Klingelknopf, der sich neben dem Namensschild ,Larry Broderick befand. Die Haustür wurde so schnell geöffnet, als habe man ihn seit geraumer Zeit erwartet. Im Rahmen der Tür zeigte sich ein junger Mann von sprichwörtlich gepflegtem Aussehen. Er trug eine Flanellhose, beigefarbiges Hemd und einen sehr saloppen Pulli, den ihm anscheinend eine Verehrerin oder vielleicht auch die Mutter angefertigt hatte.
    Seine Füße steckten in bestickten chinesischen Stroh-Pantoffeln. Er wirkte auf Anhieb feminin und hatte eine Zigarette im Mundwinkel klemmen, nahm sie aber heraus, als er freundlich fragte: „Sie wünschen, bitte?“
    Der Kommissar nannte seinen Namen und erklärte sein Anliegen. „Ich hätte Sie gern einen Moment gesprochen, Mr. Broderick.“
    „Bitte, kommen Sie rein“, erwiderte der junge Mann.
    Er schien ein wenig erstaunt, äußerte aber keine Anzeichen innerer Unruhe oder Erregung. Er führte den Kommissar durch die große, dunkle Diele in ein riesiges, unerwartet hohes Zimmer, das mit einer Staffelei, einem Zeichentisch und allerlei Plakatentwürfen ausgefüllt war. Die wenigen alten Möbel waren von Papierrollen, Skizzen und Buchstapeln fast völlig bedeckt.
    „Das ist mein Atelier“, erklärte er und nahm einige Bücher von einem Sessel herunter. „Bitte, nehmen Sie Platz, Kommissar.“
    Morry dankte und setzte sich.
    Mr. Broderick ließ sich auf der Kante des Zeichentisches nieder. Lächelnd kratzte er sich mit dem Holzstiel eines Pinsels hinter dem Ohr.
    „Ein etwas ungewöhnlicher Besuch“, konstatierte er. „Ist jemand umgebracht worden?“
    Morry parierte augenblicklich mit der Gegenfrage: „Was bringt Sie auf diesen Gedanken?“
    Der feminine Mann zeigte ein merkwürdig arrogantes Lächeln und sagte: „Der sprang mich so an. Ein Kommissar von Scotland Yard wird sich ja wohl kaum wegen einer Bagatelle persönlich herbemühen. Wir hatten nämlich neulich hier so ein Theater. Der guten Mrs. Kettle, unserer Nachbarin, war ein Korselett von der Leine herunter geklaut worden. Na, immer noch besser als von der nackten Haut herunter, stimmt’s?“
    Er lachte aus vollem Halse über seinen Witz.
    Morry dachte: Der Mann benutzt ein wohlriechendes, fast zu süßliches Parfüm. Laut sagte er: „Sie haben recht, Herr Broderick. Ich komme nicht wegen eines kleinen Diebstahls.“
    „Ich habe schon immer damit gerechnet, daß hier in unserer Gegend einmal ein Mord geschehen würde“, sagte Broderick. Seine schneeweißen, ebenmäßigen, kräftigen Zähne schimmerten, während er sprach. Morry vermochte sich vorzustellen, daß dieser junge Mann bei den Mädchen wohlgelitten war. Er fragte ihn, ob seine Rechnung mit einem Mord in der Nachbarschaft etwa ernsthaft zu verstehen sei und bekam die Antwort: „Ja, wirklich, Herr Kommissar, das lag einfach in der Luft.“
    „Schauen Sie an! Na, Herr Broderick, das müssen Sie mir schon etwas genauer erklären.“
    „Gern. Sehen Sie sich doch die Ogden Road an. Sie ist mystisch düster, eine Oase der Freudlosigkeit. Wäre ich Filmregisseur, würde ich sie in meinem nächsten Gruselfilm als Kulisse verwenden.“
    „Wie ich sehe, haben Sie Telefon“, bemerkte Morry und schaute Broderick scharf an.
    Sein Gastgeber erwiderte: „Nanu, überrascht Sie das? Ich dachte, ohne so einen Nervenerweichungskasten käme heutzutage kein aktiver moderner Mensch mehr aus.“
    „Sie sind Graphiker?“
    Mr. Broderick nickte und sagte: „Gewissermaßen etwas Ähnliches. Eigentlich bin ich ein Hans Dampf in allen Gassen, wissen Sie. In der Hauptsache verdiene ich meine Brötchen mit Plakatentwürfen. Aber ich gebe mich damit nicht zufrieden. Hin und wieder texte ich Prospekte, oder ich versuche mich in der abstrakten Malerei. Unter uns gesagt, schmiere ich ganz abscheuliche Bilder zusammen, aber erstaunlicherweise finden sich immer wieder Leute, die das mögen. London steckt voller Snobs, und ich bediene nicht wenige von ihnen.“
    „Sie verdienen also gut, wenn ich Sie recht verstehe?“
    „Ich bin zufrieden.“
    „Kannten Sie Mrs. Cumberland?“
    „Ich liebte Sie.“
    „Wie bitte?“
    „Ich sah sie zuweilen am

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