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Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Titel: Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Fenster..., als altes, viktorianisches Gespenst, eine Schauerzeichnung, die von Ronald Searle stammen könnte. Ja, ich liebte sie, wie man das Ausgefallene, Schrullige, Nichtalltägliche eben liebt. Ich habe sie allerdings schon lange Zeit nicht mehr gesehen.“
    Er zog plötzlich die dichten Augenbrauen hoch. „Sind Sie ihretwegen gekommen? Ist der Ärmsten etwas zugestoßen?“
    „Das wissen wir noch nicht genau.“
    „Wie ist das zu verstehen?“
    „Sie werden noch Genaueres darüber hören.“
    „Ich würde es tief bedauern, wenn es etwas Nachteiliges wäre“, versicherte Broderick. „Ich schätze Originale über alle Maßen. Darum wohne ich eigentlich in der Ogden Road. Sie ist voll von diesen Typen.“
    „Gewiß kennen Sie dann auch Miß Ipswich?“
    „Wer ist denn das?“
    „Die Haushälterin von Mrs. Cumberland.“
    „Oh ja, natürlich. Ich sehe sie häufig. Sie ist blind wie ein Maulwurf, was?“
    „Ja, sie sieht leider nicht besonders gut.“
    „Ich mag sie nicht“, erklärte Broderick.
    „Warum?“
    „Sie erinnert mich an eine Spinne..., an eine Spinne im Netz, die auf ihr Opfer wartet. Haben Sie einmal den Gang dieser Frau beobachtet? Leicht gekrümmt, als lauere sie auf etwas, als erhoffe und erwarte sie das Unheimliche, um sich darüber die knochigen Hände reiben zu können.“
    „Das ist eine recht plastische Schilderung, Mr. Broderick“, meinte der Kommissar. „Ihre Abneigung gegen Miß Ipswich scheint sehr tief zu gehen.“
    „Das unterliegt keinem Zweifel“, erwiderte Broderick. „Ich bin an sich ein toleranter Mann, wie jeder Künstler, und ich liebe, wie ich bereits sagte, jedes Original. Aber diese Miß..., wie heißt sie doch?“
    „Ipswich.“
    „Ja, diese Miß Ipswich hasse ich.“
    „Nicht zu glauben, daß so eine alte, stille Dame Feinde haben kann!“
    „Ich bin nicht ihr Feind, Kommissar“, korrigierte Broderick. „Ich behaupte nur, daß sie mir zuwider ist.“
    „Sie sprachen von Haß.“
    „Eine Redensart. Ich hasse auch Spinnen.“
    „Verstehe. Wie ich sehe, weist das Fenster dieses Zimmers zur Straße. Ich vermute, Sie hatten oft Gelegenheit, Miß Ipswich zu beobachten?“
    „Ich fürchte beobachten ist nicht der richtige Ausdruck. Aber es stimmt schon, daß sie mir immer wieder auffiel.“
    „Empfing sie oft Besuch?“
    „Nicht, daß ich wüßte.“
    „Denken Sie doch bitte nach, Mister Broderick. Es ist außerordentlich wichtig. Haben Sie einmal bemerkt, daß Miß Ipswich einen Besucher einließ?“
    „Jetzt, da Sie davon sprechen, erinnere ich mich, daß oft ein junger Mann da drüben schellte. Er blieb im Schnitt zehn bis fünfzehn Minuten im Haus der alten Damen. Der junge Mann war etwa in meinem Alter, vielleicht noch ein wenig älter. Er war korrekt gekleidet und trug stets ein kleines schwarzes Aktenköfferchen bei sich.“
    „Ich vermute, das war Mr. Hank, ein Angestellter des Bankhauses, mit dem Mrs. Cumberland zusammenarbeitet.“
    „Gut möglich. Genauso sah er aus.“
    „Sonst gibt es niemand, der unter Ihren Augen die alten Damen besuchte?“
    „Nun ja, zuweilen sehe ich den Boten des Lebensmittelhändlers, der gewöhnlich einen größeren Karton mit Nahrungsmitteln abliefert, oder den Briefträger. Aber das ist es sicher nicht, was Sie zu hören wünschen.“
    „Wie oft kam wohl da der Postbote ins Haus?“
    „Sehr selten. Ich möchte sagen, höchstens ein- oder zweimal im Monat.“
    „Sie haben gut aufgepaßt, Mr. Broderick —
    „Wundert Sie das? Ich arbeite wegen des Lichtes stets in unmittelbarer Nähe des Fensters. Es kann nicht ausbleiben, daß ich so ziemlich alles wahrnehme, was sich auf der Straße ereignet.“
    Morry erhob sich. „Vielen Dank, mein Herr, das genügt mir.“
    „Keine Ursache, Sir. Ich fürchte, ich war keine große Hilfe.“
    Morry gab keine Antwort, sondern verabschiedete sich mit einem höflichen Lächeln.
    Als er die Straße überquerte und auf den Dienstwagen zuschritt, an dem bereits die beiden Assistenten auf ihn warteten, glaubte er die forschenden Blicke des Graphikers in seinem Rücken zu spüren.
    „Alles soweit in Ordnung?“ fragte Morry seine Mitarbeiter.
    „Ja, Sir. Den Karton mit den Flaschen haben wir verstaut. Es kann losgehen.“
    Eine halbe Stunde später saß Morry in seinem Büro. Er rief das Mädchen aus dem Vorzimmer herein und fragte: „Wie geht es Patrick?“
    „Der Doktor hat gerade angerufen, Sir. Er mußte Patrick den Magen auspumpen.“
    „Was hat sich dabei

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