Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
sich wachzuhalten. Anscheinend hatte sie den Stress, den eine Hochzeitsfeier mit sich brachte, unterschätzt. Sie bat ihn um eine Diätcola aus der Minibar, irgendetwas Koffeinhaltiges.
Brett reagierte nicht auf die Bitte, öffnete den Reißverschluss im Rücken ihres Kleides und legte sie, das Gesicht ihm zugewandt, auf das Bett. Er küsste sie auf Wangen und Lippen, dann senkte er den Mund auf ihre Brüste. Empfindung und Erwartung ließen sie erschauern.
»Wir haben nicht viel Zeit«, sagte er und senkte sich auf sie herab.
Hannah spürte, wie er sich zwischen ihre Schenkel schob und mit Macht in sie eindrang. »Das tut weh«, wollte sie sagen, doch sein Mund lag auf ihrem, und seine Zunge schnellte im Rhythmus seiner Stöße vor und zurück. Plötzlich stöhnte er auf, und es war vorbei.
Brett wälzte sich zur Seite, stand auf und küsste sie auf die Stirn.
»Schlaf schön, dann wirst du es nie erfahren.«
Sein Blick glitt über ihren nackten Körper. Ihre Brüste waren kleiner, als sie sich anfühlten, aber auf den weißen Laken hatte ihre Haut beinahe etwas Samtenes. Das Büschel Schamhaare war dunkler als ihr Kopfhaar. Er wurde wieder geil und beugte sich herab, um an ihren Nippeln zu saugen. So lange hatte er gewartet. Dann fiel sein Blick auf die Uhr neben dem Bett, und er hielt inne. Mist! Es war so weit, und er wäre ja früh genug wieder da.
Er bedeckte ihren nackten Leib mit dem Laken und strich ihr über die Lider, um sich zu vergewissern, dass sie nicht aufwachte.
Er zog sich an und ging durch die Schiebetür hinaus. Mit jedem Windstoß blähten sich die Vorhänge hinter dem schmalen Spalt.
Hannah glitt tiefer in die Bewusstlosigkeit …
1
»Ihr Zehn-Uhr-Termin lässt ausrichten, es wird etwas später werden, weil sie noch einen Parkplatz suchen«, sagte die Empfangsschwester durch die Gegensprechanlage.
»Danke.« Dr. Anya Crichton verspürte keine Lust auf dieses Treffen, bemühte sich aber, unvoreingenommen zu bleiben. Immerhin konnte man ihnen keinen Vorwurf machen, weil sie sich verspäteten – Krankenhausparkplätze waren ein Widerspruch in sich. Die Architekten hatten nicht daran gedacht, dass diejenigen, die die Station für sexuelle Übergriffe aufsuchten, zumeist nicht in der Verfassung waren, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen und in aller Regel auch nicht mit dem Rettungswagen gebracht wurden.
Sie sah auf die Uhr und nutzte die Gelegenheit, noch einmal einen Blick in die Akte zu werfen.
Hannah Dengate, achtundzwanzig, hatte sich, drei Wochen nach der Hochzeit mit ihrem Partner, mit dem sie seit zwölf Monaten zusammen war, verzweifelt an ihren Hausarzt gewandt. Untersuchung und Labortests ergaben zwei verschiedene sexuell übertragbare Infektionen. Ein Test des Ehepartners auf beide Infektionen blieb ohne Befund.
Der Hausarzt hatte Anya gebeten, sich mit dem Paar zusammenzusetzen, um zu eruieren, wie es möglich sein konnte, dass nur einer der Partner sich angesteckt hatte, obwohl beide versicherten, einander treu zu sein. Anyas erste Reaktion war ungläubiges Staunen über die Einfalt des Arztes. Hannah musste sexuelle Beziehungen mit einem oder mehreren anderen Männern gehabt haben. Allerdings kannte der Hausarzt die Patientin aus der Kirchengemeinde und war überzeugt, dass sie nicht untreu gewesen war. Zwei Gynäkologen sahen sich außerstande, diese Ansicht zu teilen.
Das originäre Aufgabenfeld der Station für sexuelle Übergriffe war die Rechtsmedizin, nicht Fragen der ehelichen Treue, dennoch hatte Anya dem Flehen des Hausarztes schließlich nachgegeben. Sie konnte nicht einschätzen, wie das Treffen verlaufen würde, sie hoffte nur, es ginge schnell und unkompliziert. Angesichts der Beweise und zweier, möglicherweise dreier Expertenmeinungen konnte Hannah doch nichts anderes übrig bleiben, als diese Farce zu beenden und alles zu bekennen.
Als die beiden endlich eintrafen, hieß Anya sie im Foyer willkommen. Hannah reichte ihr die Hand und klammerte sich mit der anderen an den Arm ihres Mannes.
»Wir danken Ihnen vielmals, dass Sie uns einen Termin gegeben haben, Frau Doktor. Wir hoffen inständig, dass es Ihnen gelingt, dieses Rätsel zu lösen.«
Die leicht übergewichtige Frau trug ein schlichtes T-Shirt und Stoffhosen. Sie war ungeschminkt und hatte das am Ansatz eine Spur dunklere Haar zu einem straffen Dutt zusammengefasst. Wahrscheinlich hatte sie es für die Hochzeit getönt. An den Füßen hatte sie flache schwarze Ballerinas, die an den Zehen
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