Wenn Kinder um sich schlagen
oder Hochhaus liegen. Die Umgebung ist oft nicht einladend zum geschützten kindlichen Spiel. Autos fahren vor der Tür und in den schmalen Grüngürteln. Zwischen den Blocks treiben sich ältere Kinder herum, die nicht wissen, wo sie sonst hingehen sollen. Ãltere Kinder und Jugendliche üben in ihren Frustrationen oft Gewalt gegenüber jüngeren und schwächeren Kindern aus, sodass auf der StraÃe anstelle eines unbeschwerten Kinderspiels nicht selten Brutalität erlebt wird.
Gerade Kinder aus ausländischen Familien leben oft in solch beeinträchtigten Wohnsituationen. Das könnte - neben
kulturellen Besonderheiten - mit ein Grund dafür sein, dass Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund relativ häufig in polizeilichen Kriminalstatistiken auffallen. Aber auch überdurchschnittlich häufige Schulprobleme bei Kindern aus Familien mit Migrationshintergrund (Sprachprobleme, Bildung hat möglicherweise in der jeweiligen Kultur eine geringere Bedeutung) können mit zu diesem Problem beitragen. Untersuchungen zeigten, dass Anfang dieses Jahrtausends acht Prozent aller deutschen und 20 Prozent aller ausländischen Jugendlichen in Deutschland die Schule ohne Abschluss verlieÃen.
Ein ungünstiges Wohnumfeld ist nicht selten die Folge von knappen finanziellen Verhältnissen. Eingeengte finanzielle Verhältnisse - oft als Folge von Arbeitslosigkeit - führen auÃerdem dazu, dass sich die Sorge um die Alltagsbewältigung drückend auf die elterliche Stimmung auswirkt. Dies kann dazu führen, dass Eltern gereizt und aggressiv mit ihren Kindern umgehen. Die Frustration arbeitsloser Eltern steht im Zusammenhang mit dem Gefühl, nichts bewirken zu können und nicht gebraucht zu werden. Kinder erleben in einer solchen Familiensituation wenig Optimismus, Freude oder Sinnerfüllung. Die Erfahrung, dass es Spaà macht, eine Aufgabe zu haben, die Erfahrung, dass man selbst etwas bewirken kann, all das sind wichtige Schutzfaktoren, die die Kinder davor bewahren können, eine Störung des Sozialverhaltens zu entwickeln.
Vor allem alleinerziehende Mütter sind von Armut betroffen. In Armut lebende Kinder, das heiÃt Kinder, deren Familien vor allem von staatlicher Unterstützung abhängig sind, erfahren in ihrer Familie eher Gewalt und Lieblosigkeit. Gerade Kinder alleinerziehender und nicht berufstätiger Mütter haben ein hohes Risiko für psychische Auffälligkeiten (Verhaltensauffälligkeiten, Hyperaktivität, Ãngste oder Depressionen). Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen fallen
zudem eher durch Gewaltbereitschaft in der Schule und durch die Bereitschaft auf, Eigentumsdelikte zu begehen. Schwierige soziale Lebensumstände müssen zwar nicht notgedrungen dazu führen, dass Eltern ihren Kindern Gewalt antun oder sie lieblos vernachlässigen. Sie führen aber oft dann zu Problemen mit den Kindern, wenn diese Lebensumstände durch Suchtprobleme, psychische Belastungen und mangelnde Bildung der Eltern selbst hervorgerufen werden, wie es leider häufig der Fall ist.
Armut bedeutet aber auch das Fehlen finanziellen Spielraums für Konsumgüter. Konsumorientierung ist heutzutage weitverbreitet. In allen Lebenssituationen wird durch Werbung vermittelt, dass bestimmte Dinge gekauft werden müssen. Und bei Kindern ist das Bedürfnis, ständig neue Markenprodukte wie Turnschuhe, Sweatshirts, Lederjacken usw. zu bekommen, sehr ausgeprägt. Dies resultiert zum einen aus der Kraft der Werbung, zum anderen aber auch aus der Tatsache, tagtäglich bei vielen ihrer Altersgenossen diese Statussymbole präsentiert zu bekommen. Konsum hat bei Kindern in AuÃenseiterpositionen nicht selten die Funktion, Minderwertigkeitsgefühle zu kompensieren. Wenn nun Armut in den Familien besteht, greifen viele Kinder zum Mittel des Diebstahls, der Erpressung und des Raubes, um sich Geld zu beschaffen oder die begehrten Statussymbole manchmal direkt, zum Beispiel mit vorgehaltenem Messer, von ihren Altersgenossen »abzuzocken«. Wurde eine solche Gewalttat einmal vom Täter als erfolgreich erlebt, so wurde sein Verhalten durch diesen »Erfolg« unmittelbar »belohnt« (s. Kapitel 3: »Lerntheorie«, Seite 32). Dadurch kann bei diesem Kind dieses problematische Verhalten zukünftig häufiger auftreten.
Zusammenfassende Hinweise
⢠Wenn Sie von Arbeitslosigkeit und Sozialhilfeabhängigkeit
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