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Wenn Kinder um sich schlagen

Titel: Wenn Kinder um sich schlagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Penthin
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macht aggressiv. Durch häufige Telefonate gelang es der Lehrerin wenigstens bei der Mutter, eine gewisse Einsicht in die Problematik zu erreichen. Die Mutter bemühte sich, den Jungen bei den Hausaufgaben zu unterstützen, und besuchte ein Elterntraining.
    Die kinderärztliche und psychologische Untersuchung zeigte, dass der Junge eine ADHS hatte. Diese Erkrankung ist oft erblich (der Vater hat offensichtlich ähnliche Probleme) und erfordert umfassende Behandlungsmaßnahmen: pädagogisches Elterntraining, Lehrerinformation, Konzentrationstraining für den Jungen und eine medikamentöse Therapie, damit die pädagogischen Bemühungen vom Kind überhaupt erst aufgenommen werden können. Gerade mit dem letztgenannten Therapiebaustein, der Medikation, taten sich die Eltern sehr schwer, da sie schon vieles darüber gehört hatten, was ihnen Angst machte. Trotzdem konnten sie sich nach
gründlicher Information durch den Kinderarzt auf einen solchen Behandlungsversuch einlassen und waren selbst positiv überrascht, dass ihr Sohn nun viel zugänglicher war. Sie selbst schimpften viel weniger (das lernten sie auch im Elterntraining) und der Junge konnte viel besser lernen. Zudem störte er weniger im Unterricht, die anderen Kinder wollten plötzlich wieder mit ihm spielen und die Lehrerin konnte ihn jetzt viel besser dabei unterstützen, dass er lernt, sein Verhalten selbst zu steuern. Sie informierte sich über das Krankheitsbild und verabredete mit dem Jungen ein tägliches kurzes Gespräch unter vier Augen. In diesem Gespräch legten beide miteinander fest, was sich der Junge am jeweiligen Schultag vornehmen sollte, zum Beispiel still zu sitzen, nicht dazwischenzurufen, freundlich zu anderen Kindern zu sein usw. Sie verabredeten eine Zeichensprache, die nur der Junge und die Lehrerin kannten, mit der die Lehrerin den Jungen im Unterricht an seine Vorsätze erinnern konnte, ohne zu ermahnen oder gar zu schimpfen. Und sie verabredeten, dass die Lehrerin dem Jungen immer wieder durch ein Anlächeln oder eine aufmunternde Geste zeigt, wenn er es gerade schafft, seine Vorsätze gut einzuhalten.
    Somit gelang es mit vereinten Kräften (Mutter, Sohn, Lehrerin, Kinderarzt), die Entwicklung des Jungen positiv zu beeinflussen. Er konnte jetzt viel besser lernen, gewann Freunde, kam mit seinen Eltern besser zurecht und konnte schließlich auf die Realschule wechseln. Die Erfolge überzeugten den Vater relativ schnell, dass dieses Vorgehen gut für seinen Sohn war, und auch er konnte nun viel besser mit an diesem gemeinsamen Strang ziehen.
    Hat Ihr Kind Schaden angerichtet (etwas zerstört oder etwas gestohlen), Ärger verursacht oder einem anderen Menschen Angst oder Schmerz zugefügt, so darf das nicht als »Kavaliersdelikt« verharmlost werden. Ebenso sollten Sie Ihr Kind - egal in welchem Alter - aber auch nicht mit vorwurfsvollen
Warum-Fragen in die Ecke drängen, zum Beispiel: »Warum hast du das kaputt gemacht?« Diese Fragen kann Ihr Kind oft gar nicht beantworten. Versuchen Sie in einer solchen Situation lieber zu klären, wie eine problematische Situation abgelaufen ist. Sie könnten beispielsweise fragen: »Erzähle mir doch einmal, was da passiert ist.« Besprechen Sie außerdem, wie ein Schaden wiedergutgemacht werden kann. Hat Ihr Kind mutwillig etwas zerstört, so sollte Ihr Kind als logische Konsequenz den Schaden mit seinem Geld oder seiner Arbeitskraft beheben.
    Solche klärenden Gespräche sollten Sie in sachlichem Tonfall führen, ohne dass in Ihrer Stimme ständig eine »genervte Vorwurfshaltung« mitklingt. Sonst könnte sich Ihr Kind grundsätzlich abgelehnt fühlen. Sie müssen in diesen Gesprächen Ihrem Kind jedoch klar und eindeutig sagen, dass Sie sein Verhalten nicht billigen! Versuchen Sie aber auch zu verstehen, warum Ihr Kind solche aggressiven Handlungen unternahm. Vielleicht braucht Ihr Kind mehr Beachtung in positiven Momenten, mehr Erfolgserlebnisse, mehr Lob und Anerkennung, mehr Aufsicht und Anleitung oder ein anderes Vorbild (eventuell hat es Umgang mit einer problematischen Gleichaltrigengruppe oder ist Ihr elterliches Verhalten nicht optimal).
    Â 
    Zwei elfjährige Jungen streunen nachmittags durch ihr Wohnviertel. Sie haben die Idee, Zigaretten im nächsten Supermarkt zu klauen. Einer lenkt die Verkäuferin an der Kasse ab, während der andere schnell zwei Schachteln

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