Wenn Kinder um sich schlagen
»merkwürdiger Typ« ist. Denn dadurch werden andere Kinder ermutigt, das betroffene Kind als »Opfer« auszuwählen.
Opfertypen sind häufig körperlich schwächer, ängstlich und zurückgezogen. Sie sind meist etwas ungeschickt, vermeiden Blickkontakt und sprechen leise. Täterkinder ergötzen sich oft an dem Machtgefühl, dem Opfer überlegen zu sein, es in der Hand zu haben. Manche Opferkinder schlagen sich mitunter auch als Mitläufer auf die Täterseite, um wiederum andere Kinder zu quälen und sich dadurch Verschonung zu »erkaufen« und selbst an Machtgefühlen zu ergötzen. Lehrer dürfen nicht wegsehen, denn dadurch fühlen sich die Täter ermutigt.
Die Folgen für die Opfer sind gravierend: körperliche, psychosomatische Beschwerden, Ãngste, Lernstörungen, Schulverweigerung, in besonders schlimmen Fällen sogar Selbstmordversuche und Amokläufe. Selbst im Erwachsenenalter leiden viele Betroffene noch unter chronischen psychischen Problemen. Aber auch Täterkinder haben mannigfaltige Probleme: Oft stammen sie aus gewalttätigen und/ oder vernachlässigenden Elternhäusern und tragen das Risiko einer schwerwiegenden kriminellen Entwicklung in sich. Insofern müssen Schulen handeln:
Täter müssen im Gespräch mit ihrem Tun kritisch konfrontiert werden. Das kann im Einzelgespräch, im Gruppengespräch, aber auch im gemeinsamen Gespräch mit den Eltern
geschehen. In solchen Gesprächen sollte sachlich vorgegangen werden. Versuche des Täters, die Tat zu verharmlosen oder dem Opfer die Schuld zuzuweisen, dürfen nicht akzeptiert werden. Es sollte versucht werden, Einfühlungsvermögen in die Opfer bei den Tätern zu entwickeln und sie zur Wiedergutmachung zu verpflichten (aufrichtige Entschuldigung mit Handschlag und Blickkontakt, Schutzfunktionen für das Opferkind übernehmen, gemeinsam miteinander spielen, dem Opfer etwas schenken usw.). Idealerweise sollten die Täter dazu ermutigt werden, selber Lösungen zu finden, wie sie das Mobbing beenden können und wie die Wiedergutmachung aussehen könnte. Die Schule muss die getroffenen Vereinbarungen kontrollieren.
Gegebenenfalls müssen schärfere Sanktionen ausgesprochen werden: Ãbernahme von Sozialstunden (dem Hausmeister helfen, Ãbernahme von Reinigungsarbeiten auf dem Schulhof, Ausschluss vom Unterricht mit Anfertigung von Spezialaufgaben in beaufsichtigten »Auszeiträumen«, Schulverweis usw.). Zudem muss mitunter eine pädagogische Unterstützung der Tätereltern und eine kinder- und jugendpsychiatrische Diagnostik und Behandlung des Täters eingeleitet werden. Bei schwerwiegendem Mobbing und/oder bei mangelnder Mitarbeit der Tätereltern muss die Polizei und das Jugendamt eingeschaltet werden.
Zusammenfassende Hinweise
⢠In der Schulzeit wird Ihr Kind wieder ein Stück selbstständiger. Daher müssen Sie als Eltern lernen, Ihr Kind etwas mehr loszulassen. Ãberdenken Sie bisherige Regeln und Einschränkungen.
⢠Probleme in der Familie können oft gut im Familienrat bewältigt werden, vorausgesetzt, alle Beteiligten sind an einer Lösung interessiert. Nehmen Sie kritische Einwände Ihrer Kinder ernst, auch wenn sich diese Kritik gegen Sie als Eltern richtet.
⢠Nehmen Sie Kritik an Ihrem Kind, die von Erzieherinnen und Erziehern oder von Lehrerinnen und Lehrern geäuÃert wird, ernst. Verharmlosen Sie problematisches Verhalten Ihres Kindes nicht. Machen Sie diese Probleme zum Thema im Familienrat. Falls nötig, arbeiten Sie mit Kindergarten und Schule, Polizei und Amt für Soziale Dienste (Jugendamt) zusammen.
⢠Achten Sie auf Zeichen einer gestörten Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsentwicklung Ihres Kindes (s. Kapitel 3) in der Kindergarten- und Grundschulzeit. Derartige Zeichen können sein: Unruhe, Hyperaktivität, Konzentrationsschwierigkeiten, motorische Unsicherheit, Ãngstlichkeit, fehlendes feinmotorisches Interesse (Malen, Basteln etc.), Rechts-Links-Unsicherheiten, Legasthenie, Rechenschwäche. Diese Zeichen müssen Sie frühzeitig ernst nehmen. Auch hier ist eine gute Zusammenarbeit mit Kindergarten, Schule und Kinderärztin oder Kinderarzt wichtig, damit rechtzeitig Hilfen für Ihr Kind eingeleitet werden können (zum Beispiel Heilpädagogik, Ergotherapie, psychomotorische Therapie, Logopädie, eventuell medikamentöse
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