Wenn Kinder um sich schlagen
auch schon bei jüngeren Kindern ab
etwa drei, vier Jahren. Durch diese elterlichen Hilfestellungen können Schulfrust vermindert und durch die Schule bedingte aggressive Verhaltensauffälligkeiten abgebaut oder vermieden werden.
Hausaufgaben führen oft jedoch auch zu Versuchen des Kindes, diese zu vermeiden. Lügen wie »Ich habe heute nichts auf« (obwohl Hausaufgaben aufgegeben wurden) oder »Ich habe die Aufgaben schon in der Schule gemacht« (obwohl das nicht stimmt) kennen viele Eltern. Manchmal machen Kinder auch die Erfahrung, dass das Nicht-Erledigen der Hausaufgaben von der Lehrerin nicht bemerkt oder nicht geahndet wird. Das führt dann mitunter zum Versuch, sich Tag für Tag um diese Pflicht zu drücken. In solchen Situationen ist es wichtig, frühzeitig Kontakt zu den Lehrern aufzunehmen und gemeinsam nach einer Lösung (gegengezeichnetes Hausaufgabenheft, Anruf bei der Lehrerin, Anruf bei Eltern von Schulkameraden usw.) zu suchen.
Eine effektive elterliche Haltung ist folgende: Keine Hausaufgaben auf? Das wird nicht akzeptiert. Dann geben eben die Eltern Aufgaben von ca. 30 Minuten Umfang auf (kleines Diktat, verschiedene Mathematikaufgaben, Text den Eltern laut vorlesen usw.). Dadurch lernen Kinder schnell, dass es keinen Sinn macht, Hausaufgaben zu leugnen. Denn regelmäÃiges (tägliches) Ãben des in der Schule Gelernten verbessert das Lernergebnis. Und je besser das Lernergebnis, desto besser das Selbstwertgefühl, desto geringer der Schulfrust und desto geringer das Risiko einer Störung im Sozialverhalten.
Manchmal lügen Kinder jedoch nicht aus »Not«, um sich als unangenehm erlebte Folgen vermeintlich »vom Hals halten« zu können, sondern aus Not, um mehr Beachtung durch Gleichaltrige oder Eltern zu erhalten.
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Ein achtjähriger Junge erzählt in der Nachmittagsbetreuung nach der Schule immer wieder erstaunliche Geschichten: Sein
Vater würde sich immer wieder neue, teure Autos kaufen, er würde mit der Oma in den Ferien nach Amerika fliegen, er hätte einen Jungen aus einer höheren Klasse verprügelt usw. Alles Geschichten, die nicht wahr sind. Der Junge erhält jedoch von seinen Mitschülern immer wieder staunende und bewundernde Reaktionen. Das gefällt ihm und so erfindet er weiter seine Geschichten. Aber wie es nun mal so ist: Lügen haben kurze Beine. Der angeblich verprügelte Junge sagt den anderen, dass dies gar nicht stimmt. Die Oma, die ihn ab und zu vom Hort abholt, rückt die Geschichte mit Amerika gerade, als ein anderes Mädchen sie darauf anspricht. Trotzdem hört der Junge nicht auf, seine »Geschichten« zu erzählen, denn im ersten Moment erntet er meistens doch ein bewunderndes Staunen der anderen, was für ihn einfach ein schönes Gefühl ist. Freunde bekommt er aber dadurch nicht und das ist das, was ihm eigentlich fehlt.
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Ständiges Lügen ist auch als eine Form gestörten Sozialverhaltens anzusehen. In diesem Beispiel lechzte der betroffene Junge nach Beachtung. Diese brauchte er in besonderem MaÃe, weil er keinen wirklichen Freund hatte, weil aber auch seine Eltern wenig Zeit für ihn hatten (sie arbeiteten viel und waren ständig gestresst). Die Oma kümmerte sich zwar um ihn, schaffte es aber auch nicht jeden Tag, ihn zu betreuen. Die Hortmitarbeiterinnen kamen schnell zu der Erkenntnis, dass der Junge mehr positive Beachtung durch andere Menschen brauchte. Im Stuhlkreis mit den anderen Kindern wurde das Problem besprochen. Alle suchten nach Hilfen für den Jungen und manchen tat er auch leid. Ein anderer Junge kam auf diesem Weg dazu, öfter mit dem betroffenen Jungen zu spielen, mit der Zeit freundeten sich die beiden an. Auch die Eltern lernten im Gespräch mit den Hortmitarbeiterinnen, dass es gut wäre, sich jeden Tag etwas Zeit für den Jungen zu nehmen. In einem Elternkurs (s. Kapitel 7) lernten sie etwas über kindliche
Bedürfnisse und darüber, was sie tun können, damit es ihnen selbst besser geht. Die Lügengeschichten wurden allmählich weniger.
Die Teilnahme an Elterntrainings zeugt nicht von elterlicher Schwäche, sondern im Gegenteil von der Stärke, erkannt zu haben, dass es sinnvoll ist, diese Zeit und Kraft in die Verbesserung der Beziehung zu seinen Kindern zu investieren. Gerade Elterntrainings, in denen konkrete Handlungsmöglichkeiten mit den Eltern zusammen entwickelt werden, in denen die
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