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Wenn Kinder um sich schlagen

Titel: Wenn Kinder um sich schlagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Penthin
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er lautstark gegen die Hausaufgaben auf. Er flucht, schreit, wälzt sich auf dem Boden. Die Mutter spricht mit den Lehrern, denen noch nichts Besonderes aufgefallen ist. Auch eine psychologische Untersuchung beim Kinderarzt zeigt keine Auffälligkeiten. Die Mutter nimmt sich Folgendes vor:
    Vor den Hausaufgaben kann der Junge eine halbe Stunde spielen, um sich zu entspannen. Dann setzt sie sich mit dem Jungen zusammen und bespricht mit ihm, was er aufhat. Beide
überlegen, was er zuerst machen soll. Sodann erklärt die Mutter dem Jungen, dass er jetzt fünf Minuten allein den ersten Rechenturm rechnen müsse: »Ich glaube, den kleinen Turm schaffst du in fünf Minuten. Komm, wir probieren das aus.« Sie stellt eine Eieruhr und der Junge legt los. Er ist motiviert, das ist mal was anderes. Nach fünf Minuten kommt die Mutter und sagt: »So, die Zeit ist um. Lass mich mal sehen, wie du das gemacht hast. Das ist ja toll, alle Aufgaben hast du geschafft. Die erste ist richtig, die zweite auch, prima, in der dritten hast du einen kleinen Fehler und die vierte Aufgabe ist wieder richtig. Super! Sieh mal, was ist mit der dritten Aufgabe, versuche es noch mal.« Der Junge ist glücklich wegen des Lobes, der kleine Fehler, der ihn früher zur Verzweiflung gebracht hätte, macht ihm nichts aus. Schnell rechnet er noch mal nach und erhält das richtige Ergebnis. Die Mutter lobt erneut: »Ich finde, das hast du sehr gut gerechnet. Komm, jetzt stelle ich die nächsten fünf Minuten ein, für das nächste Rechenpäckchen.« Somit werden die Hausaufgaben, die bisher immer wie ein unüberwindbarer Berg vor dem Jungen lagen, in kleine, überschaubare Zeiteinheiten unterteilt, die viel leichter zu bewältigen sind. Nach jeder Zeiteinheit kommt die Mutter, lobt, ermutigt und hilft, wenn nötig, noch einmal. So wird den Hausaufgaben etwas von ihrem Schrecken genommen.
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    Trotzdem könnte es sein, dass der Junge immer noch wenig Motivation verspürt, jeden Tag seine Hausaufgaben zu machen. Sehr hilfreich ist in solchen Fällen ein vom Lehrer gegengezeichnetes Hausaufgabenheft, sodass die Eltern auch genau wissen, welche Hausaufgaben die Kinder aufhaben. Manchmal kann es entlastend sein, wenn die Kinder nach der Schule noch an einer professionell beaufsichtigten Hausaufgabenbetreuung teilnehmen und die Hausaufgaben dort erledigen (dies wird heute von fast allen Schulen angeboten). Zu Hause sollten sich die Eltern aber trotzdem die gemachten
Aufgaben zeigen lassen und wenn nötig deren Vervollständigung einfordern.
    Außerdem kann ein sogenannter Punkteplan hilfreich sein, die Motivation zu fördern. Beim Punkteplan wird zunächst gemeinsam mit dem Kind besprochen, was es leisten muss, um sich einen Punkt (Stempel, Sticker, Punktekärtchen etc.) zu verdienen. Das muss genau festgelegt werden, darüber darf man nicht verhandeln können, zum Beispiel: »Wenn du die Mathehausaufgaben in 15 Minuten schaffst, bekommst du einen Punkt.« Sodann bespricht man mit dem Kind, wie viele Punkte gesammelt werden müssen, um sie gegen eine Belohnung eintauschen zu können, zum Beispiel: »Wenn du fünf Punkte beisammen hast, kannst du diese gegen eine Belohnung eintauschen.« Diese Belohnungen sollten möglichst nichts kosten. Am besten ist eine Belohnung, in der man etwas mit dem Kind gemeinsam macht, über das sich das Kind auch wirklich freut (zum Beispiel eine zusätzliche Vorlesegeschichte, gemeinsam einen Film ansehen, gemeinsam ein besonderes Spiel spielen, gemeinsam eine Unternehmung machen usw.). Diese Belohnungen müssen mit dem Kind vor Beginn eines solchen Punktesystems verabredet werden. Jedes Mal, wenn ein Punkt fällig wird, sollte das Kind auch gelobt werden. Hat das Kind den Punkt nicht erreicht, so sollte auf Meckern und Schimpfen verzichtet werden. Der sachliche Umgang mit der Situation in Verbindung mit der Ermutigung für das nächste Mal (zum Beispiel: »Schade, heute hat das nicht geklappt. Aber morgen bestimmt!«) hat sich bewährt. Wenn das Kind das gemeinsam besprochene Ziel erreicht hat, führt man den Punkteplan noch zwei bis drei Wochen weiter, um ihn dann allmählich zu beenden. Das Loben für die jeweils erbrachte Leistung sollte aber fortgesetzt werden.
    Punktepläne können natürlich auch für andere Situationen, in denen die Motivation des Kindes gefördert werden muss, eingesetzt werden,

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