Wenn Kinder um sich schlagen
Erwachsener das Gefühl haben können, bei seinen Eltern jederzeit ein willkommener, gern gesehener Gast zu sein.
Die Lebensphase der Pubertät ist auch für Eltern, die bisher glaubten, eine gute Beziehung zu ihrem Kind zu haben, nicht einfach. Ist die Eltern-Kind-Beziehung schon vor dem Eintritt in die Pubertät belastet, so besteht die Gefahr, dass Eltern und Kinder in dieser Zeit die Beziehung zueinander verlieren. In Extremfällen können Jugendliche in solchen Situationen in kriminelle, sie selbst und andere gefährdende Milieus geraten. Die Pubertät ist somit eine Lebensphase, die immer wieder die Gefahr von Beziehungsabbruch und Entfremdung zwischen Eltern und ihren Kindern in sich birgt.
Alle bedeutsamen Veränderungen während der Pubertät gehen vom Gehirn aus. Im sogenannten Hypothalamus bilden bestimmte Nervenzellen EiweiÃ-Botenstoffe, die ihrerseits andere Gehirnzellen anregen, bestimmte Hormonstoffe zu bilden. Diese Hormonstoffe wiederum stimulieren die Hirnanhangdrüse zur Bildung von weiteren Hormonstoffen, die ihrerseits wiederum die Geschlechtsdrüsen (Eierstöcke und Hoden) dazu anregen, die eigentlichen weiblichen und männlichen Sexualhormone zu bilden. Diese Sexualhormone beeinflussen dann die verschiedensten Körpergewebe: Die Geschlechtsorgane wachsen und reifen, der Geschlechtstrieb wird intensiver, der Behaarungstyp ändert sich, es kommt zu einem Körperwachstumsschub, Muskulatur und Fettgewebe verändern sich und die Nervenzellen im Gehirn werden dadurch auch wiederum beeinflusst. Der Wachstumsschub hat
bei Mädchen im Durchschnitt seinen Höhepunkt mit zwölf, bei Jungen mit 14 Jahren. Die Schambehaarung entwickelt sich bei Mädchen zwischen zehn und 14, bei Jungen zwischen zwölf und 15 Jahren. Die Brustentwicklung beginnt bei Mädchen zwischen neun und 14 Jahren, das Wachstum von Hoden und Penis findet im Wesentlichen zwischen elf und 15 Jahren statt. Die erste Monatsblutung stellt sich im Durchschnitt mit 13 Jahren ein, der erste Samenerguss ebenfalls.
Aber nicht nur die hormonellen Einflüsse führen zu den Veränderungen des Fühlens, Denkens und Verhaltens in der Pubertät. Das Gehirn macht die verschiedensten Reifungs-und Umbauprozesse durch: Die Anzahl der Nervenverbindungen wird zunächst mehr, im weiteren Verlauf werden nicht benutzte Verbindungen aber wieder abgebaut. Daran wird ersichtlich, wie tragisch es ist, wenn Kinder und Jugendliche ihre Potenziale in diesem Alter nicht nutzen und nur vor Bildschirmen herumsitzen: Dadurch verkümmern zahllose nicht benutzte Nervenverbindungen und das Gehirn verliert unwiderruflich verschiedenste Fähigkeiten, die es ansonsten entwickeln würde. Vor allem die Bereiche des Stirnhirns, die für Fähigkeiten wie bewusstes Denken, Handlungsplanung, Handlungskontrolle, Bewertung und Abwägen, Steuerung der Konzentration und Motivation verantwortlich sind, reifen bis weit ins dritte Lebensjahrzehnt hinein. Kein Wunder also, dass in der Pubertät aus Erwachsenensicht so vieles drunter und drüber geht.
Die Kinder/Jugendlichen werden gereizter, aggressiver, gerade auch gegenüber ihren Eltern. Sie entwickeln mitunter respektloses Verhalten und egozentrische Haltungen. Oft kommt es zu extremen Stimmungsschwankungen zwischen depressivem Rückzug und überschwänglicher Selbstüberschätzung. Die Bedeutung der Eltern nimmt rapide ab, die Gleichaltrigengruppe und die Freunde und Freundinnen werden enorm wichtig, dort möchte man gefallen und nicht als AuÃenseiter
abgestempelt werden. Man trägt angesagte Klamotten, sieht die angesagten TV-Serien, hängt herum und fühlt sich groà und cool. Durch die Clique lassen sich die Kinder mitunter auf Dinge und Handlungen ein, die aus Elternsicht nicht wünschenswert sind: Rauchen, Alkohol, Drogen, Vandalismus, exzessives PC-Spiel, Internetspiele, exzessives Chatten (anstelle sich leibhaftig mit Freunden zu treffen).
Das Interesse an potenziellen Sexualpartnern (gegengeschlechtlich oder mitunter auch gleichgeschlechtlich) reift heran. Verhütung wird plötzlich ein Thema. Sexualkontakte mit der Möglichkeit, schöne Gefühle zu erleben, aber auch mit der Gefahr der Ãbertragung ansteckender Krankheiten, der Gefahr von frühen Schwangerschaften oder der Gefahr, überfordert oder missbraucht zu werden, stellen sich ein. Die Kinder fühlen sich erwachsen, glauben, alles zu
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