Wenn Kinder um sich schlagen
denn als Teenies so drauf? Hätten wir das anders gemacht? Also setzen sich die Eltern mit ihrer Tochter im »Familienrat« zusammen und besprechen das Vorhaben:
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Mutter: »Sandra, du möchtest mit Mia und Chantal am Samstag um 8 Uhr abends ins Kino gehen? Das gefällt mir nicht.«
Sandra: »Das ist mir doch egal, ob dir das gefällt. Wenn ihr mir das nicht erlaubt, haue ich sowieso ab.«
Vater: »He, Sandra, was ist das für ein Ton! Du kennst das doch: In unserer Familie reden wir respektvoll miteinander und ich möchte, dass das auch so bleibt.«
Sandra: »Aber ihr behandelt mich wie ein kleines Mädchen, das finde ich ätzend. Alle anderen in meinem Alter dürfen das auch.«
Mutter: »Ich kann verstehen, dass du nicht mehr wie ein kleines Mädchen behandelt werden möchtest. Wir müssen ja auch erst lernen, dir allmählich mehr Freiheiten einzuräumen. Aber wenn drei 13-jährige Mädchen im Dunkeln mit dem Bus in die Stadt fahren ⦠was da alles passieren kann! Ich glaube auch nicht, dass alle anderen Eltern das ihren Töchtern erlauben würden. Die Mutter von Franzi hat mir letzte Woche noch erzählt, dass sie Franzi abends nicht in die Stadt lassen würde. WeiÃt du, Sandra, ich mache mir da schon Sorgen, weil ich dich lieb habe. Wenn du mir egal wärst, dann würde ich dich einfach so ziehen lassen. Aber du bist mir nicht egal.«
Sandra: »Oh, Mama. Aber ich schaff das schon, ich kann mich auch wehren, wenn mir einer blöd kommt.«
Vater:»Ich glaube schon, dass du eine ganze Menge schaffst. Wir trauen dir auch wirklich viel zu. Aber da drauÃen lauern schon Gefahren, die du vielleicht noch nicht einschätzen kannst.«
Sandra: »Mensch, Papa, ich bin doch nicht blöd. Ich weià schon, was ich tun muss, wenn mir einer an die Wäsche will.«
Mutter: »Sandra, bitte. Du weiÃt, Papa hat am Samstag Spätschicht und ist mit dem Auto weg, sonst könnten wir euch ja fahren. Hast du denn eine Idee, wie wir das organisieren können? Aber allein mitten in der Nacht kann ich dich nicht mit dem Bus fahren lassen.«
Sandra: »Ich weià nicht, wie wir das anders organisieren könnten, ich muss mal drüber nachdenken.«
Vater: »Sandra, dazu kommt noch, dass das Jugendschutzgesetz Kindern unter 14 Jahren den Besuch von Kinoveranstaltungen nur bis 20 Uhr erlaubt.«
Sandra: »Ich scheià auf euer Jugendschutzgesetz.«
Mutter: »Sandra, bitte, denk dran, so reden wir hier nicht miteinander. Aber Papa hat recht. Da habe ich gar nicht dran gedacht. Gesetz ist Gesetz, da sind wir einfach für dich verantwortlich.«
Vater: »Ich mache dir folgenden Vorschlag: Ihr geht in die 18-Uhr-Vorstellung und ich rede mal mit den Eltern von Mia und Chantal, ob die euch danach abholen können. Oder ihr verschiebt das Ganze auf nächstes Wochenende. Da habe ich frei und kann euch abholen. Denk einmal in Ruhe nach, dann können wir ja heute Abend noch mal drüber reden.«
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Diese Eltern schafften es tatsächlich, zusammen mit ihrer Tochter eine für alle akzeptable Vereinbarung zu treffen: Das Projekt wurde verschoben, die Mädchen fuhren mit dem Nachmittagsbus zur 18-Uhr-Vorstellung und der Vater holte sie anschlieÃend mit dem Auto ab. Ob diese Regelung sechs Monate später auch noch so durchführbar gewesen wäre, ist schwer zu sagen. Vielleicht hätten die Eltern dann noch mehr auf ihre Tochter zugehen müssen. Solche Regelungen sind nie von Dauer, sondern müssen je nach Alter, Bedürfnissen und Entwicklungsstand immer wieder neu verhandelt werden. Eltern können sich in ihrer Argumentation aber durchaus auch auf die Vorgaben des Jugendschutzgesetzes (Informationen hierzu finden Sie im Internet) berufen. Das kann sehr hilfreich sein. Wichtig war in diesem Beispiel schlieÃlich auch, dass die Eltern ihre Tochter aufforderten, mit nach Lösungen zu suchen, und ihr Bedenkzeit gaben. Sie versuchten ihr Kind an der Entwicklung einer Problemlösung zu beteiligen.
Sowohl für Mädchen als auch für Jungen lauern in der »groÃen weiten Welt« Gefahren. Es ist sinnvoll, die Kinder beizeiten darauf vorzubereiten und in offenen Gesprächen auch die eigenen Sorgen in Form von Ich-Botschaften anzusprechen. Vielleicht ist es auch sinnvoll, die Kinder an Selbstverteidigungstrainings
teilnehmen zu lassen. Auch das Mitführen eines Handys
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