Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)
anderer. Du weißt, dass wir jetzt, nachdem wir wissen was wir wissen, womöglich jede Hilfe brauchen können, die sich uns bietet.“
„Er ist einer von
IHNEN
!“, entgegnete Jonathan aufgebracht. „Einer von denen, die Corin und Simon umgebracht haben!!“
„Nur zur Hälfte“, korrigierte Marah ihn. „Er kennt sie – und das könnte uns einen Vorteil bringen.“
„Auf welcher Seite er steht, ist klar!“
„Ich werde tun, was ich tun muss, um Gwen zu beschützen“, mischte sich Nikolaj ein. „Ich muss auf niemanden Rücksicht nehmen. Ich bin niemandem verpflichtet. Ich habe keine Seite. Ich will nur, dass Gwen wieder ihr bisheriges Leben zurückbekommt. Sensatenfrei.“
„Sensatenfrei …“
, hallte es in ihrem Kopf wider.
„Ist ja rührend …“ ätzte Jonathan. „Ein Sensat mit gutem Kern. Scheinbar will einem das im Moment jeder weiß machen …“
„Gwen? Bist du dir wirklich sicher, dass er bleiben soll?“ Marah sah sie ernst an. „Du musst nicht zustimmen, nur weil du glaubst, nichts anderes antworten zu können. Wir werden eine Lösung finden, wenn …“
„Ich bleibe.
Ich
werde eine Lösung finden, wenn ihr versucht, mich davon abzuhalten“, sagte Nikolaj mit Nachdruck.
Knisternde Stille – einzig unterbrochen von einigen singenden Vögeln, denen keine Sorgen auf die kleinen Leiber drückten, Entscheidungen den Kopf schwummrig machten oder Feinde nach dem Leben trachteten.
Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, wusste sie nicht genau, was sie wollte. Sie wusste nicht, ob er bleiben oder gehen, in ihrer Nähe oder weit entfernt von ihr sein sollte. Sie wusste nicht einmal, ob er wirklich die Wahrheit sagte. Doch ein Teil von ihr, ein kleiner Teil, tendierte mehr zu einer der beiden Seiten. Dazu, dass er bleiben sollte. Dazu, dass er in ihrer Nähe bleiben sollte. Dazu, dass er die Wahrheit sagte und sie beschützen wollte. Dazu, dass es noch Hoffnung gab. „Er soll bleiben.“
Jonathan schnaubte. „Bist du tatsächlich so naiv? Willst du den Feind ins eigene Haus holen?“
Sie erwiderte seinen Blick wortlos. Weil sie nicht wusste, was sie antworten sollte – und weil sie ihm nicht zu hundert Prozent widersprechen konnte, was seinen Einwand anging.
„Warum wisst ihr Frauen nie, was gut für euch ist und was nicht? Aber fein … Wie es aussieht, bin ich überstimmt.“ Er wandte sich wieder an Nikolaj. „Glaub bloß nicht, dass ich dich aus den Augen lasse oder dir den Rücken zukehre. Ich bin nicht so leicht einzulullen. Ich halte nichts von dir und deiner Sippe und daran wird sich nichts ändern.“
Nikolaj billigte Jonathans Worte ohne Erwiderung.
„Aber …“, Jonathan kniff die Augen zu Schlitzen zusammen, „ … eines beantwortest du mir noch: Wie hast du uns gefunden?“
„Ich war noch nicht fertig mit meinen Zauber“, warf Marah ein.
Jonathan schenkte ihr einen milden Blick. „Es ist nicht deine Schuld, dass er hier ist. Selbst ohne Zauber fährt man nicht einfach aus Lust und Laune nach Italien und findet rein zufällig den Weg zu diesem kleinen Häuschen. Also: Wie hast du uns gefunden?“
Nikolaj zuckte bemüht lässig mit den Schultern, doch gelang es ihm trotzdem nicht, die Spur von Unbehagen und Widerwillen zu verbannen, die ihn bei dieser Frage überkam. „Ich habe mir das Kennzeichen eures Vans gemerkt.“
„Miese Ausflucht. Das Kennzeichen allein nützt dir überhaupt nichts. Nicht, wenn du nicht sämtliche Überwachungsvideos des Landes geprüft hast. Dazu fehlt dir meines Erachtens sowohl das Können als auch die Zeit. Außer natürlich, du kannst dich in Millionen Ausführungen von dir selbst vervielfältigen und hast obendrein Kontakte zur Polizei. Du siehst wohl selbst ein, dass du uns eine dicke fette Lüge auftischst.“
„Es war nicht nur das Kennzeichen“, erwiderte er knapp. „Ich hatte ein Gefühl, in welche Richtung ich fahren muss.“
„Ein Gefühl … ja sicher.“
„Ihr habt an einer Raststätte haltgemacht und getankt – hab ich recht?“, fragte Nikolaj provokant – aufgestachelt durch Jonathans abfälliges Gebaren. Dieser sah für einen Moment überrumpelt aus, doch er fing sich schnell wieder.
„Was genau meinst du mit „
ich hatte ein Gefühl“
?“
Nicks Blick streifte sie flüchtig. Immer noch den Ausdruck von Unbehagen und Widerwillen auf dem Gesicht tragend. „Ich habe Gwen gespürt, wie eine Art … schwachen und ungenauen Sender.“
„Seid ihr jetzt etwa auch noch so was wie dämonische Spürhunde? Könnt ihr eure Opfer
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