Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch
erzählt: Ein Reporter von der Zeitung hat bei ihren Eltern angerufen und unangenehme Fragen gestellt. Zum Beispiel wollte er wissen, warum die Großmanns immer noch in ihrem schicken Haus wohnen, aber ihre Angestellten nicht bezahlen. Vickys Eltern rechnen nun damit, dass bald ein Artikel darüber in der Zeitung steht und dass Vickys Vater dabei gar nicht gut wegkommt. Und sie hat ihm gesagt, dass sie das nicht aushält und nicht weiß, was sie machen soll. Sie hat total gesponnen und er hat stundenlang auf sie eingeredet, bis er sie endlich nach Hause bringen konnte.
Ich glaube ihr ja echt kein Wort. Aber wenn es wirklich stimmt, dann tut Vicky mir leid. Ich könnte das auch nicht gut aushalten.
2. Warum Maiken und Felix beide das Rilke-Gedicht kannten: Weil Felix ihr das Gedicht zusammen mit einem Brief geschickt hat. Das war noch auf der Insel. Und Maiken hat mir das nicht erzählt, weil Felix sie darum gebeten hat. Klar, klar, klar, es ist halt was Privates!
3. Warum Maiken und Felix trotzdem immer noch kein Paar sind: Er braucht Zeit. Irgendwas ist bei dem Unfall mit ihm passiert. Er ist immer schlapp und müde und es ist, als wäre er vollgesogen mit Traurigkeit. Selbst Tom schafft es nicht, einen Draht zu ihm zu finden und mit ihm darüber zu reden.
4. Ich habe Tom auch alles erzählt. Von Paps. Von Rosalie. Von Dana und Flocke. Sogar von dem Frauenarztbesuch. Und ich war ihm sehr dankbar, dass er einfach nur zugehört hat.
5. Der Spendenmarathon: Wir haben beschlossen, dass wir das jetzt durchziehen. Der Boykott findet statt! Wir wollen aber nicht noch mehr Werbung für unsere Aktion machen, das wird also kein Aufruf zum Schwänzen oder so was. Wir schreiben einfach auf Facebook, dass WIR nicht am Marathon teilnehmen, sondern in derselben Zeit jobben und das Geld dann spenden. Punkt. Das war’s. Wer dann dasselbe machen will, darf das gern tun, aber er muss auch selbst dafür geradestehen.
6. Die Jobs: Tom hat mir dann noch erzählt, was die anderen am Montag arbeiten wollen. Er selbst kennt einen Förster und hilft dem bei der Waldarbeit. Maiken und Felix wollen sich einfach mit ihren Gitarren in die Fußgängerzone setzen undStraßenmusik machen. Dana räumt in der Tankstelle bei ihr an der Ecke Regale ein. Fabi mäht bei seinen Eltern den Rasen und schneidet die Hecke. Und Vicky bleibt auch zu Hause, sie verkauft gebrauchte Bücher übers Internet, man bekommt zwar anscheinend für ein einzelnes Buch nicht viel, aber die Masse macht es. Ich werde im Blumenladen meiner Tante jobben, sie hat mich schon vor Wochen gefragt, ob ich mal ihr Lager aufräumen und entrümpeln kann.
Wir hatten beide ein schlechtes Gewissen, weil wir so viele Privatsachen von anderen Leuten ausgeplaudert haben. Aber anders wäre es nicht gegangen. Wenn man zu viele Geheimnisse von anderen kennt, dann wird irgendwann jedes Gespräch zu einem Slalomlauf um lauter Gesprächsminen herum. Man denkt ja viel über solche Geheimnisse nach. Und man kann dann dem anderen nicht mehr sagen, was man denkt. Dadurch rückt man immer weiter auseinander.
Nach unserem Gespräch war das anders, wir waren uns nah. Und dann haben wir noch eine Weile weder geredet noch geschlafen. Bis Tom leider wegmusste, weil Paps immer um halb sechs aufsteht.
7.00 Uhr Boah, was ist denn das da vor meiner Zimmertür? Der Staubsauger?? Um sieben???
Ach so, Mama kommt heute.
Montag, 4. Juli
Diskussion gestern auf Facebook:
Fritzi Auer: »Zieht ihr das jetzt durch mit dem Boykott?«
Simon Berghoff: »Na klar! Der Scheck heiligt die Mittel. Und wer andern eine Grube gräbt, muss sie auch auslöffeln.«
Tom Barker: »Geteilte Suppe ist halbes Leid.«
Simon Berghoff: »Und wer im Schlachthaus sitzt, sollte nicht mit Schweinen schmeißen.«
Fritzi Auer: »Ihr seid vielleicht doof!«
Simon Berghoff: »Fang mich doch, du Eierloch.«
Fritzi Auer: »Hä? Das passt ja jetzt wohl überhaupt nicht!«
Simon Berghoff: »Stimmt. Aber ich wollte es schon lange mal anbringen.«
6.00 Uhr Jetzt ist es also so weit. Heute ist DER TAG ! 325 Leute haben auf Facebook angegeben, beim Boykott mitzumachen. Komisch, ich bin richtig aufgeregt, dabei werde ich von der Aktion ja gar nichts mitkriegen. Wenn der Maki explodiert, bin ich weit weg in einem Blumengeschäft.
6.40 Uhr Für einen Tag der Entscheidung fing dieser Tag ziemlich alltäglich an. Wir haben noch mal alle zusammenmit Mama gefrühstückt, dann kam ihr Taxi. Schade, dass sie nur so kurz da war.
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