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Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch

Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch

Titel: Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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die ganze Familie zusammen war, mit allen hätte besprechenkönnen. Warum er so etwas von meinem Schulleiter erfahren müsse. Und ob ich denn überhaupt keine Konfliktlösungskompetenzen besäße.
    »Das ging doch nicht gegen dich«, versuchte ich ihn zu beruhigen. »Ich wollte einfach nicht, dass du mir das verbietest.«
    »Meine Güte, Lilia!«, rief Paps und klatschte sich mit der flachen Hand auf die Stirn. »Dann kämpf für deine Meinung. Sag mir deine Argumente. Biete mir die Stirn! Du willst doch immer für voll genommen werden. Dann verhalte dich auch so.« Er wurde immer lauter.
    »Das tu ich doch dauernd. Aber dann schreist du rum!«, brüllte ich.
    »Na und? Du schreist doch auch! Da muss man dann eben einfach durch!«, brüllte Paps zurück.
    » DIESE EWIGE STREITEREI NERVT MICH ABER !«, schrie ich aus voller Lunge.
    » DANN HAU MICH DOCH !«, brüllte er, so laut er konnte.
    In diesem Moment ging die Tür auf und Flocke streckte ganz vorsichtig seinen Kopf ins Wohnzimmer. »Haut euch nicht, haut euch nicht, haut euch lieber nicht«, sang er. Dann ging er in Deckung.
    Und plötzlich mussten wir lachen. Alle drei. Wir lachten bis Paps Schluckauf hatte und mir Tränen übers Gesicht liefen. Danach war unsere Wut verraucht und wir konnten reden. Florian setzte sich zu uns an den Kaffeetisch, aber er hielt die Klappe und hörte nur zu. Und ich erzählte Paps von Tom und vom Maki und vom Spendenmarathon.
    Paps konnte meine Argumente verstehen, obwohl er das mit dem Marathon nicht sooo dramatisch fand. Aber er meinte, erwürde mich das jetzt einfach mal so regeln lassen, wie ich es für richtig hielte.
    »Und das mit Tom auch«, sagte ich, und das war keine Frage.
    Paps seufzte. Aber er widersprach mir nicht.

Betreff: Re: Schulverweigerung Ihrer Tochter Lilia Kirsch
    Datum: 05.07., 09:30 Uhr
    Von: Oliver Kirsch
    An: Dr. Herbert Makel
    Sehr geehrter Herr Dr. Makel,
    vielen Dank für Ihre Einladung zum Gespräch. Leider kann ich Ihrer Bitte aus Zeitgründen nicht nachkommen. Ich sehe aber auch keinen Anlass für ein solches Gespräch.
    Wenn meine Tochter an einem Boykott teilnimmt, dann liegt das nicht an ihrem Alter oder ihrer Entwicklung. Dann hat sie dafür einen Grund. Auf Anfrage wird sie Ihnen diesen bestimmt gern selbst erläutern. Mein Eingreifen ist hier also nicht erforderlich. Sollten Sie allerdings aus juristischen Gründen für das Fehlen meiner Tochter am gestrigen Montag eine schriftliche Entschuldigung eines Erziehungsberechtigten benötigen   – hier ist sie: Meine Tochter Lilia Kirsch konnte den Unterricht gestern nicht besuchen.
    Mit besten Grüßen
    Oliver Kirsch

Immer noch Dienstag, 5. Juli
    »Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten soll. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwafeln in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.«
    10.00 Uhr  Nein.Dieses Zitat stammt NICHT vom Maki. Es ist von Sokrates. Klingt allerdings, als wären Sokrates und er ein echtes Dream-Team gewesen, hätten sie sich nicht um knapp 2500 Jahre verpasst.
    Man fragt sich ja, warum die Welt noch immer nicht untergegangen ist, bei so einer Jugend.
    Trotzdem hat es sich Herr Dr. Makel offenbar zur Aufgabe gemacht, diesen Prozess aufzuhalten. Noch mal 2500 Jahre will er das nicht mit ansehen. Deswegen fällt für uns heute die dritte Stunde aus. Stattdessen müssen wir uns alle in der Aula versammeln, um eine Strafpredigt unseres hochverärgerten Schulleiters über uns ergehen zu lassen. Die ganze Schule!
    Diese Maki-Predigten sind gefürchtet. Nicht, weil sie denZuhörern durch Mark und Bein gehen und sie vor Angst erschaudern lassen, sondern weil sie so unendlich langweilig sind. Der Maki hat nämlich die unangenehme Angewohnheit, alles immer drei Mal zu sagen, jedes Mal in etwas anderen Worten. Und die Maki-Sätze sind so dermaßen verschwurbelt und selbstgerecht, dass sie sich im Kopf anfühlen wie Autoabgase in den Atemwegen, undurchsichtig und grau, aber gleichzeitig auch stickig und giftig. Ich schreibe jetzt einfach mal mit. »Ob und wann ihr zur Schule geht, das habt nicht ihr zu entscheiden. Es kann ja hier nicht jeder kommen und gehen, wie es ihm passt. Und es kann nicht jeder Einzelne darüber

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