Wenn nicht jetzt, wann dann?
dabei sein wird?«
»Absolut sicher.«
Annemie verspürte Respekt vor der Geradlinigkeit dieser jungen Frau. Diese Art von Durchsetzungskraft hatte sie selbst noch nie besessen. Es war ihr komplett fremd, so zu denken. Den eigenen Willen vor den der Mutter, vor den von anderen zu stellen. Aber es beeindruckte sie, dass jemand so anders war und so fest und sicher eine Meinung vertrat.
»Ich werde Ihnen helfen, dass Sie Ihre Hochzeit so feiern können, wie Sie es sich wünschen.«
Als die junge Frau Hartmann kurz darauf vor ihr saß und ihr ein Foto der kleinen Kapelle zeigte, in der sie heiraten wollte, und ein weiteres Foto des Kastanienbaums in ihrem Garten, wo die Tafel stehen sollte, falls das Wetter mitspielte, musste Annemie lächeln. Das war wirklich etwas ganz anderes, als es der Mutter vorschwebte. So bockig die Tochter gegenüber ihrer Mutter war, so romantisch war sie auch. Sie hatte schon das Aufgebot bestellt, alles mit dem Pfarrer besprochen, der Termin stand kurz bevor, die zehn Einladungen waren verschickt und alle Gäste hatten zugesagt. Worum sie jetzt bat, war ein Zelt, falls es doch regnete, das Essen, den zum Garten passenden Schmuck und einen netten Fotografen. Ob Hochzeitsfieber sich möglichst schnell darum kümmern könne? Denn jetzt wären es ja nur noch wenige Tage bis zur Hochzeit. Durch den Ärger mit ihrer Mutter hatte sich das alles etwas verschleppt.
»Das wird klappen«, behauptete Annemie und hoffte, dass es stimmte. Sie hatte keine Ahnung, ob sie so schnell einen Caterer finden würde. Aber so eine kleine Gesellschaft von noch nicht einmal zwanzig Gästen, das müsste sich doch sicher arrangieren lassen. Und alles war schon so gut vorbereitet.
Annemie war beeindruckt und sagte das auch.
»Sie haben das wirklich schön zusammengestellt, dabei helfen wir Ihnen gerne, das wird viel Spaß machen. Um wie viel Uhr geht es eigentlich los? Haben Sie denn auch schon eine Torte bestellt? Ich hätte so eine schöne Idee für Sie.«
»Die Trauung ist um 14 Uhr, und danach geht es dann los. Aber lohnt sich das denn, eine Hochzeitstorte für so eine kleine Zahl an Gästen? Ist das nicht eher etwas für größere Feste?«
»Wir machen auch kleine Torten. Aber es ist wundervoll, eine Torte persönlich angefertigt zu bekommen. Ich würde Ihnen eine Torte machen, die aussieht wie eine Frühlingswiese. Sie wird Ihnen gefallen.«
»Sie machen die selbst? Und extra für mich? Wie eine Frühlingswiese?«
»Ich bin eigentlich nur die Tortenbäckerin. Ich vertrete Frau Baumgarten hier im Moment bloß, weil sie krank ist. Sonst backe ich lediglich.«
»Und Sie meinen, das ist nicht zu protzig?«
»Nein«, Annemie lächelte, weil sie die Torte schon vor ihrem inneren Auge sah. »Diese Torte wird genau zu Ihnen passen.«
»Einverstanden. Ich fühle mich bei Ihnen gut aufgehoben, ich nehme eine Torte. Aber eine kleine.«
»So groß, dass alle mindestens ein Stück davon abbekommen und dass ein bisschen was übrig bleibt. Sie werden sie mögen. Wissen Sie …«, Annemie zögerte einen Moment lang, ob sie das sagen sollte oder doch besser nicht. »Wissen Sie, als ich geheiratet habe, vor zweiundvierzig Jahren, da hatte ich auch meine eigenen Ideen. Ich hatte schon als Mädchen von meiner Hochzeit geträumt. Wie ich mit dem weißen Brautkleid aus der Kirche komme und Blumen gestreut werden, wie ich mit meinem Mann den Hochzeitswalzer tanze und die Schleppe dabei so in der Hand halte, wie man das in Filmen manchmal sieht. Es kam dann anders. Meine Mutter hatte andere Vorstellungen, und ich war nicht so stark wie Sie. Ich habe mich dem Willen meiner Mutter gebeugt und so geheiratet, wie sie es für richtig hielt.«
Die junge Frau Hartmann beobachtete sie interessiert.
»Und wenn Sie daran zurückdenken, wie denken Sie jetzt?«, fragte sie Annemie, die einen Moment mit der Antwort zögerte. Sie wollte die junge Frau nicht beeinflussen, doch dann beschloss sie, ehrlich zu sein.
»Es tut mir heute noch leid.«
Frau Hartmann nickte.
»Danke«, sagte sie und lächelte Annemie an, die aufstand, um ein paar von Liz’ Bilderbüchern herbeizuschleppen, in denen es von Anregungen für Hochzeiten in diesem Stil wimmelte.
Frau Hartmanns Augen begannen zu strahlen. Plötzlich sah sie ihrem Namen gar nicht mehr ähnlich, plötzlich sah sie aus wie eine freudige Braut, und Annemie wusste, dass sie richtig entschieden hatte.
»Weiße Lampions im Baum! Was für eine hübsche Idee! Und schauen Sie doch, was
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