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Wenn nicht jetzt, wann dann?

Titel: Wenn nicht jetzt, wann dann? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Ruppert
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und wenig Pause, wenn sie jetzt ja sagte.
    »Ja«, sagte Annemie. »Natürlich! Ich freue mich darauf. Ich rufe in dem Brautmodenstudio an, mit dem Frau Baumgarten zusammenarbeitet, und mache etwas aus. Wann passt es Ihnen denn am besten?«
    Nina schaute auf ihre Uhr, überlegte einen Moment und schlug dann vor, sich um 14  Uhr in dem Studio zu treffen.
    »Falls es nicht klappt, sagen Sie mir Bescheid, ja?« Damit flatterte sie auch schon wieder aus der Tür, machte jedoch kehrt, um noch einmal kurz den Kopf hereinzustecken und Annemie ein »Dankeschön!« zuzulächeln, bevor sie verschwand.
    »Um 14  Uhr am Wievielten?«, hatte eine herablassende Stimme gefragt, als Annemie wegen des Termins telefonierte.
    »Heute?«, bat Annemie zaghaft und erntete ein künstliches Auflachen.
    Natürlich war nichts frei. Und es war nicht nur um 14  Uhr kein Termin frei, es war auch um 15 , um 16 und um 17  Uhr kein Termin frei. Dieses Brautmodenstudio war auf Wochen im Voraus ausgebucht. Zukünftige Bräute kamen kilometerweit angefahren, um sich dort ein Brautkleid auszusuchen. Annemie war verzweifelt.
    »Können Sie nichts machen?«, flehte sie die Dame am Telefon an.
    »Tut mir leid«, kam die knappe Antwort. »Wollen Sie denn einen Termin vereinbaren? Ich kann Ihnen den Zwölften um zehn Uhr oder den Fünfzehnten um halb vier anbieten. Was ist Ihnen lieber?«
    »Das sind ja noch drei Wochen!«
    Annemie war entsetzt. Drei Wochen! Wie naiv von ihr, einfach zuzusagen. Und jetzt musste sie wieder absagen. Wie unangenehm und peinlich. Sie machte viel zu viel falsch. Schon morgens um zehn Uhr. Wie sollte das bloß weitergehen, und was um Himmels willen sollte sie nur tun?
    »Da sagen Sie mir mal, wie ich das dem ungeduldigen Fräulein Winter erklären soll!«, seufzte Annemie verzweifelt. »Aber ich bin ja selber schuld.«
    Am anderen Ende der Leitung entstand eine kleine Pause.
    »Fräulein Winter? Meinen Sie das Fräulein Winter?«
    »Nina Winter.«
    »Juwelier Winter?«
    »Ja. Und ich habe ihr gerade zugesagt, dass ich es möglich machen würde, ich hatte ja keine Ahnung, wie …«
    »Ich sehe gerade, hier – warten Sie mal, hier ist ja etwas durchgestrichen. Da haben Sie aber Glück. Heute Nachmittag. Und um Viertel nach zwei. Aber wissen Sie was, da soll unsere Beraterin Ihre Pause ein bisschen verkürzen, und dann kommt das genau hin. Ich trage Sie ein. 14  Uhr.«
    Annemie legte erleichtert den Hörer auf, als das Telefon erneut klingelte. Es war die junge Frau Hartmann, die von ihrer Mutter erfahren hatte, dass eine dreiste Person es immer wieder gewagt hatte, ihr ins Wort zu fallen, und dass sie nun überlege, einen anderen Hochzeitsplaner einzuschalten.
    »Soll sie doch«, fauchte die Tochter. »Soll sie doch eine eigene Hochzeit planen, zu der es nur leider kein Brautpaar geben wird. Wenn sie das braucht, bitte schön. Meine Hochzeit wird das nämlich nicht sein!«
    Annemie setzte sich mit dem Telefon an den großen Tisch, schaute konzentriert in die heute noch stärker duftenden Hyazinthen und überlegte, was sie nun bloß machen sollte. Was sollte sie dem armen Mädel raten? In dieser vertrackten Situation? Bei so einer Mutter?
    »Können Sie sich denn eine große Hochzeit wirklich nicht vorstellen?«
    »Nein.«
    »Und wenn Sie standesamtlich heiraten und danach dieses nette, familiäre kleine Fest in Ihrem Garten feiern und dann die kirchliche Hochzeit mit allem Drum und Dran zusammen mit Ihrer Mutter planen?«
    »Nein.«
    »Nein«, wiederholte Annemie zögernd.
    »Hat sie Sie auch schon rumgekriegt? Hat Sie Ihnen Geld geboten? Sie bekommt immer, was sie will, immer. Sie braucht nur ihr Portemonnaie zu zücken, und schon machen alle, was sie will!«
    »Nein, Frau Hartmann«, erwiderte Annemie. »Ihre Mutter hat weder ihr Portemonnaie gezückt, noch machen wir, was Ihre Mutter will. Sie sind unsere Auftraggeberin, wir machen, was Sie wollen. Ich möchte nur, dass Sie sich sicher sind, dass Sie genau das wollen. Nicht nur jetzt, auch hinterher.«
    »Bin ich«, sagte Frau Hartmann.
    »Sie sollen glücklich sein.«
    »Sehen Sie, auf so einen Gedanken würde meine Mutter nie kommen. Dass ich glücklich sein soll. Sie denkt nur an sich. Nur. Und Sie sind eine Fremde und kennen mich überhaupt nicht, und Sie sagen das einfach so.«
    »Fremden fällt das manchmal leichter als Müttern. Aber sind Sie denn sicher, dass Sie wirklich im Streit mit Ihrer Mutter heiraten wollen? Und in Kauf nehmen, dass sie am Ende gar nicht

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