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Wenn nicht jetzt, wann dann?

Titel: Wenn nicht jetzt, wann dann? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Ruppert
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meiner besten Freundin ins Bett gehen. Das abgeschmackteste, was man sich vorstellen kann. Und da hatte ich auf einen Schlag weder einen Verlobten noch eine beste Freundin. Und so etwas will ich nicht mehr erleben.«
    »Das kann ich verstehen.«
    »Ich wollte erst gar nicht wissen, wie lange das schon ging, es war mir egal. Aber dann fingen diese Gedanken an. Als wir die Ringe ausgesucht haben, war er da bereits mit ihr zusammen? Oder als wir unseren Trauspruch ausgesucht haben? Oder war sie schon mit ihm im Bett gewesen, als ich sie gefragt habe, ob sie meine Trauzeugin sein will? Wann haben die beiden begonnen, den Respekt vor mir zu verlieren?«
    »Wie dumm und idiotisch …«
    »Ja. Und das Schlimme ist, dass ich mir selbst nicht mehr vertraue. Klar, man täuscht sich mal in einem Menschen. Man hält ihn für ehrlich und aufrichtig, und dann ertappt man ihn bei einem Schwindel, oder man hält jemanden für einen Charmeur, der mit allen Patientinnen flirtet, und vielleicht spielt man mal eine Weile mit, oder auch nicht, und vielleicht ist er ganz anders, vielleicht ist alles ganz anders, man täuscht sich und wird eines Besseren belehrt. Das ist nicht das Problem.«
    »Sondern …«
    »Das Problem ist, dass ich davon überzeugt war, dass ich zwei Menschen wirklich kannte. Besser als jeden anderen. Ich wusste, was sie träumen, wie sie riechen, was in ihren Kleiderschränken liegt, wie sie mit Fieber aussehen, was sie lustig finden, warum sie weinen, ich wusste das alles. Aber ich habe nicht bemerkt, dass sie mich anlügen. Und zwar lange. Es war kein Ausrutscher. Es waren Wochen. Viele Wochen. Ich habe es nicht bemerkt. Ich kann meiner Wahrnehmung nicht mehr vertrauen.«
    Simon sah sie an und schwieg. Dann nahm er nach einer Weile wieder ihre Hand und hielt sie fest in seiner.
    »Das ist ein verdammt schwer zu besiegendes Gespenst. Aber ich werde es mit ihm aufnehmen. Sag ihm das.«
    Liz musste lächeln.
    »Und die Geschichte von meiner Mutter kennst du ja auch schon. Und meine Schwester kann auch genau so etwas erzählen. Die Frauen in unserer Familie sind blind, was die Liebe angeht. Vollkommen blind.«
    »Dabei hast du eigentlich so gute Augen. Und so schöne. Du gehörst in die Sehschule. Ich melde dich gleich nachher an.«
    Liz zuckte seufzend die Achseln.
    »Und du, Dr. Simon Friedrich? Keine Narben? Du kannst dich einfach so verlieben?«
    »Einfach ist es nicht. Die Unschuld haben wir beide schon eingebüßt. Aber es ist passiert, Liz, es ist passiert. Ich habe mich in dich verliebt. Und weil das, ganz entgegen all deinen Vermutungen, lange nicht vorgekommen ist, werde ich daran festhalten und kämpfen. Es ist nämlich schön, in dich verliebt zu sein.«

    Fabian hatte die Ringe fast fertig. Es waren klassische, schmale goldene Ringe mit einem feinen weißgoldenen Einsatz. Der Ring, den er für Nina anfertigte, war etwas zierlicher, und in einer weißgoldenen Fassung würde bald der Diamant funkeln, den er für sie erstanden hatte. Der Ring sah schlicht und besonders aus. Er wollte ebenfalls noch probieren, die weißgoldenen Elemente teilweise aufzurauen. Das Funkeln des Diamanten würde dadurch einen interessanten Effekt bekommen. Er hielt ihn stolz unter die Lupe. Es war wirklich der schönste Stein, den er seit langem gesehen hatte. Schon vor fast einem Jahr hatte er ihn bei dem Diamantenhändler, der Winter belieferte, gesehen, und er hatte sofort gewusst, dass dieser Stein seiner Ehefrau gehören sollte. Der Händler hatte zustimmend genickt.
    »Eine solche Reinheit und so ein Feuer, in dieser Größe, das hat man selten. Der Schliff ist perfekt. In dieser Kantigkeit etwas ungewöhnlich, aber genau das macht ihn aus.«
    Seit der Stein in seinem Edelsteinsafe lag, wusste er, dass er Nina einen Heiratsantrag machen würde. Es hatte noch ein paar Wochen gedauert, in denen er all seinen Mut zusammengenommen und einen sehr zarten Ring für sie gefertigt hatte, den eine kleine Blumenkrone aus winzigen, schimmernden Perlchen zierte, in deren Mitte ein dunkelblauer Saphir glänzte. Es war ein etwas verspielter, sommerlicher Ring, den er ihr bei einem Picknick, das er für sie vorbereitet hatte, scheinbar zufällig aus den Gänseblümchen gepflückt hatte, um nicht kniend, aber liegend um ihre Hand anzuhalten. Sie war erst sehr überrascht gewesen, doch dann hatte sie ihn angestrahlt, hatte ja gesagt und ihm ihre Hand hingehalten, damit er ihr den Ring anstecken könnte.
    »Wir sind noch ganz schön jung«,

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