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Wenn nichts mehr ist, wie es war

Wenn nichts mehr ist, wie es war

Titel: Wenn nichts mehr ist, wie es war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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war, die sie jetzt wü r de führen müssen. Sie setzten sich an einen Tisch in der Ecke, um möglichst ungestört zu bleiben. Bereits beim Eintreten hatte Sil van beim Passieren der Theke zwei grosse Cafés au lait bestellt, die noch vor dem ersten Wortwechsel se r viert wurden. Da auch das Rühren im Kaffee von keinerlei Gerä u schen begleitet wurde, ausser dem Kli m pern des Löffels in der Tasse , beschloss Silvan das Schweigen zu br e chen.
    „Ich hätte da eine Verständnisfrage.“
    „Die wäre?“
    „Deine Eltern haben vor deiner Zeit in Nizza gelebt?“
    „Sieht so aus.“
    „Die letzten Informationen im Zusammenhang mit deiner Familie haben wir aus B e richten, die rund 26 Jahre alt sind.“
    „Der Informationsfluss reisst kurz vor meiner Geburt ab, aber auch kurz nachdem das Verfahren im Z u sammenhang mit der Verantwortlichkeit für den Hauseinsturz zugunsten meines Vaters abgeschlossen wo r den war. “
    „Ganz genau. Das bedeutet also eigentlich, dass deine Eltern mö g licherweise aufgrund dieser Tragödie Frankreich ohne Spuren zu hinterlassen, den Rücken gekehrt haben und nach London ausg e wandert sind.“
    „Ich glaube aber nicht, dass es nur der Einsturz war. Das ganze L e ben meiner Eltern wurde vollkommen auf den Kopf gestellt. Nichts war mehr wie früher.“
    „Der Rollstuhl.“ In Gedanken versunken hörte Silvan Beths Au s führungen zu und versuchte die e inzelnen Puz z leteile zu einem fertigen Bild zusammenzusetzen.
    Beth nickte. „Der Einsturz hat nicht nur den Tod der schlafenden Bewohner gefordert, was schon schlimm genug ist, die Wucht hat meinen Vater zurückgeschleudert und ihm die Fähigkeit zu Gehen g e nommen.“ Traurig erinnerte sich Beth an die vielen Male, in denen sie gehört hatte, wie Jake an seinen Gehversuchen gesche i tert war. „Kein Wunder hat er immer so verbissen darum g e kämpft, wieder gehen zu können. Dann dürfen wir Pierre Cl e ment nicht vergessen. Er wurde schliesslich auch noch ungefähr zur selben Zeit tot aufg e funden.“
    „ Der Herzfeh ler.“
    „ So sagen die Berichte, ja.“
    „Aber du darfst nicht vergessen, dass wir nicht sicher wissen ob es sich bei P. Clement um Pierre hande l te.“
    „Es deutet aber alles darauf hin.“ Beth legte gerade ihren Kaffe e löffel zur Seite, als e rneut die Kelln e rin an den Tisch trat und nach dem Essen fragte . Beide entschieden sich nach einem kurzen Blick auf die Schi e fertafel, die neben der Theke an der Wand hing, für den frischen Thunfischauflauf und S a lat.
    „Langsam ergibt sich tatsächlich ein Bild. Jetzt müssten wir nur noch an die Gerichtsakten von damals kommen“ , n ahm Beth das Gespräch wi e der auf.
    „Das hat noch etwas Zeit. Eigentlich wissen wir doch schon alles R e levante aus den Zeitungsartikeln.“
    „ Weiss t du , was mir auch noch so schwer fällt zu glauben?“ Ve r tra u ensvoll lehnte sich Beth nach vorne und schaute Silvan aus zusa m mengekniffenen Augen an. „Die Sache mit Henry.“
    „Meinst du, die Affäre?“
    „Das hängt damit zusammen, ja. Ich meine, Dina hatte alles mite r lebt und trotzdem kehrte sie hierher zurück und fängt eine Bezi e hung mit dem Mann an, der damals unter anderem Schuld daran trug , dass meine Familie überhaupt we g ging.“
    „Sie gingen alle berei ts zusammen auf die Schule. Weiss t du , was ich denke?“ Beths Blick genügte, damit Silvan fortfuhr. „Ich gla u be, dass Henry schon damals hinter Dina her war. So wie sich di e Geschichte deiner Familie lie st, genoss sie immer Ruhm und A n sehen. Aber vor allem hatte sie auch Geld. Bei Henry war es das genaue Gegenteil. Dina hätte sich also unter ihrem Stand liiert, was möglicherweise deinem Gros s vater gegen den Strich ging. Ein Klassiker. Reich trifft Arm, die grosse Liebe stellt sich ein, darf aber nicht ausgelebt we r den.“
    „Klingt wie ein kitschiger Roman und nicht wie die Geschichte meiner Familie. A ber erzähl weiter.“
    „Henr y ist gekränkt und schwört Rache. Aber nicht irgendwie.“ Si l van trank einen Schluck Kaffee bevor er fortfuhr . „Er wollte deinen Gros s vater dort treffen, wo es am meisten schmerzte. Die Liebe zu seinen Kindern. Es ist klar, dass Henry damals Dina nichts antun wollte , aber da waren immer noch die beiden Brüder, Jake und Pierre. Stell dir folgendes Szenario vor . D urch harte A r beit, viel G e duld und geschickte Investitionen erarbeitete sich Henry einen gewissen Rang und N a men, kaufte sich ein marodes Stadthaus und

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