Wenn nichts mehr ist, wie es war
Ordnung. Das meiste habe ich selbst ren o viert und auch eingerichtet. Deshalb stört es mich nicht, wenn jemand von der Ne u gier de gepackt wird und mein Werk betrachtet. Ich bin selbst ziemlich stolz darauf, weil ich glaube, dass es mir gut g e lungen ist. Ich jede n falls fühle mich wohl hier und das ist die Haupts a che.“
„Was meinst du mit ‚du hast das selbst gemacht’?“ Das hatte Beth nun wirklich nicht erwartet. Der u n nahbare Kämpfer gegen das Unrecht hütet offenbar nicht nur Gesetze sondern auch einige u n geahnte Talente und G e heimnisse.
„Nun, meditieren liegt mir nicht besonders, ich schlafe i m mer ein. Das ist zwar auch eine Form zur Ruhe zu kommen, aber es ist wenig konstruktiv. Also habe ich mir eine nützlichere Beschäft i gung zum Abschalten gesucht und das Heimwerken g e funden.“
„ Dann bist du also mit Rohre verlegen, Wände anstrei chen und Schränke z immern beschäftigt, wenn du gerade niemanden aus vergasten Wohnungen re t test?“
„Nicht nur. E s gehört auch Kamine m auern, Wasserrohre verl e gen, Elektrogeräte einbauen sowie a n schliessen und noch vieles mehr dazu.“ Jérémie klopfte mit dem Fingerknöchel gegen den Küh l schrank, zum Zeichen, dass es ebenfalls sein Verdienst war, das s jener voll funktionsfähig am dafür vo r gesehenen Platz stand .
Wäre Beth in einem Zeichentrickfilm, wäre jetzt der Zeitpunkt gekommen , in dem ihr sprichwörtlich die Kinnlade Herunterkla p pen würde. „Das ist nicht dein E rnst. Diesen Kamin hast du g e baut? Wurde der von der Feuerpolizei abgenommen oder hoffst du einfach, dass du das korrekt gemacht hast und dein Haus nicht a b fackeln wir st ?“
Jérémie setzte ihr den Kaffee unter ihre Nase. „Milch , Zucker?“ Beth schütte l te den Kopf.
„Es ist alles absolut regulär und ko r rekt abgelaufen. Aber glaube mir, unbehandelte Schieferplatten zu einem Kamin zusammenz u würfeln ist kein einfaches Unterfangen. Aber es hat Spass g e macht.“
Anerkennend nickte Beth. Es hätte sie sehr interessiert, ob vie l leicht die eine oder andere Frauenhand mi t gewirkt hatte. Aber sie rief sich zur Ordnung und erklärte ihrer Neugier de , dass es sie nichts anging. Ab gesehen davon gab es wirklich W icht i geres zu tun.
„Diese sensationelle Küche ist aber sicherlich nur Attra p pe. Kühn wie ich bin, glaube ich dir, dass du mit dem Zementrührstab u m gehen kannst, aber Mixer und Kochlöffel? Sei nicht b e leidigt, aber das traue ich dir nicht zu. Oder macht deine Küche alle s selbst? Soviel Knöpfe wie man hier drücken kann, würde ich das sogar noch glauben.“ Es war ein plumper Versuch doch einige Inform a tionen über die Dame des Ha u ses zu erhalten.
„Leider habe ich auf meiner langen Suche keine selbstkochende Küche gefunden. Das ist aber natürlich oberste Priorität gewesen. Am Ende habe ich mich dann für dieses Modell entschieden, weil ich mir dac h te, dass eine Küche komplett ohne Geräte optisch nicht unb e dingt das ist, was man ein Juwel nennt.“
Zu Beths Leid schien der erprobte Polizist in jeder Beziehung nicht auf den Kopf g e fallen und auch jetzt nicht bereit zu sein in diese Falle zu tappen. So herrlich dieses Geplänkel für Ablenkung von den schw e ren Themen sorgte, befand es Beth nach dieser Niederlage nun doch für an der Zeit, sich um die anstehe n den Probleme zu küm mern, welche sie ohne U m schweife in Angriff nahm.
„Wann kann ich wieder in meine Wo h nung?“
„Hoppla, so etwas nennt man wohl einen Themenwechsel. Bist du jetzt darauf gekommen, weil dich me i ne Küche an deine erinnert? Nein, im Ernst. Ich weiss es nicht. Und was ich dich sowieso fr a gen wollte: Wie geht es dir überhaupt? Gestern lagst du noch b e wusstlos auf dem Sofa und heute läufst du wieder frei herum und machst Scherze über meine K ü che und alles ohne ein klagendes Wort .“
„Öffentlich leiden liegt nicht in meiner Natur, auch wenn du mir das nach den letzten Tagen vielleicht nicht glaubst. Aber zu deiner Beruh i gung, es geht mir wirklich gut. Der Arzt hat gesagt , es sei alles in O rdnung, also habe ich schnellst möglich die Entlassung s papiere unte r schrieben. Nur habe ich jetzt das Problem, dass ich ohne Übernachtungsmöglichkeit und ohne Kleidung dastehe. B e vor ich aber ein Zi m mer anmiete und neue Sachen kaufe, dachte ich, ich frage nach, wann ich wieder in die Wo h nung kann. Und jetzt, da ich die Antwort kenne , werde ich mich als nächstes um ein Zimmer kümmern . Wie
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