Wenn nichts mehr ist, wie es war
an.
„Er glaubt, du und Dina seid darauf aus, sein Leben zu zerstören. Zu dieser Überzeugung könnte er g e langt sein, weil Dina nach langer Zeit, wieder in seinem Leben aufgetaucht ist und es grün d lich durcheinander gebracht hat. Womöglich ist er heute der Me i nung, dass Dina ihn absichtlich ins Bett lockte, um seine Ehe zu ruinieren. Als die Affäre zu scheitern droht, stirbt Dina plötzlich und du tauchst auf der Bil d fläche auf. Bisher hatte er nur von dir gehört, jetzt gehst du auf der Polizeist a tion ein und aus, wie es dir passt, du wohnst sogar bei dem ermittelnden I n specteur e . Dies dürfte in seiner Verzweiflung den Eindruck geweckte haben, dass du quasi Dinas Nachfo lge angetreten hast und Henrys L eben sy s tematisch weiter zerstören willst, indem du seiner Fam i lie einen Mord an Dina anhängst. Oder, er glaubt, dass ihr vor nichts z u rückschreckt um euer Vorhaben zu Ende zu bringen. Das wü r de bedeuten, er geht sogar davon aus, dass du Dina getötet hast, um ihm und / oder seiner Frau den Mord anhängen zu kö n nen.“
Beth war erstaunt darüber, wie Jérémie auf solche Gedanken ko m men konnte. Gleichzeitig war sie auch schockiert über seine Au s führungen. Wenn sie sich Henrys Gesicht heraufbeschwor, wie er direkt vor ihr gestanden hatte und sie bedrohte, musste sie sich eingestehen, dass alles durchaus zutreffen kon n te.
„Aber warum? Welche Motive könnte er habe n, so etwas von uns zu glauben? Wir haben ihm, soweit ich weiss, nichts Schlimmes angetan. Oder ist das so ein Psychologieding? Er kommt nicht mehr damit z u recht, dass sein Leben in Scherben vor ihm liegt, ist vollkommen überfordert und weil er Schuldg e fühle hat und die Last nicht mehr alleine tragen kann, suchte er sich jemanden , auf den er diese Verantwo r tung und die Schuld abwälzen konnte? Passenderweise sind das dann Dina und ich. Schliesslich war Dina Hauptbestandteil der Affäre, also eindeutig eine gute Mitschuld i ge. Jetzt wurde Dina ermordet und ich nehme ihren Platz als Ve r an t wortliche ein.“
„Hast du neben deinem Architekturst udium noch Psychologie b e legt?“
Beth war der Ansicht, einen Anflug von Spott in Jérémie s Stimme h ö ren zu müssen, aber sosehr sie sich auch bemühte, sie konnte nichts dergleichen herausfi l tern. „Was kuckst du so? Ich habe das sehr ernst gemeint. Diese Interpretation liegt durchaus im Bereich des Möglichen. Eine zweite Möglichkeit wäre, dass er es nie ve r kraftet hat , dass sie nach England verschwand, ohne einer Liebe s bezi e hung mit ihm auch nur den Hauch einer Chance gegeben zu haben . Dann stand sie nach so vielen Jahren wieder vor ihm mit dem Unterschied, dass diesmal er verheiratet war und sie sich in ihn verliebte. Es könnte sein, dass er se i ne Zeit gekommen sah, sich für die Abfuhr von damals zu rächen. Er ging die Beziehung mit ihr ein, wol l te sie dann beenden, doch bevor er dazu kam, den Bruch endgültig herbe i zuführen, war es schon wieder sie gewesen , die ihn verliess. Ich könnte mir vorstellen, dass das seinem Ego überhaupt nicht gut g e tan hat. Zu allem Übel ist jetzt auch noch Dinas Nichte da, die zulässt, dass Henrys Familie unter Mordve r dacht gerät. Schätzungsweise ist er stin k wütend. Sogar seine Ehe hat er für den Racheplan riskiert. Aber es hat alles nichts ge bracht, im Gegenteil; es wurde alles nur noch schlimmer. Erneut ging er als Verli e rer aus dem Spiel .“
„So gesehen fällt er wenigstens als Dinas Mörder weg “ , w arf Paul ein, der , wie immer, alles geduldig anhörte und dann seine weite r führenden Schlüsse zum Be s ten gab.
„ Stimmt, das ist wenigsten etwas. Nur hat er sich jetzt wegen ve r suchten Mordes an Beth schuldig g e macht. Ob es nun Absicht war oder nicht, es scheint tatsächlich sein Schicksal zu sein, von den Cle ment -Frauen ruiniert zu werden. Ironischerweise hat er sich den sprichwörtlichen Todesstoss selbst zuzuschre i ben.“
„Diese Theorien sind sicherlich gut und vielleicht trifft ein bis s chen von jedem zu. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass wir es nicht sicher wissen, bevor wir Henry festgenommen h a ben. Dies ist uns aber leider erst mögl ich, wenn wir in gefunden h a ben “ , g ab Paul zu bede n ken.
Jérémie nickte zustimmend. „Zuha u se ist er nicht?“
„Nein. Die Jungs, die seine Frau beschatten, haben gesagt, dass sie zuhause sei, Henry sei aber nicht au f getaucht.“
„Möglicherweise h at Henry sie angerufen und nach
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