Wenn nichts mehr ist, wie es war
geht auf Distanz halte. “
Das Auto verlor wieder an Geschwindigkeit. Beth schien die ric h tigen Worte gefunden zu haben. Dadurch mot i viert, sprach sie weiter.
„Du hast nicht versagt, schliesslich lebe ich noch , o der?“
„Ja, aber nicht meinetwegen.“
„Natürlich deinetwegen! Darf ich dich daran erinnern, dass du es warst, der mich aus der Wohnung g e holt hat?“
„Und die anderen beiden Male?“
„Habe ich mir selbst zu verdanken. Du hast mich bei dir wohnen la s sen und du hast mir gesagt, ich darf das Haus nicht verlassen. Ausse r dem hast du mir mitgeteilt, dass du mich nicht einsperrst , sondern etwas aussperrst. Und was tue ich? Dem ersten , der kli n gelt, mache ich die Tür auf. Das ist doch ziemlich fah r lässig.“
„Nein. Es war richtig dumm“ , b estätigte Jérémie ihre Aussage und schien ein w e nig ruhiger geworden zu sein.
Inzwischen war er abgebogen und sie fuhren eine kurvige Strasse entlang, die in die Abgeschiedenheit der Berge führte. Den Rest der Fahrt verbrachten sie schweigend. Beth konzentrierte sich auf die wunde r volle Umgebung. Erst, als die Strasse sich in einen Schotterweg ve r wandelte, brannten ihr wieder einige Fragen auf der Zunge, die sie aber tapfer hi n unterschluckte. Der Umgebung zufolge musste es sich bei diesem Versteck um eine ziemlich tra u rige Hütte ohne fliessend Wasser und Strom handeln. Beth malte sich b e reits aus, wie sie sich am eiskalten Wasser des Brunnens vor der Tür waschen musste. Nur schon bei der Vorstellung zitte r te sie am ganzen Körper. Dies entging Jérémie nicht. „Ist dir kalt?“
„Eh, nein, ist schon gut, das passiert manchmal.“ Beim besten Willen fiel ihr keine plausible Ausrede ein, genauso ging es ihr aber gegen den Strich, ihm ihre Horrorvorstellungen offenzul e gen .
Einige Kurven weiter, begannen sich die Bäume dann zu lichten. Angespannt schaute Beth aus dem Fen s ter. Vor ihr tat sich der Blick auf eine riesige graue Steinmauer auf. Verwundert wurde Beth Zeugin d a von, wie einige Touristen mit Fotoapparaten aus dieser Mauer herauskamen und zu ihren Mietautos z u rückkehrten. Verwirrt scha u te sie Jérémie an, der wie selbstverständlich noch ein Stück weiter an den Touristen vo r bei fuhr und das Auto dann um eine Ecke lenkte. Dort stellte er den Motor ab und stieg aus. Beth tat es ihm nach. Ihre Skepsis wuchs, als Jérémie auf die Mauer zuging. Erst bei genauerem Hinsehen konnte sie die schm a le Holztür erkennen. Sie folgte ihm und als sie neben ihm zum Stehen kam, wurde die Tür von einer Frau geöffnet, die auge n schei n lich eine Nonne war.
„Oh! Da seid ihr ja! Guten Tag , ihr Lieben, kommt herein!“ Übe r schwänglich begrüsste die Schwester die beiden Ankömmlinge m it strahlendem Gesicht, bevor sie von der Tür weg trat und so Platz zum Eintr e ten machte.
„Guten Tag.“ Mit einem warmen L ä cheln erwide rte Jérémie den Gruss der Nonne. Beth war so damit beschäftigt, den neuen G e sichtsausdruck von Jérémie zu studieren, dass sie darüber ihre Manieren vergass . Grosszügig sprang Jérémie de s halb für sie ein.
„ Schwester Johanna, darf ich ihnen Elisabeth vorste l len?“
„Es freut mich sehr , Kindchen. Ich habe gehört, was S ie alles durc h machen mussten, S ie ar mes Ding. Es ist nur gut, dass S ie jetzt ein bisschen bei uns bleiben. Die Ruhe und das Gebet werden I hnen helfen, wieder zu sich selbst zurückzufinden. Das wird I h nen bestimmt gut tun.“ Trotz der Herzlichkeit die ihr entgegeng e bracht wurde, hatte Beth das Gefühl die Flucht ergreifen zu mü s sen.
„Danke Schwester Johanna , das ist sehr grosszügig von I h nen.“ Beth lächelte die Nonne an und wandte sich dann an Jérémie . „Kann ich dich für einen kleinen Moment spr e chen?“
„Natürlich.“
Beth lenkte Jérémie aus ser Hörweite der Nonne. „Bis t d u ve r rückt geworden? Die Ruhe im Gebet finden? Was fällt dir ein, mich hierher zu bringen?“ , z ischte sie ihm aufg e regt zu.
„Beth, glaube mir, es klingt schli m mer , als es ist. Die Schwestern sind sehr nett. Und was viel wichtiger ist, du bis t hier vorerst in Sicherheit. Solange Henry noch frei heru m rennt und seine Frau nicht von jeder Schuld befreit ist, schwebst du in höchster Leben s gefahr. Ich möchte mir nicht mehr andauernd Sorgen um dich machen müssen. Ich möchte dich in Sicherheit wissen, damit ich mich voll und ganz auf die A r beit konzentrieren kann. Das hat den Vorteil, dass wir vielleicht
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