Wenn nichts mehr ist, wie es war
di e ses erfolglos e U n terfangen aufgab. In der Rekordzeit von einer Stunde erreichte er die Polizeistation und trat voller Tate n drang ein.
“Paul? Gibt es etwas Neues?“
„Nein, es hat sich noch nichts getan. Sollen wir die Frau jetzt fr a gen, ob sie etwas von Henry gehört hat?“
„Nein, wartet noch. Bedenke, wenn wir sie fragen, weiss sie, dass etwas nicht stimmt. Sie soll aber sola n ge wie möglich im Glauben gelassen werden, dass alles in Ordnung ist, damit sie ihren g e wohnten Täti g keiten nachgeht und uns vielleicht einen Grund liefert, sie zu verha f ten.“
Irene hatte das gehört und sie verstand sofort. „Wenn sie verha f tet wird und Henry gefunden und ebenfalls eingebuchtet werden kann, ist Beth wieder in Sicherheit und kann z u rückkommen. Richtig?“
Jérémie s Blick nach zu urteilen, war er im Augenblick nicht b e sonders gut auf Irenes romantische Ader zu sprechen. „Ein pote n tielles Opfer wäre ausser Gefahr gebracht, nicht mehr und nicht w e niger.“
„Ich habe nichts anderes behauptet!“ Eigentlich hätte Irene di e sem Satz noch angehängt, dass er sich schliesslich auf ihren Komme n tar hin begonnen hat te zu rechtfertigen und etwas hineininterpr e tierte. Aber diese Fussnote liess sie woh l weislich weg und zog ab.
Paul hatte sich durch die kleine Zwischenszene nicht irritieren lassen. „Könnten wir Larissa nicht anhä n gen, dass sie etwas mit dem Verschwinden ihres Mannes zu tun hat und sie aufgrund di e ses Verdachts einspe r ren?“
Anerkennend nickte Jérémie . Aus Pauls Mund waren solche Intr i gen neu. „Nein, das ist zu dünn. Wir könnten sie möglicherweise nicht lange genug hierbehalten. Diesen schleimigen A n walt dürfen wir auch nicht vergessen, der würde in Nullkommnichts hier au f tauchen.“
„Würde er nicht. Der ist auf den Bahamas oder Hawaii oder so e t was .“
„Wo? Was macht er dort?“
„Hat sich für unbestimmte Zeit w e gen Unterschlagung aus dem Staub gemacht. Die Spur verliert sich in Honol u lu.“
„Das ist jetzt ein Witz! Oder?“
„Dachte ich zuerst auch, aber es ist abs o lut ernst.“
Ungläubig suchte Jérémie nach einer ungewöhnlichen Regung in Pauls Gesicht, die ihn verraten hätte, aber es war alles unverä n dert. Das legte den Entschluss nahe, dass sich der Anwalt der Depruits tatsäc h lich ins Ausland abgesetzt hat te und ihm nicht die Pläne durchkreuzen würde. Ein e unverhofft gute Nac h richt.
„Dennoch, die Entführungsgeschichte wenden wir erst im äusser s ten Notfall an, wenn uns überhaupt nichts mehr anderes einfällt. Wo haben wir schon g e sucht?“
„Überall. Bars, Restaurants, Nischen, Winkel, Gassen, Strassen, öffentliche Verkehrsmittel usw. Sein Auto steht bei ihm zu Ha u se vor der Tür.“
„ Dann kommen jetzt die umliegenden Wälder, Grünanl a gen, Parks und all das Zeug dran. Wir müssen ihn fi n den.“
Gesagt , getan. Paul mobilisierte noch mehr Einsatzkräfte, während Jérémie froh war, über das rege Tre i ben. So hatte er wenigstens keine Zeit , über andere Dinge nachzude n ken.
Auf einmal klingelte Jérémie s Tel e fon.
„ Inspecteur , die Zielperson hat vor einiger Zeit das Haus verla s sen . In diesem Moment trifft sie sich mit einem Typen, dessen Gesicht ich nicht erkennen kann, der aber bestimmt wie ein richt i ger Arsc h kriecher aussieht. Nimmt sich selbst superwichtig, ist aber nur ein winziger Wurm in einem Gebilde, das er nicht ve r steht. “
„So denken Sie, sieht er aus?“ , h akte Jérémie nach.
„Genau so.“
„Und seit wann sind Sie Hobbypsychologe? Sag en Sie mir lieber, was es mit di e sem Treffen auf sich hat.“
„Natürlich Inspecteur . Sie gehen jetzt in eine abgeschiedene Stra s se. Mich juckt das Gefühl, dass der Kerl ein Päckchen mit sich rumschleppt, das nicht unbedingt leg a len Inh alt beherbergt. Es geht los! Melde mich wieder!“ Dann hatte der Polizist aufgelegt. Ungeduldig marschierte Jérémie auf und ab. Immer wi e der warf er einen Blick auf sein Telefon. Er hoffte auf die befreiende Nac h richt, dass Larissa in Gewahrsam genommen wurde. Als der e r sehnte Klingelton dann en d lich durch den Raum hallte , nahm Jérémie das Gespräch so hastig an, dass ihm das Telefon beinahe wieder aus der Hand g e rutscht wäre. Kurz hörte er zu und legte dann wieder auf. Angespanntes Schweigen schien sich im gesa m ten Revier auszubre i ten. Alle hoben die Köpfe und starrten Jérémie an, um zu hören, was er zu sagen
Weitere Kostenlose Bücher